3. Mai 2012
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Oder: Warum Lehrer den wunderbarsten Job haben!

Nur noch ein paar Wochen und in Chattanooga an der Bright School beginnen die Sommerferien. Fast zwölf Wochen ohne Schule: kein Wecker klingelt am Morgen, keine Hausaufgaben am Nachmittag und keine Diktate oder Prüfungen, die Schülern das Leben schwer machen, kein Unterricht vorzubereiten, kein Aufsätze zu korrigieren. Schüler, Lehrer und Eltern freuen sich wohl alle gleichermaβen auf diese wohlverdienten Ferien.

Ich bin Mutter von vier Kindern, zwei davon noch im Grundschulalter und täglich unterrichte ich Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren im Deutschunterricht der Bright School. Das heiβt, ich habe täglich das Vergnügen von dieser ganz besonderen Altersgruppe umgeben zu sein. Jeden Tag kann ich miterleben, mit welcher unbefangenen und ehrlichen Art, mit welcher faszinierenden Neugierde meine Schüler das Leben erobern und entdecken. Doch kennen wir sie eigentlich so richtig, diese Grundschulkinder, diese Wunder unserer Zeit :-)?

Zum Beispiel frage ich mich, wie es möglich ist, dass Kinder, wenn es darum geht ein Eis zu bekommen oder Fernsehen zu gucken oder Süβigkeiten an der Supermarktkasse zu erlangen, einen Wortschatz vorweisen können, der jeden Anwalt in Grund und Boden redet, jedoch, wenn es darum geht einen Aufsatz, ein Rondell oder ein Elfchen zu schreiben, sie plötzlich so gar keine Worte finden. Oder wie kommt es, dass sie geniale Comics zeichnen, detailverliebte Bilder anfertigen, jedoch beim Erlernen der Schreibschrift oder bei Abschreibübungen oder beim Schreiben von Fantasiegeschichten plötzlich Schwächeanfälle bekommen, die sich derart äussern wie „müssen wir das alles abschreiben“ oder „wie lang muss die Geschichte sein“ oder „wozu brauchen wir denn überhaupt eine Schreibschrift“.

Würde mir vielleicht jemand erklären, wie Kinder unendliche Ausdauer beim Puzzeln, Legobauen oder Basteln haben, während diese Leidenschaft zum Zusammensetzen sofort verblasst, sobald es sich um Buchstaben und Wörter handelt.

Ich werde wohl auch nie verstehen, warum ein Kind sein Arbeitsheft nicht finden kann, obwohl es auf seinem Tisch direkt vor seiner Nase liegt, jedoch sofort weiβ, wo sich sein ipod, sein Fuβball oder seine Süβigkeitenschatzkiste befindet.

Gerade darum und weil diese Altersgruppe so ganz besonders ist, werde ich meine Ferienzeit genieβen und kann jedoch jetzt schon sagen, dass ich es spätestens am Ferienende kaum erwarten kann, wieder in die Schule zu gehen: Zu sehen, wie der Sommer diese wunderbaren Grundschüler verändert hat! Ich werde mich darauf freuen, sie in einem weiteren Schuljahr zu begleiten; sie jeden Tag aufs Neue zu motivieren; sie zu unterrichten; mir aufregende Geschichten im Stuhlkreis anzuhören; und einfach nur diese Unbeschwertheit, diese simple und dennoch so bedeutungsvolle und feinsinnige Art, das Leben aus der Sicht eines Grundschuelers zu sehen, ein weiteres Schuljahr mitzuerleben und zu genieβen. Es leben die Grundschüler – Life’s greatest Mystery :)

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