In den meisten Bundesländern steht der Schuljahresbeginn kurz bevor. Für euch, liebe Lehrerinnen und Lehrer, beginnt damit wieder eine vorbereitungsintensive Zeit. Auf eurem Terminplan steht sicherlich auch der erste Elternabend. Oftmals sind Erstklässlereltern beim Blick in die neuen Lehrwerke ihrer Kinder verunsichert. Die verschiedenen Ansätze zum Schriftspracherwerb sind ihnen teilweise unbekannt oder wurden durch die Medien kritisch dargestellt.
Um den Eltern diese Verunsicherung zu nehmen, möchten wir euch einen Elternbrief zur Verfügung stellen. Es bietet sich an, diesen den Eltern zu senden; er kann inhaltlich eine Orientierung für den ersten Elternabend sein. Der Brief informiert über den schreiborientierten Ansatz, der verbunden mit dem Silbenansatz Piri 1 zugrunde liegt. Bitte versteht den Brief lediglich als Ergänzung zu mündlichen Erläuterungen.
Zudem bieten wir euch eine Schreibtabelle mit Fantasiebuchstaben an, um den Eltern die Methode näher zu bringen: Verschriftet beim Elternabend gemeinsam zwei bis drei einfache Wörter. Dabei wird deutlich, dass die Kinder die Wörter, die sie mit der Schreibtabelle schreiben, am Anfang noch nicht lesen, jedoch ohne Schwierigkeiten verschriften können.
Zur Vorbereitung des 1. Schultages haben wir auch noch einen schönen Tipp für euch: Fertigt für eure Erstklässler Namenskärtchen an, um das Kennenlernen zu erleichtern. Im Anschluss an diesen Beitrag findet ihr die Piri Namensschilder als Download (einmal zum Umhängen und einmal als Tischaufsteller). Die Namen der einzelnen Schülerinnen und Schüler könnt ihr gleich im Dokument in das Textfeld der Wordvorlage eingeben. Dann noch ausdrucken, ausschneiden und fertig.
Einen guten Start ins neue Jahr wünscht euch euer Blog-Team!
2 Kommentare
Eigentlich war ich drauf und dran, die Piri-Silbenfibel begeistert weiterzuempfehlen, weil ich in älteren Ausgaben festgestellt habe, dass sie anscheinend die einzige Silbenfibel ist, die die Silbenmarkierung nutzt, um betonte und unbetonte Silben systematisch zu kennzeichnen. Was ja den neuesten Erkenntnissen in der Schriftspracherwerbsforschung und Sprachwissenschaft entgegenkommt, dass ein enger Zusammenhang zwischen Sprachrhythmus (Prosodie) und Rechtschreibung besteht und dieser erst einen silbenbezogenen Ansatz richtig „rund“ macht. Doch jetzt habe ich mit großer Verwunderung festgestellt, dass der Satz aus älteren Elternbriefen „Die betonte Sprechsilbe ist schwarz, die unbetonten Silben sind grau gedruckt.“ im aktuellen Elternbrief fehlt und tatsächlich in den aktuellen Fibeln diese wissenschaftlich fundierte Praxis nicht mehr vollzogen wird – stattdessen werden wie bei der Konkurrenz stur abwechselnd die Silben farblich markiert, ohne auf die Betonung zu achten. Da bin ich wie aus allen Wolken gefallen! Wie kann es nur sein, dass diese Besonderheit der Piri-Fibeln, die aktueller Erkenntnis besonders nahe kommt und die Piri allen anderen Fibeln voraus hatte, wieder herausgenommen wurde?? Ist das nicht extrem rückschrittlich?! Auch z.B. auf den Seiten der Dt. Gesellschaft für Lesen und Schreiben wird empfohlen für die Leseflüssigkeit „mit einem Silbentrenner zu arbeiten, der zugleich durch eine Farbe betonte und durch eine andere Farbe unbetonte Silben kennzeichnet – ausgehend von trochäischen Zweisilbern hin zu Sätzen und Texten, um die Aussprache des Wortes adäquat hinzubekommen“ – wo finde ich jetzt Lehrwerke, die solch einen Silbentrenner verwenden???
Sehr geehrter Herr Beesk,
vielen Dank für diesen wichtigen Input. Vor ziemlich genau 2 Jahren habe ich genau dieses Thema schon einmal mit Frau Prof. Weinhold diskutiert, die in ganz ähnlicher Weise argumentiert hatte.
Ich musste ihr darauf eine leider eine etwas ernüchternde Antwort geben, die ich Ihnen in Kurzform im Folgenden wiedergeben möchte:
Als wir im Jahr 2008 mit der Piri Silbenfibel auf den Markt kamen, hatten wir das gemeinsame (und wohl etwas anspruchsvolle) Ziel, den silbischen Ansatz auf wissenschaftlich richtige Weise in unsere Lehrwerke einzubringen. Frau Prof. Löffler hatte uns wissenschaftlich begleitet und u.a. dafür gesorgt, dass wir das Silbengelenk samt Kreuzbögen farbig markieren und auch ausreichend thematisieren, ebenso wie die Markierung der betonten/unbetonten Silbe.
Als die Fibel auf den Markt kam, war ich selbst bei mehreren Veranstaltungen dabei: ein Großteil der Lehrerinnen fand die Vermittlung des Unterschieds zwischen orthografischer Silbe und Sprechsilbe nicht praktikabel. Auch die Markierung der betonten Silben wurde skeptisch gesehen. Als unsere Referenten auch noch versuchten, das Kreuzgelenk zu erklären, hatten wir – verkürzt gesagt – nach kurzer Zeit den Ruf als erklärungsbedürftiges Produkt, das man als „normale“ Lehrerin nicht versteht. Sicher werden Sie verstehen, dass das für uns als Unternehmen, das in eine neue Fibel 2-3 Jahre Entwicklungszeit, viel Aufwand, Emotion und auch Geld investiert, eine schlimme Situation war und ist.
Nachdem wir feststellten, dass alle Anstrengungen, die Piri-Fibel im Markt zu etablieren, scheiterten, gab es 2 Möglichkeiten: a) wir geben die Marke auf oder b) wir bearbeiten Piri so, wie wir glauben, dass die Fibel im Markt bessere Resonanz findet. Wir haben uns für letzteres entschieden und im Jahr 2013 erschien die 2. Generation. Diese Generation ist der von Ihnen aus wissenschaftlicher Sicht genannte „Rückschritt“, also keine Markierung der betonten Silbe mehr, kein Kreuzgelenk mehr usw.
Für uns als Verlag ist dieser Rückschritt jedoch Überlebensstrategie, denn wir stehen in der direkten Konkurrenz mit unseren Wettbewerbern. Es ist demnach gerade nicht so, wie viele denken, dass wir als Verlag die Veränderung in der Didaktik vorantreiben können, sondern umgekehrt: gehen unsere Veränderungen der Lehrkraft zu weit, entscheidet sie sich für ein anderes Konzept. Demnach ist der Grad der Innovation für uns vor allem von den Bedürfnissen der Lehrerinnen abhängig.
Abschließend schrieb ich damals Frau Weinhold, dass ich es wichtig fände, dass Hochschule und Verlag konzeptionelle Innovationen gemeinsam mit ihren Mitteln transportieren, damit sie möglichst breit in der Lehrerschaft ankommen. Ich erkenne in der Lehrerausbildung immer mehr Ansätze, die gerade im wichtigen Bereich der Rechtschreibung Fachlichkeit mit Unterrichtstauglichkeit verbinden und die Studenten wirklich auf das „Gesamtpaket Schule“ vorbereiten, z.B. auch durch Seminare zur Schulbuchanalyse oder Austausch mit Verlagen und deren Fachleuten.
Freue mich sehr auf Ihre Antwort und so sehr ich das Medium der öffentlichen Diskussion mag, könnte ich mir auch gut vorstellen, dass wir uns mal zu einem Gespräch verabreden, bei dem wir über konkrete Konzepte und Materialien sprechen können.
Herzlicher Gruß
Michael Schlienz