25. September 2015
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Schon seit einiger Zeit lächelte mich „Das wilde Wartezimmer“ aus meinem Bücherregal ungelesen an. Immer wieder stellte ich fest, dass mich dieses Buch wirklich aufforderte, es doch endlich mal zu lesen. Ich hatte auch keine rechte Vorstellung davon, was genau dieses Buch verbarg: Eine spannende Geschichte, davon ging ich aus, aber es musste noch mehr sein. Eine Klassenlektüre, die wirklich ihren berechtigten Platz im differenzierten Unterricht finden würde, das versprach ich mir vom „Wilden Wartezimmer“.

 


 

In diesem Sommer machte ich gemeinsam mit meiner Tochter Janne und meiner Mutter Urlaub in Griechenland. Urlaubszeit = Lesezeit und mit im Gepäck „Das wilde Wartezimmer“.

Da meine Tochter erst fünf Jahre alt ist, wurde dieses Buch zum Vorlesebuch und es zeigte sich schnell, dass die Geschichte wirklich spannend ist und Fantasie und Spaß an Sprache weckt. Meine Mutter und ich lasen Janne je nach Lust und Laune aus dem „Wilden Wartezimmer“ vor und abends beim Essen wurde dann der jeweilige Nichtvorleser von Janne auf den neusten Stand der Dinge gebracht. Das klappte wunderbar und ich weiß jetzt auch warum:

Das Buch ist so aufgebaut, dass es einen Rahmen für die Geschichte gibt: Das Wartezimmer mit Sprechstundenhelferin Susi Schabernack und das Behandlungszimmer von Doktor Fidelius Frohmut. Dann gibt es natürlich noch die Patienten. Besonders bei der Gestaltung der Figuren ziehe ich vor Autorin Bettina Rinderle den Hut. Die kleinen Patienten sind so unterschiedlich und haben so unterschiedliche, wirklich schwerwiegende Probleme, dass man gar nicht anders kann als mitzufühlen. Auch thematisch ist für jedes Leserinteresse etwas dabei: Ein Roboter, ein dicker Junge, ein Drache, ein Dieb, eine Gespensterprinzessin, Monster und einige andere. All diese Figuren werden am Anfang jeder Geschichte liebevoll illustriert.

Wieder zu Hause überlegte ich mir, wie dieses Buch in Leseunterricht der Klasse 1/2 c zum Einsatz kommen könnte. Ich integrierte das „Wilde Wartezimmer“ in unseren Lernweg „Lesen“. Die Kinder haben die Möglichkeit zu entschieden, über welche Patienten sie etwas erfahren möchten und wie viel sie Lesen möchten. Nicht über jeden Patienten muss etwas erfahren worden sein, um den Gesamtzusammenhang der Geschichte zu verstehen.

Bei einigen Problemdarstellungen und Behandlungen ist mehr zu lesen, bei anderen weniger. Das entscheiden die Kinder in unserer Zebraklasse selbst und bearbeiten dazu passend Arbeitsaufträge aus dem Zusatzmaterial zur Lektüre und stellen zur gegebene Zeit einen oder mehrere Patienten den Mitlernenden vor. Bei uns an der Schule gibt es eine festgeschriebene Stunde für „Soziales Lernen“, hierfür eignen sich die Darstellungen der kleinen Patienten wunderbar und regen zu Gesprächen und Lösungswegen an.

Diese Lektüre entspricht somit absolut dem Zebraprinzip: Jeder in seiner Gangart.

Liebste Grüße
Carolin Gerdom

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