9. Januar 2017
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Ein Erfahrungsbericht

Die Frage, ob es reicht, das Einmaleins nur auswendig zu lernen, ist ein viel diskutiertes Thema.

Hier kann und soll es darauf keine Antwort geben, dafür aber einige persönliche Erfahrungen als Anregung zum Nachdenken und Diskutieren, nicht nur bezogen auf das Einmaleins.

Als Redakteurin für Mathematik in der Grundschule ist es besonders spannend, die Entwicklung und den Unterricht der eigenen Kinder in der Grundschule, insbesondere im Fach Mathematik, mitzuerleben.

Wichtig war mir immer, dass der behandelte Unterrichtsstoff von meinen Kindern auch verstanden wurde. Die erzielte Note war dabei nicht unbedingt ausschlaggebend, da diese auch nicht immer die Leistungen adäquat abbildet. Dazu gibt es teilweise zu unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe und Anforderungen. Im sächsischen Lehrplan heißt es z.B.

„Leistungsbeurteilung in der Grundschule basiert auf einer sorgfältigen Analyse des Lernprozesses und der Lernergebnisse. Bei der Leistungsbeurteilung werden unterschiedliche Lernvoraussetzungen und individuelle Lernfortschritte berücksichtigt. Von besonderer Bedeutung ist eine ermutigende Leistungsbeurteilung…“

Aber was bedeutet dies genau?

Welche Kriterien werden zugrunde gelegt und worauf wird der Fokus gelegt? Auf auswendig gelernte Fakten oder auf verstandenes und angewendetes Wissen?

Zu dem Zeitpunkt, als meine Tochter in die 4. Klasse ging, wurde diese Frage von Bedeutung für uns, da es jetzt um die Bildungsempfehlung ging. Neben Bayern war zu diesem Zeitpunkt Sachsen das einzige Bundesland, in welchem es ausschließlich auf die Noten im Halbjahr der 4. Klasse ankam. Erreichte man hier im Durchschnitt eine 2,0 (errechnet aus den Noten für Mathematik, Deutsch und Sachunterricht), so bekam man die Bildungsempfehlung für das Gymnasium. Anderenfalls war der Zugang zu diesem verwehrt (außer die Norm wurde am Ende der Klasse 4 erreicht oder es wurde eine – wohl recht schwierige – Aufnahmeprüfung abgelegt).

Gleich zu Beginn des Schuljahres wurde im Mathematikunterricht ein Test geschrieben. Dabei ging es darum, in einer bestimmten Zeit viele Einmaleins-Aufgaben zu lösen. Schließlich steht im Lehrplan in Sachsen in Klasse 3 auch „Beherrschen aller Malfolgen des kleinen Einmaleins“. Nun, meine Tochter löste alle Aufgaben richtig – zumindest die, die sie schaffte. Leider war das nur die Hälfte der Aufgaben und sie erhielt die Note 4. Es war ihr bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelungen, die Aufgaben des Einmaleins zu automatisieren und diese aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Was sie allerdings beherrschte, war das Herleiten der Aufgaben auf verschiedenen Wegen, z.B. 9 mal 8 aus 10 mal 8 minus 1 mal 8 oder 7 mal 8 aus 5 mal 8 plus 2 mal 8. Nur dies braucht einfach etwas mehr Zeit.

Natürlich ist für ein erfolgreiches weiteres Lernen das gedächtnismäßige Beherrschen der Einmaleins-Aufgaben eine wichtige Voraussetzung und sollte sich auf jeden Fall an die gründliche und verständnisorientierte Erarbeitung anschließen.

Wer zu diesem Thema Anregungen sucht, dem kann ich das Buch „Einmaleins verstehen, vernetzen, merken. Strategien gegen Lernschwierigkeiten“ von Michael Gaidoschik empfehlen.

Wir würden uns über ihre persönliche Meinung und Erfahrung freuen!

PS: Zum Schuljahr 2016/17 wird übrigens die bislang geltende „strenge“ Regelung der Bildungsempfehlung in Sachsen abgeschafft, ab dann handelt es sich, wie in vielen anderen Bundesländern, wirklich nur um eine Empfehlung.

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