26. Oktober 2017
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Wenn sich die Läden mit gruseligen Verkleidungen füllen und ausgehöhlte Kürbisse vor den Hauseingängen zu sehen sind, dann weiß man: Halloween steht vor der Tür. Der Feiertag, der vor allem in englischsprachigen Ländern eine lange Tradition hat, erfreut sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit. Vielerorts sieht man am 31.10. schaurig schöne Gespenster, grausige Vampire und wilde Hexen von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu sammeln. Seit einigen Jahren mischen sich auch filigran verzierte Skelette in ausladenden Kleidern oder schicken Anzügen unter die gruselige Bande und in den Schaufenstern sieht man zur Halloween-Zeit immer häufiger bunt verzierte Totenköpfe.

Sie sind die Vorboten eines weiteren Feiertages, der sich über Mexiko und Amerika seinen Weg zu uns bahnt: der Día de los Muertos oder auch Tag der Toten, wie er übersetzt heißt.

Zeit, euch diesen besonderen Feiertag einmal näher vorzustellen. Neben ein paar Infos über den traditionellen Hintergrund des Festes haben wir noch ein Video, Kopiervorlagen und Rezepte für gruselige Naschereien für euch vorbereitet. In diesem Sinne des: Día de los Muertos!


Wie feiern die Mexikaner den día de los muertos?

„Ramon, weißt du, wo das bestickte Tuch ist, das wir immer auf den Totenaltar für Tante Tila legen? „Es ist bestimmt genau dort, wo es jedes Jahr liegt – im obersten Fach des großen Schrankes in der Küche.“ „Ja, du hast wahrscheinlich recht. Kannst du mir gleich helfen, das pan de muerto zu backen?“ „Ich komme sofort, Mama! Consuela und ich üben nur noch schnell das Lied, das wir heute Abend auf dem Friedhof singen wollen.“

So oder so ähnlich geht es wohl in allen mexikanischen Haushalten zu, wenn die Vorbereitungen für den día de los muertos auf Hochtouren laufen. An diesem Feiertag, der jedes Jahr in der Nacht vom 1. auf den 2. November gefeiert wird, gedenken die Mexikaner ihrer Verstorbenen. Und sie tun dies nicht etwa leise und andächtig, so wie wir es mancherorts an Allerseelen tun, sondern ausgelassen und farbenfroh. Schon Tage vorher sind die Auslagen der Geschäfte mit Skeletten und Totenköpfen dekoriert und Straßenhändler verkaufen leuchtend gelbe Tagetes und calaveras de dulce, grellbunt verzierte Totenköpfe aus Zuckerguss.


Jede Familie ist mehrere Tage lang damit beschäftigt, einen möglichst bunten und prächtigen Altar für ihre verstorbenen Familienmitglieder zu errichten – es gibt sogar einen offiziellen Wettbewerb für den schönsten Altar! Am Festtag selber verkleiden sich viele Mexikaner als Skelett und bemalen ihr Gesicht wie einen Totenkopf. Mädchen tragen häufig einen Kranz aus Mohnblumen im Haar.

So kostümiert, wird zunächst zu Hause am Altar die Ankunft der Verstorbenen erwartet, die sich auf den Weg gemacht haben, ihre Hinterbliebenen zu besuchen. Nach ihrer Ankunft zieht man gemeinsam auf den Friedhof, um dort an den Gräbern der Toten zu essen, zu trinken, zu tanzen und zu feiern. In den frühen Morgenstunden verabschiedet man sich dann von den Toten und jeder kehrt in seinen Alltag zurück.


Die Traditionen des Día de los Muertos werden in diesem Video im wahrsten Sinne des Wortes lebendig.


Woher kommt die Tradition?

Würde sich jemand dazu entschließen, ein ähnlich buntes Treiben in Deutschland zu veranstalten, so würde er wahrscheinlich mit abschätzigen Blicken und dem Vorwurf der Ruhestörung bedacht werden. Tanzen auf dem Friedhof? Unvorstellbar. Aber in Mexiko ist das ganz normal. Doch warum begehen die Mexikaner einen Feiertag zu einem so traurigen Anlass so bunt und fröhlich? Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, muss man etwas tiefer in die Geschichte und Kultur Mexikos eintauchen. Denn die Tradition hinter dem Día de los Muertos lässt sich bis in die Zeit der Azteken zurückverfolgen.

Die Azteken lebten sehr naturnah und beobachteten die Natur genau. Sie stellten fest, dass Naturphänomene wie der Wechsel der Jahreszeiten zwar in einem verlässlichen Abstand immer wiederkehrten, dass sich ihre Gestalt jedoch immer wieder leicht veränderte. So war der Winter zum Beispiel in einem Jahr kalt und karg, im nächsten Jahr wiederrum sehr mild. Da sie selber auch ein Teil der Natur waren, wussten die Azteken, dass auch sie einmal diese Welt verlassen müssen, nur, um dann in einer anderen Gestalt und zu einer anderen Zeit wieder zurückzukehren. Der Tod war für die Azteken also nicht das endgültige Ende des Lebens, sondern nur eine Phase im ewig währenden Kreislauf der Natur. Deswegen fürchteten sie den Tod nicht, sondern begrüßten ihn frohen Herzens.


Warum feiern auch Menschen in anderen Ländern den Día de los Muertos?

Die Eroberung Mexikos durch die Spanier führte dazu, dass die aztekische Kultur immer mehr aus dem Alltag der Bevölkerung verdrängt wurde und somit nach und nach in Vergessenheit geriet. Die positive Einstellung der Azteken gegenüber dem Tod ist jedoch noch heute in der mexikanischen Kultur verankert. Der Tod ist ein wichtiges Thema in der Literatur und der Kunst, er stellt eine beliebte Kostümierung zu Karneval dar und wird in vielen Volksliedern besungen. Somit ist er im Alltag viel präsenter als bei uns in Deutschland, wo er eher tabuisiert und aus dem Alltag ausgeklammert wird. Und gerade diese alltägliche Präsenz der Thematik führt dazu, dass die Mexikaner am Día de los Muertos so ausgelassen und fröhlich durch die Straßen ziehen und sogar auf Friedhöfen tanzen können.

Mittlerweile wird der Día de los Muertos auch in vielen Regionen im Süden der USA gefeiert. Dort leben viele Menschen mit mexikanischen Wurzeln, die ihren Bräuchen auch in der neuen Heimat nachgehen. Deshalb verschmelzen in den USA, aber auch in den großen Städten Mexikos Halloween und der Día de los Muertos immer mehr miteinander und die Traditionen hinter den beiden Feiertagen beginnen, zu verschwimmen. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass die Kinderschar, die sich an Halloween ihren Weg durch die Straßen bahnt, immer bunter und vielfältiger wird.

Halloween Kürbis

Am besten lässt sich so ein Feiertag und die dahinter stehende Tradition natürlich verstehen, indem man ihn selber feiert. Falls ihr also gerne am 1. oder 2. November ein bisschen mexikanisches Flair zu euch ins Klassenzimmer holen möchtet, haben wir hier noch zwei Rezepte für euch. So wird der Día de los Muertos auf jeden Fall ein kulinarischer Hit!

Viel Spaß beim Feiern wünscht

Kristina Meyer

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