13. Mai 2018
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Liebe Niko-Fans,

nun sind wir schon beim letzten Kapitel  angelangt. In Kapitel  8 „Bücherwurm und Computermaus“ geht es um die inhaltlichen Schwerpunkte „Bibliothek“ und „Buchvorstellung“. In der folgenden Unterrichtseinheit steht wieder die Sprachförderung im Vordergrund.


Mein Einstieg

In das neue Thema steige ich mit einer Abfrage bei den Kindern über ihre  Leseinteressen sowie über die Rahmenbedingungen für das Lesen zu Hause ein. Ich möchte wissen, was meine Schülerinnen und Schüler gern lesen und welche Titel bei den Jungs und Mädchen gerade „angesagt“ sind. Auf der anderen Seite sollen sich die Kinder ihrer eigenen Leseinteressen bewusst werden und erkennen, dass sie sich ggf. von denen anderer Kinder unterscheiden. Durch die Kommunikation über das Lesen soll ihre Lesemotivation gesteigert und die Bereitschaft gefördert werden, sich auch auf andere Bucharten oder -themen einzulassen. Im Stuhlkreis verteile ich auf dem Boden große Papierbögen mit den Überschriften:

Was liest du am liebsten?
Was ist dein Lieblingsbuch?

Zu welcher Tageszeit liest du am liebsten?

Wie lange liest du meistens?

An welchem Ort liest du am liebsten?

Die Kinder tauschen sich zu den Impulsen aus und notieren ihre Äußerungen während des Gesprächs auf den Papierbögen. Die Kinder und ich sind erstaunt über die Vielfalt der Leseinteressen.

Wir stellen fest, dass die Kinder, die zu Hause lesen, dies am liebsten abends, gemütlich in ihrem Bett tun oder dort von einem Elternteil vorgelesen bekommen.

Die Leseinteressen der Kinder sind breit gefächert.

Die Leseinteressen der Kinder sind breit gefächert.

Wir nehmen uns vor, es uns für die bevorstehende Unterrichtsreihe auch im Klassenraum gemütlich zu machen. Die Kinder wollen für die tägliche  „Schmökerzeit“ Kissen und Decken von zu Hause mitbringen und es sich auf dem Boden oder auf ihren Stühlen gemütlich machen.

Anschließend informiere ich die Kinder darüber, dass im Rahmen dieser neuen Unterrichtsreihe jedes Kind eine Buchvorstellung schreiben wird. Wir überlegen gemeinsam, wo wir unsere Buchvorstellungen in der Schule „veröffentlichen“ wollen. Die Kinder haben die Idee, damit Plakate zu gestalten und sie als „Nikos Buchtipps“ im monatlichen Wechsel in unserer Schulbücherei auszustellen. Vielleicht bekommen dann auch die anderen Kinder Lust, unsere Buchtipps zu lesen.

Im Rahmen unserer Reihe wollen wir auch einen Ausflug in die Stadtbücherei unternehmen und Kinder, die noch keinen Büchereiausweis haben, bekommen die Gelegenheit, sich mit dem Einverständnis der Eltern dort einen ausstellen zu lassen. Die Kinder sind begeistert und hoch motiviert, sich in den nächsten Wochen zu richtigen „Bücherwürmern“ zu entwickeln.


Vorbereitung

 Um die Kinder für die verschiedenen Bucharten zu sensibilisieren, bitte ich sie, im Verlauf der Woche ihr Lieblingsbuch mitzubringen. Kinder, die keine Bücher zu Hause haben, dürfen sich aus unserer kleinen Klassenbücherei ein Buch auswählen, das sie bereits kennen.

Von zu Hause bringe ich noch Märchenbücher, Gedichtsammlungen, Kochbücher, Bastelbücher und Comics mit, um möglichst viele Bucharten abzudecken und mit den Kindern in der nächsten Woche besprechen zu können.


Meine Arbeit mit dem Poster

Zu Beginn der nächsten Woche starte ich mit der Erarbeitung des Posters, wodurch der für die Unterrichtsreihe relevante Wortschatz gesichert und gefestigt werden soll. Anders als wir sonst mit den Postern im Klassenraum arbeiten, gehen wir diesmal mit den mitgebrachten und ausgesuchten (Lieblings)Büchern der Kinder in unsere kleine Schulbücherei. Ich packe meine mitgebrachten Bücher zu verschiedenen Bucharten und das Poster zu Kapitel 8 ein. In der Schulbücherei hängen wir das Poster auf und versammeln uns davor im Theaterkreis.

Erarbeitung des Wortschatzes

Die Materialien habe ich, wie im didaktischen Kommentar zu Poster 8 beschrieben, vorbereitet. Wir beginnen analog zum didaktischen Kommentar unter den Fragestellungen „Welche Personen siehst du auf dem Bild? und „Welche Gegenstände siehst du auf dem Bild?“ die Nomen mithilfe der Lupe zu finden und zu benennen. Die Wortkarten ((KV 8.3)) können wir in der Bücherei nicht aufhängen. Trotzdem notiere ich weitere Nomen, die die Kinder nennen, auf Blankokarten.

Als nächsten Schritt sprechen wir über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der auf dem Poster dargestellten Bücherei und unserer Schulbücherei. Ein großer Unterschied ist, dass es bei uns keine CDs und DVDs gibt. Das finden die Kinder sehr schade. Ich lenke die Aufmerksamkeit der Kinder noch einmal zurück auf die Regalüberschriften im Bild. Die Sortiermöglichkeiten nach „Märchen“, „Bilderbüchern“, „Tierbüchern“ und „Sachbüchern“ haben wir schon auf den Blankokarten festgehalten. In unserer Bücherei sind die Regale anders beschriftet. Also wollen wir nun gemeinsam herausfinden, welche weiteren Sortier- und Ordnungsmöglichkeiten es gibt. Dazu bitte ich die Kinder, sich in einen Sitzkreis zu setzen, ihre mitgebrachten Bücher in die Runde zu zeigen und die Titel vorzulesen. Wir überlegen, ob das jeweilige Buch zu den o. g. Möglichkeiten passt oder ob wir eine weitere Themengruppe auf den Blankokarten notieren können. So kommen beispielsweise noch „Pferdebücher“, „Detektivbücher“, „Fantasiebücher“ sowie „Zauberer- und Hexenbücher“ hinzu.

Ich zeige den Kindern noch meine mitgebrachten Bücher und wir können noch „Gedichtbücher“, „Kochbücher“, „Bastelbücher“ und „Comics“ ergänzen. Anschließend dürfen die Kinder noch ein wenig in der Schulbücherei stöbern und nach weiteren Sortiermöglichkeiten forschen.

Zurück im Klassenraum hänge ich das Poster und alle Nomenkärtchen an unsere magnetische Tafel. Auf der Fensterbank stellen wir zu jeder gefundenen Buchart ein Buch aus und heften die entsprechende Wortkarte hinzu. Als Hausaufgabe bearbeiten die Kinder Aufgabe 1 und 2 von Seite 122 im Niko Sprachbuch Klasse 2.

Am nächsten Tag treffen wir uns in der Deutschstunde wieder im Theaterkreis vor dem Poster. Die Satzkarten zu den Tätigkeiten der Personen ((KV 8.1)) und den weiteren Posterinhalten ((KV 8.2 a /b)) liegen bereit. Diesmal verfahren wir so, dass ein Kind eine Satzkarte zieht, sie vorliest und ein Kind aufruft, das den entsprechenden Bildinhalt mit der Lupe oder dem Pfeil auf dem Poster markiert. Der Satzstreifen wird dazu an die Tafel geheftet und wir verfahren genauso weiter, bis alle Bildinhalte besprochen sind.

Festigung des Wortschatzes und der Satzstrukturen

Die Bearbeitung der differenzierten Arbeitsblätter zum Poster mit der aus den vorangegangenen Kapiteln bereits bekannten Schreibaufgabe ((KV 8.4 und KV 8.5)) hebe ich mir als „Schreibanlass“ nach unserem Besuch der Stadtbücherei auf. So können die Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben oder einen Förderschwerpunkt im Bereich Lernen haben und denen es noch nicht gelingt, vollständige Sätze oder gar einen zusammenhängenden Text zu schreiben, mithilfe des gesammelten Wortschatzes zum Poster ein thematisches Cluster ((KV 8.4)) zum Büchereibesuch erstellen oder passende Sätze von den Satzstreifen abschreiben. Die anderen Kinder können entsprechend ihrer individuellen schriftsprachlichen Kompetenzen auf den Arbeitsblättern ((KV 8.5)) einzelne Sätze zum Büchereibesuch notieren oder eine ausführlichere Erlebniserzählung verfassen und dabei ihre eigene Meinung einbringen, wie ihnen der Ausflug gefallen hat.     


Buchvorstellungen

Als Vorbereitung für unsere Buchvorstellungen bearbeiten wir im Niko Sprachbuch Klasse 2 die Seite 123. Nachdem der Begriff „Klappentext“ mithilfe der Schulbuchseite erarbeitet wurde, sprechen die Kinder an ihren Gruppentischen über die Klappentexte ihrer mitgebrachten oder ausgesuchten Bücher. Die passende Arbeitsheftseite 69 bearbeiten die Kinder in der Schule. Kinder mit sprachlichen Schwierigkeiten treffen sich mit mir an einem Gruppentisch und bearbeiten gemeinsam mit meiner Unterstützung Aufgabe 1 und 2. Die leistungsstärkeren Kinder können noch Aufgabe 3 bearbeiten und einen eigenen Klappentext zu einem ihrer Lieblingsbücher schreiben. 

Nun geht es an die Auswahl eines Buches für die Buchvorstellung. Die Kinder sollen ein ihnen bisher unbekanntes Buch auswählen. Einige Kinder wollen mit dem Einverständnis der Eltern ihre Bücher untereinander tauschen. Andere Kinder haben durch unsere Gespräche in der Schulbücherei und unsere Ausstellung auf der Fensterbank Lust bekommen, genau diese Bücher zu lesen und sich ggf. an eine neue Buchart zu wagen. Wie schön!

Im Vorfeld habe ich mir in der örtlichen Kinderbibliothek Bücherkisten mit Büchern und Hörbüchern packen lassen, die aus Erfahrung der Bibliothekarin von Kindern dieser Altersklasse gern gelesen bzw. gehört werden. Für die Kinder in meiner Klasse, die noch über sehr geringe Deutschkenntnisse verfügen und sich noch mitten im Prozess des Sprach- und Schriftspracherwerbs befinden, habe ich Bilderbücher ohne Text oder mit kurzen, einfachen Sätzen ausgewählt, die aber trotzdem für das Alter inhaltlich interessant sind. Mehrere Kinder möchten sich aus diesem Fundus etwas ausleihen. Ich berate einige Kinder in Bezug auf Umfang und Schwierigkeitsgrad der gewählten Lektüre. Zwei Kinder mit deutscher Muttersprache, aber noch geringer Lesekompetenz wollen sich ein Hörbuch zu einem Kinderbuch mit großem Textumfang anhören. Ich willige ein, allerdings treffen wir die Absprache, dass die beiden Schüler ergänzend in der Schule und möglichst auch zu Hause an einem ihrem Leseniveau entsprechenden Buch weiter ihre Lesegenauigkeit und -geschwindigkeit sowie das sinnerfassende Lesen trainieren. Abgemacht!

Die Schülerinnen und Schüler erhalten im Rahmen der „Schmökerstunde“ die Gelegenheit, es sich im Klassenraum gemütlich zu machen und ihr neues Buch zu lesen bzw. mit Kopfhörern das Hörbuch zu hören. Als Hausaufgabe sollen die Kinder auch zu Hause darin weiterlesen, solange sie Lust haben.

In der nächsten Stunde betrachten wir die Buchcover und notieren auf einem Plakat untereinander die Begriffe „Titel“, „Autor/Autorin“ und „Illustrator/Illustratorin“. Nun sammeln wir Satzmuster, wie man zu den o. g. Begriffen eine Buchvorstellung schreiben könnte.

Wir notieren zu „Titel“:

  • Mein Buch heißt …
  • Der Titel meines Buches ist …
  • Der Titel meines Buches lautet …

Zum Begriff „Autor/Autorin“ halten wir an der Tafel fest:

  • Der Autor/Die Autorin des Buches heißt …
  • Das Buch … hat … geschrieben.
  • … hat das Buch geschrieben.

Zu „Illustrator/Illustratorin“ schreiben wir auf:

  • Die Bilder hat … gezeichnet.
  • Das Buch wurde von … illustriert.
  • Die Illustrationen hat … gezeichnet.

Anhand eines Buches gehen wir jeden Punkt exemplarisch durch und formulieren vollständige Sätze für den Anfang einer schriftlichen Buchvorstellung.

Nun teile ich die Kopiervorlage KV 77 zum Niko Sprachbuch aus und die Kinder füllen zu ihrem Buch die Punkte „Titel“, „Autor“ und „Illustrator“ aus und kreuzen die Buchart an bzw. ergänzen sie ggf. auf dem Arbeitsblatt. Alternativ könnte man auch die Seite 70 im Niko Arbeitsheft an dieser Stelle im Unterricht einsetzen.


Anschließend erproben die Kinder in Partnerarbeit mündlich mithilfe der Satzmuster auf dem Plakat die ersten Elemente ihrer Buchvorstellung. Ergänzend zur Kopiervorlage 77 arbeite ich mit der Seite 124 im Niko Sprachbuch 2. Sobald ein Kind sein Buch durchgelesen hat, schreibt es eine kurze Inhaltsangabe und hält fest, was ihm besonders gut an seinem Buch gefallen hat. Zusätzlich wählt es eine Lieblingsstelle aus und übt, sie flüssig und in ersten Ansätzen sprechgestalterisch vorzulesen. Die Schüler mit einem Hörbuch müssen ihre Lieblingsstelle nacherzählen und die Kinder mit einem Bilderbuch ohne Text wählen ihre Lieblingsillustration aus, die sie zeigen und ggf. schon in einfachen Sätzen beschreiben können. Kinder, die diese Aufgaben nicht selbstständig bewältigen können, unterstütze ich dabei, indem ich mit ihnen gemeinsam am Computer die Inhaltsangabe verfasse und eine Stelle zum Vorlesen oder eine Illustration auswähle. Leistungsstärkere Kinder können im Internet noch Informationen zum Autor ihres Buches recherchieren oder nach Rezensionen suchen.

Alle Kinder geben mir KV 77 zur rechtschriftlichen, grammatikalischen und inhaltlichen Korrektur ab. Dann wählen sie entweder nochmals die KV 77 oder ein Schmuckblatt aus und schreiben mit dem Tintenroller die von mir korrigierte Fassung in Schönschrift ab. Diese kleben sie auf ein Plakat. Jetzt können wir unsere monatlichen „Nikos Buchtipps“ veröffentlichen und die Plakate in der Schulbücherei ausstellen.

Nun bin ich gespannt, wie ihr mit dem Poster zu Kapitel 8 arbeitet. Ich würde mich sehr darüber freuen, von euren Erfahrungen zu hören. Schreibt mir doch mal!

Viel Erfolg mit unserem sprachsensiblen Poster-Material wünscht

Britta Seepe-Smit

Das sind die schriftlichen Buchvorstellungen von Liz und Leo sowie Tom und Mirja, die die Kinder als Grundlage für ihre mündliche Buchvorstellung genutzt und anschließend auf farbige Plakate für die Ausstellung in der Schulbücherei geklebt haben.

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