11. August 2018
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Grundsätze der Leistungsfeststellung und -bewertung nach dem neuen Kerncurriculum Niedersachsen in den Jahrgängen 3 und 4 auf einen Blick

Beim ersten Studieren des neuen Kerncurriculums ist schnell erkennbar, dass die Neustrukturierung der Notenzusammensetzung weitreichende Schritte nach sich zieht. Wie der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen zeigt, sind auch ein Jahr später noch nicht alle Fragen geklärt und es herrschen weiterhin Unsicherheiten.

  • Worin bestehen also wesentliche Veränderungen?

Im KC 2006 hieß es noch, dass zur Leistungsbewertung für das Fach Deutsch die drei Kompetenzbereiche des Deutschunterrichts

  • Sprechen und Zuhören
  • Lesen – mit Texten und mit Medien umgehen und
  • Schreiben – Texte verfassen

prozentual zu gleichen Teilen zur Benotung herangezogen werden, während die Ergebnisse des Kompetenzbereiches „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ in die drei zu bewertenden Kompetenzbereiche einfließen.

Im Rahmen der Neuausrichtung sind alle Kompetenzbereiche angemessen in die drei großen Bewertungskomponenten

  • mündliche Leistungen
  • fachspezifische Leistungen und
  • schriftliche Leistungen einzubeziehen.

Während in den Jahrgängen 1 und 2 die zu überprüfenden Kompetenzen angebahnt, vorbereitet und beobachtend überprüft werden, sind die Vorgaben für die Klassen 3 und 4 konkreter festgelegt. Dabei bilden die schriftlichen Leistungen die eine Hälfte der Zeugnisnote, die mündlichen und fachspezifischen zu gleichen Teilen die andere Hälfte. Für die konkrete Planung der Leistungsüberprüfung ergibt sich daraus die Problematik, wie sich die unterschiedlichen Kompetenzbereiche sinnvoll im Rahmen schriftlicher Lernkontrollen zusammenfassen lassen.

Curriculare Vorgaben zu den kombinierten Lernkontrollen

Hugo liest Wörterbuch

Sven Leberer

Folgende Vorgaben sind, bezogen auf die Konzeption der schriftlichen Lernkontrollen, kerncurricular einzuhalten:

  • pro Schulhalbjahr mindestens 3 Lernkontrollen
  • Berücksichtigung von drei Anforderungsbereichen (Schwerpunkt in den Bereichen I und II)
  • verschiedene Aufgabenformate
  • pro schriftlicher Lernkontrolle müssen mehrere Kompetenzbereiche kombiniert werden
  • Es soll insgesamt eine angemessene Berücksichtigung aller Kompetenzbereiche im Schulhalbjahr erfolgen (Sprechen und Zuhören, Schreibfertigkeiten, Richtig schreiben, Texte verfassen, Lesen, Sprache und Sprachgebrauch untersuchen).
  • Der Kompetenzbereich Richtig Schreiben muss in zwei schriftlichen Lernkontrollen pro Schulhalbjahr integriert werden.
  • Der Kompetenzbereich Texte verfassen kann (muss aber nicht) als einziger Kompetenzbereich alleiniger Schwerpunkt einer schriftlichen Lernkontrolle pro Halbjahr sein.
  • Die Kombination der Kompetenzbereiche in den schriftlichen Lernkontrollen und die Anteile für die Benotung legt die Fachkonferenz der jeweiligen Schule verbindlich fest.

Möglichkeiten und Grenzen der Kombination von Kompetenzbereichen bei der Konzeption schriftlicher Lernkontrollen

Rechnerisch ergibt sich aus der Anzahl der Kompetenzbereiche, bezogen auf drei schriftliche Arbeiten im Halbjahr, die Notwendigkeit, bis zu drei Bereiche innerhalb einer Lernkontrolle zu kombinieren. Um die Vorgaben sinnvoll einhalten zu können und dem Bereich des Texte Verfassens einen angemessenen Raum zu geben, könnte man die Anzahl der schriftlichen Arbeiten in einem Halbjahr durch die Fachkonferenz auf 4 erhöhen. Folgende Verteilung schlage ich für die vier Halbjahre vor:

  • Richtig schreiben, Sprache und Sprachgebrauch untersuchen
  • Lesen und Zuhören
  • Texte verfassen (Anleitung, Brief, Beschreibung, Fortsetzungsgeschichte als erzählender Text) – Durch die Verwendung sprachlicher Mittel sowie der Blick auf den Satzbau für das Textverständnis spielt der Bereich Sprache und Sprachgebrauch untersuchen hier auch eine große Rolle.
  • Richtig schreiben, Schreibfertigkeiten
Hugo ueberlegt

Sven Leberer

Unabhängig davon, dass durch die Fachkonferenz auch eine andere Verteilung festgelegt werden könnte, stellt sich für uns als Lehrkräfte die Aufgabe, bei der Auswahl der Überprüfungsaufgaben individuell zu kombinieren.


Kombinierte Lernkontrolle am Beispiel der Kompetenzbereiche „Richtig schreiben“ und „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“

Die komplexe Didaktik der deutschen Sprache lässt sich nur durch eine Kombination unterschiedlicher Aufgabenstrukturen sinnvoll überprüfen. Texte nach Ansage zu kombinieren mit unterschiedlichen Rechtschreibphänomenen, -strategien und der orthografischen Überprüfung vorgegebener Texte hat sich aus meiner Sicht als sinnvoll herausgestellt. Dieser umfassende Blick auf diesen Kompetenzbereich wird effektiv untermauert durch Aufgaben zu Wortarten und dem Aufbau von Sätzen. Gerade diese beiden Kompetenzbereiche helfen, das Verständnis für die deutsche Sprache bei den Kindern auszubilden.

So lässt sich beispielsweise die Bedeutung von Adjektiven als nähere Beschreibung von Nomen gerade durch die Beschäftigung mit Satzgliedern sinnvoll erarbeiten und überprüfen. Nur in einem solchen Zusammenhang lässt sich vermitteln, warum Adjektive in einer Wortgruppe trotz ihrer Stellung direkt nach dem Artikel klein geschrieben werden (z.B. die kleine Katze).

Eine kombinierte Arbeit lässt sich als Beispiel unter diesem Artikel herunterladen.

Ausblick

Aufgrund der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten sowie der Abhängigkeit von schulinternen Fachkonferenzbeschlüssen zu Leistungsüberprüfungen lassen sich allgemeingültige und für alle Lernsituationen passende kombinierte Lernkontrollen nicht vorgeben. Hilfestellung kann nur ein modulares System, welches auf das eingeführte Lehrwerk abgestimmt ist, bieten. In Niko steht ein entsprechender Fundus, bestehend aus diversen, editierbaren Kopiervorlagen zur Verfügung. Kollegiale Teams sind hier sehr bereichernd.

Ich wünsche viel Spaß beim Konzipieren und Zusammenstellen.

Annika Barnick

Download: Beispiel einer kombinierten Lernkontrolle


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