27. Oktober 2017
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Vor wenigen Tagen hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, kurz IQB, seine Studie IQB-Bildungstrend 2016. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im zweiten Ländervergleich , veröffentlicht.

Im Fazit der Studie IQB-Bildungstrend 2016 heißt es:

„Insgesamt ergibt der IQB-Bildungstrend 2016 für die von Viertklässlerinnen und Viertklässlern in den Fächern Deutsch und Mathematik erreichten Kompetenzen ein Bild, das teilweise auf Stabilität, teilweise aber auch auf eher ungünstige Veränderungen über die Zeit hinweist. Dies umfasst negative Trends, die bundesweit vor allem in den Kompetenzbereichen Zuhören und Orthografie im Fach Deutsch sowie im Fach Mathematik recht ausgeprägt sind. Auch innerhalb der Länder sind kaum signifikant positive Veränderungen zu verzeichnen, wobei erhebliche Unterschiede darin bestehen, welches Kompetenzniveau die Schülerinnen und Schüler im Jahr 2016 erreichen. Bei der Interpretation der Trendergebnisse ist ferner zu beachten, dass sich im Zeitraum zwischen den Jahren 2011 und 2016 in den Schulsystemen der Länder einige Veränderungen vollzogen haben.

So hat sich die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler unter anderem dadurch erhöht, dass der Anteil der Kinder mit Zuwanderungshintergrund an den Schulen im Primarbereich gestiegen ist.

Durch die Umsetzung der Inklusion besuchen zudem mehr Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine allgemeine Schule, wodurch sich die Zusammensetzung  der Schülerschaft in dieser Schulart zusätzlich verändert hat. Je nach Land waren im Untersuchungszeitraum weitere Veränderungen im Schulsystem zu bewältigen, wie beispielsweise der beginnende Generationswechsel im Kollegium der Lehrkräfte. Angesichts solcher Veränderungen kann es unter Umständen auch als Erfolg zu bewerten sein, wenn schulische Erträge stabil bleiben.“


Warum zitiere ich den Bericht so ausführlich?

Ich finde, er zeigt, wie ausgewogen das IQB die verschiedenen Einflussfaktoren einbezieht. Es wird die Inklusion genannt, die im Testzeitraum fast bundesweit umgesetzt wurde und so die Schülerklientel an den Grundschulen stark verändert hat, ebenso wie die Zuwanderung und die nicht nur dadurch angestiegene Heterogenität der Schülerschaft. Und das IQB sagt auch, dass es angesichts solcher Veränderungen auch als Erfolg gewertet werden kann, wenn das Niveau der letzten Untersuchung gehalten wurde.

Grundschulblog Schueler Unterricht IQB-Bildungstrend 2016, Studie

Wie reagieren die Länder auf die Studie?

Die IQB-Studie vergleicht ja auch Länderleistungen und natürlich waren die politisch handelnden Personen in den Ländern, die (deutlich) schlechter abgeschnitten haben als bei der letzten Untersuchung, sofort alarmiert und haben mit Pressemeldungen auf die Studie reagiert. Zwei Beispiele:

Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen fordert die neue Schulministerin Yvonne Gebauer:

„Die schlechten Ergebnisse der IQB-Studie für Nordrhein-Westfalen belegen, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Stärkung der Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen notwendig und längst überfällig ist. Für mich gehören zu bester Bildung zwingend gute Leistungen in Deutsch und Mathematik. Wir müssen daher einen ‚Masterplan Grundschule‘ erarbeiten und geeignete Maßnahmen ergreifen, die Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler in diesen wichtigen Kernfächern von Beginn an zu steigern. Daher werden wir ein Maßnahmenpaket vorlegen, das unter anderem die umstrittene Methode ‚Lesen durch Schreiben‘ begrenzen soll.“

Quelle: Ministerin Gebauer: Schlechte Ergebnisse erfordern Maßnahmenpaket

An diesem Statement der Ministerin erstaunt, dass sie im letzten Satz von einer Begrenzung der „umstrittenen Methode Lesen durch Schreiben“ spricht. Der Einsatz dieser Methode wird jedoch im IQB-Bericht gar nicht in Zusammenhang mit der Verschlechterung der Rechtschreibleistung genannt, im Gegenteil, das Thema „Lesen durch Schreiben“ kommt im gesamten IQB-Bericht gar nicht vor.


Baden-Württemberg

In ihrer Pressemitteilung schreibt die Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann zum Thema Rechtschreibung unter der Überschrift „Im Fokus: Korrekte Rechtschreibung von Anfang an“:

„Bereits im Dezember 2016 reagierte Kultusministerin Eisenmann auf das schlechte Abschneiden baden-württembergischer Schüler in der Rechtschreibung mit einem Erlass an die Grundschulen. Darin forderte sie die Lehrerinnen und Lehrer auf, von Anfang an konsequent auf eine korrekte Rechtschreibung zu achten. Um die Lehrkräfte beim Rechtschreibunterricht stärker zu unterstützen, wird derzeit ein entsprechendes Modul für die Unterrichtspraxis erstellt. Außerdem entwickelt das Kultusministerium einen so genannten Rechtschreibrahmen für die Klassen 1 bis 10, der unabhängig von den Bildungsplänen verbindliche Vorgaben für den Rechtschreibeunterricht an den Schulen macht.“

Quelle: IQB-Bildungstrend 2016: Deutsch und Mathematik in der Grundschule

Anders als in Nordrhein-Westfalen wird von der Ministerin keine spezielle Methode genannt, vielmehr appelliert sie an die Lehrkräfte, von Anfang an, also schon im ersten Schuljahr, auf korrekte Rechtschreibung zu achten.


Was bedeutet diese Forderungen aus den Ländern für uns als Verlag und unsere Deutschwerke?

Eine Begrenzung der Methode „Lesen durch Schreiben“ könnte im Extremfall bedeuten, dass bei der Schulbuchzulassung in NRW, der ja jedes Unterrichtswerk unterliegt, keine Werke mehr genehmigt werden, die sich der Methode „Lesen durch Schreiben“ verschrieben haben.

Genauso könnte die Forderung aus Baden-Württemberg dazu führen, dass in Erstklasswerken mehr Rechtschreib-Einheiten eingebaut werden müssen. Darüber hinaus kann es in beiden und anderen Ländern dazu führen, dass die Lehrpläne überarbeitet werden, um die Rechtschreibung anders bzw. noch deutlicher darin zu verankern und auch die anderen Bereiche,

in denen sich die Schwächen der Schülerinnen und Schüler gezeigt haben, also im Lesen und beim Hörverstehen neu aufzustellen.

Für uns als Verlag zeigt die Studie, dass wir mit unseren Erstklasswerken genau auf dem richtigen Weg sind, denn bereits seit einigen Jahren haben wir in all unseren Fibelwerke einen starken Fokus auf die Rechtschreibung von Anfang an gelegt. Und zugleich gibt es kein Erstklasswerke bei uns, das einseitig den Ansatz „Lesen durch Schreiben“ verfolgt.


Einige Beispiele:

Grundschulblog Deutschunterricht Niko

Niko

Die Niko-Fibel integriert Lese- und Schriftspracherwerb zu gleichen Teilen und enthält viele konzeptionelle Elemente, die den Fokus auf Richtigschreiben von Anfang an legen, wie z.B. die Wörtertrainingsseiten in jedem Kapitel, die Arbeit mit ersten FRESCH-Strategien sowie ein intensives Rechtschreib-Training im Arbeitsheft.

In den Niko Sprachbüchern wird die Intensität der Rechtschreibung ab Klasse 2 noch erhöht. Es vereint die Arbeit mit den Rechtschreibstrategien nach FRESCH mit einem intensiven Grundwortschatztraining – eine Forderung, die nach der IQB-Studie aus fast allen Bundesländern kommt.

Grundschulblog Deutschunterricht Zebra

Zebra

Zebra hat als erstes Unterrichtswerk in Deutschland die FRESCH-Strategien aufgenommen und arbeitet intensiv mit ihnen. Das Buchstabenheft PLUS für die erste Klasse bereitet die Arbeit mit den Strategien von Anfang an vor und legt bereits einen starken Fokus auf rechtschriftliche Phänomene wie ie, Doppelkonsonanten und Silbenendlaute. Die FRESCH-Strategien begleiten die Kinder bis zum Ende des 4. Schuljahres.


Grundschul-Blog Deutschunterricht Bücherwurm

Bücherwurm

Auch der Bücherwurm agiert stark mit Rechtschreibstrategien: die Fibel führt die silbische Strategie ein, ab Klasse 2 wird mit den anderen Rechtschreibstrategien wie Groß-Klein-Schreibung, Wortfamilien und Weiterschwingen, um die Auslautverhärtung zu erkennen, gearbeitet. Sehr gut einsetzbar für die Kinder ist dabei das im Sprachbuch eingehangene Strategiebändchen sowie die Strategieseiten.

Grundschul-Blog Deutschunterricht Piri

Piri

Rechtschreibung von Anfang an – das ist einer der Grundpfeiler der Piri Fibel, die seit einem Jahr auch durch das neue dreiteilige Arbeitsheft Piri 1 PLUS ergänzt wird. Sowohl in der Fibel als auch in den Arbeitsheften wird intensiv an der Rechtschreibung gearbeitet, es wird schon in der ersten Klasse ein Grundwortschatz von ca. 120 Wörtern rechtschriftlich gesichert, der auch in der Wörterliste der Fibel dokumentiert ist. Mit der Piri-Wörterkartei kann diese Rechtschreibarbeit unterstützt werden. Ab Klasse 2 setzt Piri die Rechtschreibstrategien ein und führt sie bis zum Ende des vierten Schuljahres fort.

Das gilt auch für die bayerische Ausgabe von Piri.


Grundschul-Blog Deutschunterricht Frohes Lernen Bayern

Frohes Lernen Bayern

Schon immer legte Bayern ein sehr großes Augenmerk auf die Rechtschreibung von Anfang an. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die in Bayern führende Fibel Frohes Lernen einen hohen Anteil an Rechtschreibarbeit enthält. Besonders hervorzuheben sind dabei die Seiten in jedem Kapitel, die rechtschriftliche Inhalte aus der 2. Klasse bereits im ersten Schuljahr vorentlasten.

Grundschul-Blog Deutschunterricht Oskar

Oskar

Unser Werk für die Sprachförderung, das sehr kleinschrittig vorgeht und die Buchstaben behutsam einführt. Nichtsdestotrotz legt auch Oskar großen Wert auf die Rechtschreibung, trainiert die richtige Schreibung lautgetreuer Wörter sehr intensiv und nutzt die basale Silbenstrategie intensiv.


Materialien zum Einsatz der Rechtschreibstrategien

Übrigens: Zu all unseren Werken gibt es vielfältige Unterstützungsmaterialien zum Einsatz der Rechtschreibstrategien im Unterricht, z.B.:


Mein persönliches Fazit zur Studie IQB-Bildungstrend 2016

Die nun von der Politik geforderten Fokussierungen auf die Rechtschreibung und Änderungen in der Rechtschreibarbeit haben wir in unseren Werken schon vielfach antizipiert.

Egal, für welches Werk ihr euch entscheidet oder mit welchem ihr arbeitet, seid ihr damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Das bestätigen uns auch viele Lehrerinnen und Lehrer, die mit unseren Werken arbeiten – die Kinder lernen schnell, auf die richtige Schreibung zu achten!

Habt ihr Fragen zur Rechtschreibung oder zur Arbeit mit Rechtschreibstrategien im Unterricht? Ich unterstütze euch gern – meldet euch bei mir.

Bis bald, herzlicher Gruß

euer Michael Schlienz

PS: Auch zu den Themen Lesen und Hörverstehen, die in der IQB-Studie Mängel aufweisen, werden wir uns in Kürze melden – denn auch hier enthalten unsere Werke genug Übungsmaterial!

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