20. April 2019
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mobile.schule – Fortbildung digital…

Eine Herausforderung für die Hotels in Oldenburg: Erneut hat die Tagung mobile.schule vom NLQ in Niedersachsen an der Universität Oldenburg stattgefunden – im Auftrag die Digitalisierung an Deutschlands Schulen voranzutreiben. Alle Hotels im Umkreis waren komplett belegt! Mit ca. 1000 Teilnehmern, 121 Referenten, 45 Firmen, 180 Workshops und etlichen Litern Suppe ist die „#molol“ eine der größten Lehrkräftefortbildungen zum Thema Digitalisierung an Schulen Europas. Mit Freude habe ich mich sowohl unter die Referenten als auch unter die Teilnehmenden gemischt. Am 10. März 2019 startete es bei Graupel und Schnee schon in kleiner Runde mit 100 Teilnehmern zur Kohltour. Unsere Kohlköngin und ihr Gemahl haben zu Speis und Trank im Krug gebeten mit vorherigem Boßeln in eisiger Kälte.


Keynote

Am Montag, den 11.März startete nun offiziell das große Event, der Hörsaal der Carl-Ossietzky-Universität Oldenburg war komplett belegt. Der erste Keynote-Speaker wieder eine gute Wahl: #profski, Herr Prof. Dr.  Klemens Skibicki, Professor für Economics, Marketing und Marktforschung, promoviert im Bereich Wirtschaftsgeschichte öffnet den Kollegen aus dem Bildungssektor die Augen. Mit bunten Metaphern und spannenden Thesen erklärt er, dass die Digitalisierung keine Frage, sondern bereits eine Antwort ist. Sein Vater würde hinterfragen, warum #profski denn keine Karten mehr nutze, nur noch google maps – und stellt somit die Frage in den Raum, ob die Schülerinnen und Schüler überhaupt das Kartenlesen erlernen können. Auf die Frage ins Plenum, wer noch zwei Steine fürs Feuermachen verwenden würde, meldete sich genau eine Person – mein Mann (Erzieher mit Outdooraffinität). Die Kartenfrage und der Sinn nach Erlernen altmodischer Fertigkeiten ad acta gelegt, widmet #profski sich klaren Hierarchien des Lernens: Die Lehrkraft erstellt und vermittelt die Lerninhalte, die Schülerinnen und Schüler saugen auf. Der eine ist wissend, der andere unwissend – ein klares Machverhältnis.

Screenshot Hörsaal

Ein voll besetzter Hörsaal (Quelle: twitter.com)

Und wie funktioniert es heute? Die Schülerinnen und Schüler suchen sich auf Youtube einen nicht-studierten dahergelaufenen Menschen, der ihnen besser als ihr Lehrer im Unterricht erklären kann, wie die Gewaltenteilung funktioniert. Wir müssen eine neue Rollenverteilung akzeptieren und diese für uns nutzen lernen. Es geht um das Finden, Filtern, Verifizieren oder Einordnen von Inhalten, die Vermittlung nachhaltiger Medienkompetenz. Als Wirtschaftshistoriker zeigt #profski jedoch auch Verständnis für die Anwesenden: Das war schon immer so! Wir suchen zunächst negative Haltepunkte in der Vergangenheit, bevor ich das Neue zulasse. Ein historisches Beispiel dafür sei die „Lesesucht“. Vor dieser Erkrankung wurde massiv nach Einführung des Buchdrucks gewarnt. Kinder und besonders Frauen würden an zu wenig Bewegung, Geschlechtskrankheiten und Depressionen als Folgeerscheinungen leiden. Parallelen zur weitverbreiteten These der „Internetsucht“ lassen sich ziehen. #profski endet mit der Motivation, dass wir gemeinsam die Hürde nehmen, Innovationen zulassen. Und – hoooppp.


Neue digitale Ideen… eine Auswahl.

Viele neue Ideen wurden in den unzähligen Talks und Workshops am 11. Und 12. März vermittelt. Vom ersten Einsatz von Tablets in der Schule bis hin zu 3D-Grafiken selbst erstellen oder die Animation von Sketch-Notes gab es ein breites Feld. Für jeden was!

Ich möchte euch gerne ein paar Tools und Beispiele des Events darstellen.

AR – augmented reality

Unter „augmented reality“ versteht man die Wahrnehmung der durch virtuelle Elemente erweiterten realen Welt – ggf. bekannt im Bereich Spiele durch die App „Pokemon Go“, mit der virtuelle Fantasiewesen in der realen Welt gefangen und entwickelt werden können. Diese Technik wird nun immer mehr auch für die Schule Realität. Mit der App „WDR AR 1933-1945“ hat der WDR eine virtuelle Welt geschaffen, in der die letzten Zeitzeugen als Hologramme im Klassenzimmer sitzen und ihre Geschichte erzählen (Video: WDR-App Zeitzeugen).

Screenshot AR

Hologramme im Klassenzimmer (Quelle: youtube.com)

Mit brainapse lässt sich das Gehirn des Menschen entdecken, es gibt Beschriftungen und Erklärungen, leider bisher nur auf Englisch. Doch das Potenzial dieser App zeigt, was wir in Zukunft alles können werden. Biologie zum Anfassen…

Mit Maßband (nur iOS) lässt sich die Länge von Objekten oder auch die Fläche bestimmen. Ein tolles Tool für den Mathematikunterricht für erste Erkundungen im Raum.

3D-Objekte selbst erstellen

Bei Müller & Schmidt („Erklärbrüder“) fand ich mich nun erneut im Workshop ein – diese beiden lustigen Lehrkräfte finden immer wieder neue digitale Ideen für ihren Unterricht und ihre Schülerinnen und Schüler. Auch dieses Mal hatten sie in ihrem Workshop „Zirkus digitali Re-reloaded“ ein Feuerwerk an digitalen Werkzeugen dabei, das sie vorab im Plenum des Hörsaals bereits in einer OnAir-Videoerstellung zeigten. Sie haben mir im Workshop unter anderem erklärt, wie ich selbst eine 3D-Grafik erstellen kann. Mit „QLONE“ lassen sich sämtliche Objekte einscannen. Hierfür müssen diese nur vorab auf eine Matte gestellt werden. Tipp der Erklärbrüder: Nutzt einen Drehstuhl, positioniert die Matte und das Objekt darauf und dreht den Stuhl, während ihr mit dem Smartphone einscannt. Fertig ist die 3D-Grafik! Toll.

Digitale Medien

Einsatz digitaler Medien im inklusiven Kontext (vgl. Schulz 2018, Digitale Medien im Bereich Inklusion. In: Birgit Lütje-Klose, Thomas Riecke-Baulecke & Rolf Werning (Hrsg.): Basiswissen Lehrerbildung: Inklusion in Schule und Unterricht. Grundlagen in der Sonderpädagogik. Seelze: Klett/Kallmeyer. S. 347)

Eigener Workshop: #DiKlusion

In meinem eigenen Talk und Workshop am nächsten Tag ging es wieder um das Thema #DiKlusion: Digitale Medien und Inklusion in der Schule. Die Ebenen zum Einsatz digitaler Medien im inklusiven Kontext füllte ich anhand von praktischen Beispielen aus dem Unterricht sowie anhand zahlreicher Apps, die im Workshop ausprobiert werden durften. Nicht zu vergessen an dieser Stelle: Gerade für die Umsetzung der Inklusion sind die didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrkräfte unersetzlich. Keine App und kein Programm kann diese Passung jemals erreichen, doch digitale Medien können uns in der Umsetzung der Inklusion eine enorme Hilfe sein und uns neue Wege eröffnen.

Die Auswahl an neuen Tools und Ideen ist riesig – und dies hier stellt nur einen kleinen Ausschnitt dar. Der Einsatz innerhalb des eigenen Unterrichts muss nun erst erprobt werden.


Wir warten auf die #molol20!

Mobile.schule 2019 war ein voller Erfolg. Viele neue Ideen, die nun ausprobiert werden wollen, sind bei mir angekommen. Wir warten nun sehnlichst auf die #molol20, bei der ich sehr gerne wieder zum #DiKlusion (= digitale Inklusion) unterwegs sein werde. Danke – bis zum nächsten Jahr!

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