23. März 2018
39

Stifte mit Charakter

Irgendwo ganz unten in meiner Holztruhe liegt das alte Federmäppchen mit den Marienkäfern darauf. Darin schlummert meine Buntstiftsammlung aus Kindertagen. Blau, Gelb, Violett, sogar ein mehrfarbiger Stift ist dabei. Daran erinnere ich mich zumindest. Hervorgeholt habe ich die Buntstifte schon ewig nicht mehr. Als ich noch klein war, nannten wir die dicken Stifte „Dickies“ – egal ob sie Markenware waren oder nicht. Ob ihnen das wohl gefallen hat? Darüber muss ich nachdenken, während ich „Der Streik der Farben“ lese. Denn in dem kunterbunten Bilderbuch von Drew Daywalt und Oliver Jeffers haben die Stifte Charakter. Und nicht jede Farbe fühlt sich wohl in ihrer Rolle.


Aufruhr in der Stifteschachtel

Duncan malt für sein Leben gern. Feuerwehrautos, Äpfel, Regentropfen, Frösche, Zauberhüte, Katzen … Doch irgendwann streiken seine Farbstifte. Jede Farbe schreibt ihm einen persönlichen Brief. Rot ist vollkommen ausgebrannt. Selbst an Feiertagen muss der Wachsmalstift arbeiten und Weihnachtsmänner oder Herzen malen. Lila ist eigentlich eine sehr ordentliche Farbe. Es macht sie wahnsinnig, dass Duncan immer über die Linien malt. Schwarz fühlt sich ungerecht behandelt und ist unterfordert. Warum darf er eigentlich immer nur Umrisse gestalten?

Grau dagegen erklärt Duncan, dass ihn das ganze Ausmalen von riesigen Elefanten, Buckelwalen und Nashörnern sehr erschöpft. Und Beige macht es zu schaffen, immer nur zweite Wahl zu sein. Nur Grün fühlt sich in seiner Rolle als Krokodil- und Dinosaurierkünstler pudelwohl. Allerdings macht sie sich Gedanken um ihre Freunde Gelb und Orange. Denn die beiden streiten sich darum, wer die wirkliche Farbe der Sonne ist und reden schon eine Weile nicht mehr miteinander. Duncan muss sich also dringend etwas einfallen lassen!



Gesprächs- und Schreibanlässe

„Der Streik der Farben“ hätte mir auch schon als Kind viel Freude bereitet. Da bin ich mir sicher. Der Text und die Illustrationen sind nicht nur kunterbunt, sondern geistreich und voller Humor. Und die vielen zerknitterten Briefe der unterschiedlichen Wachsmalstifte sehen aus, als wären sie von Kinderhand geschrieben worden. Das macht neugierig und schafft Nähe. Überhaupt fällt es nach dem Lesen nicht mehr schwer, sich in die Situation und die Gefühlswelt der Farben hineinzuversetzen. In diesem Sinne kann das Buch sicherlich auch Gesprächs- und Schreibanlässe für Grundschulkinder bieten:

  • Warum traut sich Rosa nicht mehr aus der Schachtel?
  • Wieso ist die Farbe Weiß so traurig?
  • Ist es gut, dass Grün sich in den Streit zwischen Gelb und Orange einmischt?
  • Und was würde ein brauner Wachsmalstift wohl auf den Brief von Beige antworten?

Sozial-emotionale Kompetenzförderung mit Augenzwinkern – und natürlich einem Herz für Wachsmaler, Dickies und Co.

Hier geht’s zur Leseprobe

„Der Streik der Farben“ von Drew Daywalt, illustriert von Oliver Jeffers © 2016 NordSüd Verlag AG, Zürich / Schweiz (ISBN 978-3314103599)
Verwendung der Illustrationen mit freundlicher Genehmigung des NordSüd Verlags.

Danke!
39 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.