22. Juli 2018
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Filmprojekt – Teil 1: Was ist ein Film

Was ist ein Film? Woher kommt der Ton und wie erstellt man seinen eigenen kleinen Film mit der Klasse? Der Umgang mit digitalen Medien ist aus dem Unterricht kaum mehr wegzudenken. Die Erstellung eines eigenen Films bietet den Kindern die Möglichkeit, sich mit den unterschiedlichsten Fragestellungen auseinanderzusetzen. So ein Film muss geplant, die Aufgaben verteilt und die Kulissen gebastelt werden. Also, Kamera: „Läuft!“, Ton: „Läuft!“ und Klappe: „Filmprojekt die Erste!“.
Unsere kleine Artikelserie „Filmprojekt“ besteht aus 3 Teilen und beschäftigt sich mit den verschiedensten Bereichen des Films – über die Filmgeschichte, die Dramaturgie, Kameraeinstellungen bis hin zum Ton im Film, Urheberrechten und letztendlich dem Filmschnitt. Darüber hinaus werden hilfreiche Methoden, Tipps, Apps und Programme vorgeschlagen, die euch bei der Projektdurchführung helfen.

Teil 1: Was ist ein Film?Teil2: Ton und Geräusche im FilmTeil 3: Filmen und Schneiden
Einführung in Mediengeschichte, Dramaturgie und Kameraeinstellungen.

Erstellung eines Daumenkinos

Ideenfindung für den Film und Erstellung eines Storyboards

Ton im Film

Geräusche sammeln, imitieren und eine Geräuschebibliothek anlegen

Vorstellung kostenloser Tools und Möglichkeiten für Tonaufnahmen

Vorstellung von kostenlosen Tools und Möglichkeiten für Stop-Motion Animation

Tipps und Tricks für das Filmen/ Fotografieren der Szenen

Zusammenfügen von Ton und Video zu einem Film.

Checkliste:

Die Kinder können sich so fächerübergreifend weiterbilden bzw. prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen festigen und erweitern:

  • Sprachliche und textuelle Vorstellungen bilden, diese kommunizieren sowie reflektieren und mit Texten und anderen Medien umgehen (Fach: Deutsch)
  • Gehörtes analysieren bzw. reflektieren, sowie ein kreativer und experimentierfreudiger Umgang mit Musik und Geräuschen (Fach: Musik)
  • Gestalterische Konzepte entwickeln, umsetzten und die eigenen Ideen kommunizieren und umsetzten (Fach: Gestalten)
  • Berechnen der Anzahl der Bilderfolge (Fach: Mathematik)
  • Gruppenarbeit, Sozialverhalten, Feinmotorik, Mediennutzung und Geschichte
Filmprojekt Figur sagt Halte Ausschau nach Tipps
Filmtipp Filmklappe

Film-Tipp: Das Filmprojekt eignet sich am besten für eine 4. Klassenstufe, eine mindestens 3-tägigen Projektwoche sollte dafür eingeplant werden. Der Themenfindung sind keine Grenzen gesetzt: Erstellt beispielsweise einen Film über die eigene Klasse, die eigene Schule, einen Film zur Klassenfahrt oder einen Abschiedsfilm der 4. Klasse der Grundschule. Hier könnt ihr mit den Kindern ihre Grundschulzeit noch einmal reflektieren oder die schönsten Momente darstellen, die ihr zusammen erlebt habt.


Filmprojekt Materialien

Materialliste für das Projekt:

  • verschiedene farbige/gemusterte Papiere A3/A2 für die Hintergründe
  • Kleber/ Stifte/ Scheren/ Musterklammern
  • weißes Papier für die Storyboards/ Daumenkino / Skizzen
  • Für Audio: Tonaufnahmegeräte oder Smartphones
  • Für Video: Digitalkamera (optional mit Laptopanschluss), Smartphones oder Tablets und eine jeweilige Halterung/ Stativ
  • einen Laptop/ PC zum Schneiden (optional auch gleich mit dem Tablet oder Smartphone)
  • 2 Lampen oder eine Lichtbox
  • großer Tisch

Was ist ein Film und aus was besteht er?

Bevor wir mit den Vorbereitungen beginnen, müssen wir erst einmal klären, was überhaupt ein Film bzw. ein Stop-Motion-Film ist und wie er entsteht.

Das ursprüngliche Wort für Filmen ist Kinematographie. Die Bezeichnung leitet sich aus dem griechischen Wort „kinema“ = „Bewegung ab und „-graphi“, was „aufzeichnen“ bedeutet. Dem entgegen steht die Fotografie oder Photographie. Dabei kommt photos ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet Licht und „-graphein“ bedeutet hier „zeichnen“.  Hierbei wird ein statischer Moment mit Licht gezeichnet,  wohingegen der Film eine Bewegung aufzeichnet. So weit, so gut. Dabei zeigt ein Film aber keine aufgezeichnete Bewegung, sondern eine schnelle Aneinanderreihung aus vielen, vielen Einzelbildern. Auf den früheren Filmrollen konnte man die vielen kleinen Bilder noch sehen. Heute werden die Kinofilme mit digitalen Kinokameras aufgenommen oder zu Hause wird mit der Digitalkamera oder dem Smartphone gefilmt.

Unser Gehirn nimmt ab ca. 16 Bilder pro Sekunde die Bilder als richtige Bewegung wahr. Ab 25 Bilder pro Sekunde ist es schon eine sehr flüssige Bewegung wie im Film. Die Bildrate hat sich mit den Jahren immer weiter erhöht, um beispielsweise Zeitraffer und Zeitlupen abzuspielen und schnelle Bewegungen aufzunehmen. Es ist mittlerweile sogar möglich 48, 92 oder 120 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Mit bestimmten“High-Speed-Kameras“ sogar 500 Mio. Bilder pro Sekunde!  Für einen Stop-Motion-Film oder Legetrickfilm braucht ihr jedoch nur 9 bis max. 12 Bilder pro Sekunde, um einen schönen Effekt zu erzielen. Heute wird viel am PC animiert. Doch es gibt noch einige Zeichentrick- oder Puppentrickfilme, die mit der Stop-Motion-Technik entstanden sind. Beispielsweise „Das Sandmännchen“ , „Shaun das Schaaf“ oder „Coraline“ (Puppentrick),  Filme wie „Küss den Frosch“ und „König der Löwen“ (Zeichentrick).

Filmprojekt Daumenkinos basteln

Um die Kinder in das Thema „Stop-Motion-Film“ einzuführen, bietet es sich an, ein Daumenkino anzufertigen. Die Schüler bekommen hier eine gewisse Vorstellung von Zeit und Aufwand. Sie sollen nicht dem Trugschluss erliegen, sie würden in drei Tagen den nächsten Disneyklassiker produzieren. Da ein Daumenkino vieler kleiner Schritte (Bilder) bedarf, ist es dem Stop-Motion Film nicht unähnlich. Die Druckvorlage für ein Daumenkino findet ihr Unten im Beitrag.

Filmtipp Filmklappe

Film-Tipp: Achtet beim Zusammentackern des Daumenkinos darauf, dass die Blätter genau übereinander liegen und einen geraden Abschluss an der Blätterkante bilden.

Checkliste:

  • Bewusstsein für das Filmemachen geschaffen
  • Daumenkino erstellt

Schritt für Schritt zum eigenen Film: 1. Die Idee und Struktur eines Films

Die Struktur oder vielmehr die Dramaturgie eines Films unterscheidet sich nicht von der einer geschriebenen oder erzählten Geschichte. Hilfreich ist es, sich beim Aufbau der Geschichte an den W-Fragen zu orientieren und die Geschichte in drei Akte zu gliedern. Die Kinder sollten in ihrem Film einen Anfang, einen Hauptteil und einen Schlussteil haben. Das 3-Akt Schema hilft dabei, einen spannenden Film zu erstellen.

Beispiel: 4. Klasse Abschluss-Film

Filmprojekt 3 Akt Struktur mit Beispiel
Filmtipp Filmklappe

Film-Tipp: Ein abstraktes Thema sowie fiktive oder geometrische Figuren/ Fantasiewesen können auch Kinder ohne große, künstlerische Ambitionen dazu bewegen, am Projekt teilzunehmen z.B. kann sich eine Schülerin oder ein Schüler auch als Rechteck oder Monster basteln.

Nachdem ihr die Reihenfolge festgelegt habt, könnt ihr die Schüler in Gruppen aufteilen, die jeweils ein Stück der Geschichte behandeln. Um genau festzulegen, was in der Szene oder Sequenz passieren soll, helfen die W-Fragen. Das heißt: Wer macht Was? , Wann?, Wo?, Wie?, Warum und  Wozu?

Beispiel: 4. Klasse Abschluss Szene 2 „Die erste Klassenfahrt“: Wer? – Klasse 2b | Was? – eine Klassenfahrt | Wann? – im Sommer | Wo/ Wohin? – auf einen Bauernhof | Wie? – mit einem Bus | Warum/ Wozu? – alle zusammen und mal keine Schule

Für die optische Filmstruktur gibt es ebenfalls Regelungen. Im Film gibt es bestimmte Kameraeinstellungen, die für Effekte und Strukturen genutzt werden können. Die Filmbildungsinitiative „FILM+SCHUHLE NRW“ hat in diesem Zusammenhang die App „Topshot“ entwickelt. Die App bietet verschiedene Einblicke in die Möglichkeiten der Filmggestaltung. So auch die Kameraeinstellungen. Hier sind die 3 wichtigsten Einstellungen für Stop-Motion Animation aufgelistet.

Totale: Zeigt eine Figur weiter weg.
Nutzen: Hauptsächlich genutzte Einstellung für Überblick, Einleitung und Bewegung.
Nah: Figur wird ab dem Oberkörper gezeigt.
Nutzen: Kann manchmal für Gespräche genutzt werden (selten).
Groß: Zeigt nur das Gesicht.
Nutzen: Wird genutzt wenn eine Figur deutliche Emotionen gezeigen soll z.B. Erstaunen (selten).
Kameraeinstellung TotaleKameraeinstellung NahFilmprojekt Kameraeinstellung Groß

Checkliste:

Appsymbol App-Tipp

Film-Tipp: TopShot ist die neue und kostenlose App der Filmbildungsinitiative FILM+SCHULE NRW. Hier können die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer spielerisch verschiedene filmische Gestaltungsmittel kennenlernen. Dazu gehören die Kameraeinstellungen, Perspektiven und Lichteinstellungen. Zudem können die Kinder erfahren, wie Musik und Schnitt die Wirkung eines Films beeinflussen können.

Checkliste:

  • Erzählstruktur erfasst
  • W-Fragen erfasst
  • Visuelle Struktur erfasst
  • Filmidee und Szenen festgelegt

Schritt für Schritt zum eigenen Film: 2. Das Storyboard

Nachdem im Schritt „Struktur eines Films“ eure Filmidee und Szenen festgehalten und die Gruppen aufgeteilt sind, geht es nun weiter mit Schritt 2, dem Storyboard (engl. story = Geschichte und board = Tafel ; „Geschichten Tafel“).

Haben sich alle auf ein Thema geeinigt, beginnen die Schüler in Gruppen, ein Storyboard für ihre Geschichte oder Teile der Geschichte zu schreiben und zu malen. Die Formatvorlage für das Storyboard findet ihr unten im Beitrag.

In einem Storyboard werden die Szenen-Bilder festgehalten. In den Gruppen entstehen so zu jeder Sequenz 2 bis 4 Storyboard-Blätter. Hier muss nicht genau darauf geachtet werden, dass das Bild schön gemalt ist, sondern es kommt darauf an, welche Informationen daneben eingetragen werden. Dazu legt ihr fest, in welcher Einstellung die Szene fotografiert wird (siehe Kameraeinstellungen).

Danach zeichnen die Schüler ihre Figuren in das Feld und schreiben daneben, was in der Szene getan und gesagt werden soll, welche Geräusche darin vorkommen können und was für Hintergründe und Requisiten benötigt werden. Am Ende überlegt ihr, wie lange die Szene dauern soll und rechnet aus, wie viele Bilder für die Szene benötigt werden (9-12 Bilder pro Sekunde).

Filmprojekt Storyboard ausgefüllt
Filmtipp Filmklappe

Film-Tipp:

Länge der Szene: 4 Sekunden
Bilder pro Sekunde: 9 Bilder
Rechnung: 4 X 9 = 36

Ihr braucht somit ungefähr 36 Bilder für 4 Sekunden bei 9 Bildern pro Sekunde. Bei einem Spielfilmen sind es oft mindestens 25 Bilder pro Sekunde also 4 x 25 =?…

Checkliste:

  • Storyboard erstellt
  • Materialliste angelegt
  • Geräusche Liste angelegt

Schritt für Schritt zum eigenen Film: 3. Figuren und Hintergründe basteln

Nun können die Kinder in ihren Gruppen die Kulissen und Figuren basteln. Dafür können die Utensilien und Hintergründe aus dem Storyboard unter den Kindern aufgeteilt werden.

Wichtig ist: NICHTS, WAS SICH SPÄTER BEWEGEN SOLL, DARF AUFGEKLEBT ODER AUFGEMALT SEIN! Das klingt zwar sehr selbstverständlich, wird jedoch auch schnell mal vergessen. Hierfür gibt es ein schönes Video im Internet, welches ihr euch vor den Bastelarbeiten anschauen solltet, damit so etwas nicht passier. Videolink:“Wie macht man einen Legetrickfilm“

Während einige Schüler basteln, können andere schon auf die Jagd nach den Geräuschen und Tönen gehen (Filmprojekt – Teil 2: Ton und Geräusche im Film).

Filmprojekt Figur mit verschiedenen Augen und Mündern

Checkliste:

  • Prinzip der Stop-Motion Animation verstanden
  • Kulissen und Figuren gebastelt

Es geht weiter!

In Teil 2 des Filmprojektes geht es weiter. Ihr bekommt einen Einblick in die Geräusche und Töne im Film. Dazu gibt es wieder hilfreiche Tipps und Tricks für eure Umsetzung.

Filmprojekt Figur sagt es geht weiter mit Teil 2
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