Filmprojekt – Teil 2: Ton und Geräusche im Film
Der Blogbeitrag „Filmprojekt“ besteht aus 3 Teilen und beschäftigt sich mit den verschiedensten Bereichen des Films – über die Filmgeschichte, die Dramaturgie, Kameraeinstellungen bis hin zum Ton im Film, Urheberrechte und letztendlich dem Filmschnitt. Darüber hinaus werden hilfreiche Methoden, Tipps, Apps und Programme vorgeschlagen, die euch bei der Projektdurchführung helfen.
Teil 1: Was ist ein Film? | Teil2: Ton und Geräusche im Film | Teil 3: Filmen und Schneiden |
---|---|---|
Einführung in Mediengeschichte, Dramaturgie und Kameraeinstellungen. Erstellung eines Daumenkinos Ideenfindung für den Film und Erstellung eines Storyboards | Ton im Film Geräusche sammeln, imitieren und eine Geräuschebibliothek anlegen Vorstellung kostenloser Tools und Möglichkeiten für Tonaufnahmen | Vorstellung von kostenlosen Tools und Möglichkeiten für Stop-Motion Animation Tipps und Tricks für das Filmen/ Fotografieren der Szenen Zusammenfügen von Ton und Video zu einem Film. |
Checkliste:
Die prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen und eine Materialliste findet ihr im Filmprojekt – Teil 1: Was ist Film?
Film-Tipp: Das Filmprojekt eignet sich am besten für eine 4. Klassenstufe, in einer mindestens 3-tägigen Projektwoche. Erstellt beispielsweise einen Abschiedsfilm der 4. Klasse der Grundschule. Hier könnt ihr mit den Kindern ihre Grundschulzeit noch einmal reflektieren oder die schönsten Momente darstellen, die ihr zusammen erlebt habt.
Wie kommt der Ton zum Film?
Ein Film ohne Geräusche und Musik ist schon sehr seltsam. Man merkt sofort, dass etwas fehlt, denn der Ton vermittelt viele Gefühle und Emotionen. Meist passiert es ganz unbemerkt. Wird die Musik langsam schneller, signalisiert dies, dass gleich etwas passiert. Auf die Weise lässt sich Spannung aufbauen. Durch die Musik können die Filmemacher beeinflussen, wie wir einen Film wahrnehmen, ob man ihn gruselig, lustig oder romantisch findet.
Um zu zeigen, wie viel Einfluss die Musik auf die Stimmung im Film hat, haben Schülerinnen und Schüler eine kleine Verfolgungsjagd aufgenommen und drei verschiedene Arten von Musik daruntergelegt. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Szenen wirken. Seht euch den Video-Clip mit euren Schülerinnen und Schülern an und sprecht darüber, wie ihr die Szenen wahrgenommen habt (Videolink: „Verfolgungsjagt“). Die Filmbildungsinitiative „FILM+SCHUHLE NRW“ hat in diesem Zusammenhang die App „Topshot“ entwickelt. Die App bietet verschiedene Einblicke in die Möglichkeiten der Film- und Tongestaltung.
App-Tipp: TopShot ist die neue und kostenlose App der Filmbildungsinitiative FILM+SCHULE NRW. Hier können die Schüler anhand einer Szene spielerisch erfahren, wie Musik und Schnitte die Wirkung eines Films beeinflussen können.
Dass die Musik extra eingespielt wird und nicht das ganze Orchester neben den Schauspielern sitzt, kann sich jeder vorstellen. Aber auch viele Geräusche und Stimmen, die im Film zu hören sind, sind nachträglich aufgenommen. Zwar wird während der Dreharbeiten der Ton mitgeschnitten, aber das reicht oft nicht aus. Viele Filme, die wir in Deutschland sehen, sind synchronisiert. Der Schauspieler oder die Schauspielerin spricht oft eine andere Sprache und der deutsche Text wird extra in einem Studio aufgenommen und darübergelegt. Diese Personen nennt man Synchronsprecher.
Bei unserem Animationsfilm müssen alle Geräusche und Stimmen extra aufgenommen werden. Die Leute, die sich um die vielen Geräusche kümmern, nennt man „Geräuschemacher“. Ihre Aufgabe ist es, unsere Ohren zu täuschen. Sie können z.B. das Kauen eines Löwen selber erzeugen, indem eine Porreestange mit den Händen zerknautscht wird oder mit Kokosnüssen Hufgetrappel nachahmen. Einem Geräuschemacher bei der Arbeit zuzuschauen ist sehr interessant. (Videolink: „Der Klang im Film und Hörspiel – die perfekte Täuschung“).
Um das Gehör für die kommenden Aufgaben zu schärfen, ist ein auditives Ratespiel eine perfekte Übung. Alle Schülerinnen und Schüler können dabei die Augen schließen und versuchen zu erraten, welche Geräusche sie hören. Im Internet gibt es verschiedene Videos oder Geräusch-Quiz-Seiten, wie zum Beispiel von „Planet Schule„. Wenn ihr nicht seht, woher die Geräusche kommen, ist es manchmal verdammt schwer, sie zu erraten. Aber es macht Spaß und schärft die einzelnen Sinne.
Checkliste:
- Geräusche erkennen, Ohren schärfen
- Filmmusik/ Filmgeräusche Verständnis
Geräusche für den Film imitieren oder ersetzen?
Nicht immer sind alle Mittel vorhanden, um die Geräusche so nachzuahmen, wie sie wirklich sind. Bei den Geräuschemachern habt ihr sehen können, dass auch sie oft in die Trickkiste greifen. Es ist jedoch nicht immer notwendig, die Originalgeräusche exakt nachzumachen. In der Filmrichtung „Cartoon“ sind die Geräusche oft ganz anders. Fliegt jemand im hohen Bogen davon, so hört ihr eine Vogelpfeife oder eine Flöte. Wird jemand gekniffen, quietscht eine Gummiente.
Viele Geräusche können mit dem Mund nachgeahmt werden, was den Schülerinnen und Schülern sicherlich viel Spaß bereitet. Um nicht wahllos Geräusche aufzunehmen, werden diese zuerst aus dem Storyboard abgeschrieben, unter den Kindern aufgeteilt und dann erst aufgenommen. (Link zum Storyboard in Filmprojekt – Teil 1: „Was ist ein Film?“).
Hier sind ein paar Inspirationen, wie einige Geräusche nachgeahmt werden können. Die vollständige Geräuscheliste könnt ihr am Ende des Beitrags runterladen.
Geräusche | Geräusch nachgeahmt mit… |
---|---|
Meeresrauschen | – Seidenpapier zerknüllen |
Donner | – Pappe/ Blech schnell schütteln oder wackeln |
Lokomotive | – Schleifpapiere rhythmisch aneinander reiben |
Äste | – Streichhölzchen vor dem Mikrofon zerknacken |
Laub | – Papier zerknüllen und leicht mit den Händen bewegen |
Jemand fliegt weg/hoch | – Vogelpfeife/ Flöte aus dem Musikraum |
Treppen hoch/ runter | – Xylophon-Schlägern einmal schnell über alle Tasten ziehen (hoch bzw. runter) |
Checkliste:
Im Internet gibt es einige, schöne Geräusche- und Soundbibliotheken, die genutzt werden können, falls euch am Ende noch Geräusche fehlen sollten. Auf der Website Medienpädagogik Open-Praxis Blog sind verschiedene Plattformen für freie Geräusche und Musik aufgelistet. Für Geräusche ist besonders die soundbible.com zu empfehlen, da hier keine Anmeldung nötig ist. Die Bibliothek von FreeMusicArchive ist sehr übersichtlich gestaltet für die Suche nach Musik. Hier sind auch Künstler mit der Kennung CC0 vertren, was bedeutet, dass der Künstler alle seiner Rechte an der Musik abgegeben hat ( Beispiel auf FMA für instrumentale Musik mit der Kennzeichnung „CC0“).
Checkliste:
- Plattformen für Geräusche und Musik finden
- Möglichkeiten Geräusche ersetzen/ imitieren
Kostenlose Tools für Audioaufnahmen
Solltet ihr ein eigenes Mikrofon besitzen, könnt ihr die Daten mit einem Kabel oder per Speicherkarte auf den PC übertragen. Ein PC wird, falls es kein Tablet mit entsprechender App gibt, am Ende definitiv benötigt, um alles zusammenzufügen. Solltet ihr jedoch kein Mikrofon besitzen, so könnt ihr euch bei Medienwerkstätten, der ansässigen Universität oder im Internet Geräte ausleihen (Kostenzwischen 15€ bis 35€ pro Tag) z.B. Kameraverleih-Deutschland.
Ansonsten reicht dafür auch ein Smartphone. Je nachdem wie die Gruppen aufgeteilt sind, benötigt ihr für die Geräuschesuche mehrere Geräte. Viele Smartphones haben ein eingebautes Mikrofon und eine vorinstallierte App, von der ihr die Audiodateien per Mail oder Kabel auf den PC übertragen könnt.
Hier noch ein paar weitere Apps, die sich auch für kleine Ton-Bearbeitungen eignen:
Verwendung | |
---|---|
App: Lexis Audio Editor (Kostenlos/enthält Werbung/enthält In-App Käufe) | Die App ist kostenlos für Apple und Android verfügbar. Sie enthält zwar Werbung und In-App-Käufe, die jedoch für die Aufnahmen nicht wichtig sind. Die Oberfläche ist übersichtlich aufgebaut. Bei den Aufnahmen könnt ihr die Tonspur sehen. Diese zeigt an, ob ihr zu laut oder zu leise gesprochen habt. Die Buttons in der App sind intuitiv aufgebaut, so können schon vorab kleine Veränderungen an der Tonspur vorgenommen werden, z.B. könnt ihr vorne und hinten etwas „abschneiden“ oder auch schneller abspielen. |
App: Aufnahmegerät (Kostenlos/enthält Werbung/enthält In-App Käufe) und die App Hokusai 2 (nur für iPhone) | Diese App ist eine kleine Erweiterung, der schon auf den meisten Smartphons installierten Audio-App. Hier können Töne vor der Übertragung auf den PC ebenfalls aufgenommen und geschnitten werden. |
Checkliste:
Film-Tipp: Wenn ihr Töne aufnehmt, sagt zu Beginn der Aufnahme, was für ein Geräusch ihr aufnehmen oder erzeugen wollt und der wievielte Versuch es ist, sonst gestaltet sich das spätere Sortieren als schwierig und ihr könnt die Aufnahmen nicht zuordnen.
Checkliste:
- Geräusche suchen und aufgenommen
- Kostenlose Möglichkeiten für Audioverarbeitung aufgezeigt
Freie Musik? – Creative Commons Lizenz
Wenn ihr vorhabt, eure Schülerinnen und Schüler selbst nach Musik und Geräuschen im Internet suchen zu lassen, ist es an dieser Stelle wichtig, über Urheberrechte zu reden. Ein Urheber hat etwas von künstlerischem Wert geschaffen. Darunter fallen Musik, gemalte Bilder, Fotos, Geräusche, Gedichte und vieles mehr. Fest steht, dass derjenige der das Bild gemalt, das Geräusch oder die Musik aufgenommen hat, der Urheber ist und somit das Urheberrecht hat.
Der Urheber kann sogenannte Lizenzen vergeben, so dass auch andere seine Musik oder Geräusche für eigene Zwecke wie z.B. Werbung benutzen können. Diese Lizenzen gibt es aber nur unter bestimmten Bedingungen. Das bedeutet, dass der Urheber bestimmen kann, wie seine Musik verbreitet werden darf. Manche verkaufen sie, andere geben ihre Musik frei unter der Bedingung, dass zumindest ihr Name genannt werden muss.
Wer also nach freier und kostenloser Musik oder Geräuschen im Internet sucht, muss daher wissen, dass diese nicht alle komplett frei und kostenlos sind. Die Mehrheit ist an solche Lizenzen, also bestimmte Bedingungen, gebunden. Diese Lieder erkennt ihr an der Kennzeichnung „CC“ was für „Creative Commons Lizenzen“ steht.
Film-Tipp: Wenn ihr nach Musik oder Geräusche für einen Film sucht, solltet ihr nach diesen Symbolen für „CC BY“ und „CC BY-SA“ ausschauhalten, da diese die meisten Möglichkeiten bieten.
Namensnennung (CC BY) Möglichkeiten: Verbreiten, Remixen, Verbessern, darauf aufbauen, kommerziell nutzen Bedingung: Urheber des Originals muss genannt werden | Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC BY-SA) Möglichkeiten: Verbreiten, Remixen, Verbessern, darauf aufbauen, kommerziell nutzen Bedingung: Urheber des Originals muss genannt werden; auf dem Werk basierende neue Werke müssen unter denselben Bedingungen (CC BY SA) veröffentlicht werden |
Checkliste:
Hinweis: Die Informationen sind nicht vollständig und sind als Empfehlungen zu verstehen. Sie ersetzten keine Rechtsberatung!Informationen/Bilder von der Seite „Creative Commons“
Wenn ihr die Musik oder euren Film für den reinen Privatgebrauch nutzen wollt, könnt ihr diese Zeichen ignorieren. Ihr solltet jedoch euren Schülerinnen und Schülern deutlich machen, dass falls sie den entstanden Film zu einem Wettbewerb schicken, ins Internet laden oder auf irgendeine andere Weise veröffentlichen möchten, diese Lizenzen wichtig sind. Sollten sie nicht eingehalten werden, ist das gegen den Willen des Urhebers und somit illegal und auch strafbar!
Checkliste:
- Bewusstsein für „kostenlose“ Musik geschaffen
- Urheberecht geklärt
- Creativ Commons Lizenz erklärt