Gemeinsames Lesen in Buchclubs
Ob Buchclub, Book Club, Lesekreis oder Lesezirkel: Gemeinsam zu lesen macht mindestens doppelt so viel Spaß, als ein Buch nur für sich zu lesen. Und im Grunde genommen, ist es ganz einfach, sich mit Gleichgesinnten auf den Weg zu machen.
Eine gute Anzahl an Leserinnen und Lesern ist eine Zahl zwischen fünf und sieben Personen. Eine Leserin bzw. ein Leser sollte „den Hut aufhaben“ und den Lesezirkel koordinieren. So koordiniert der- bzw. diejenige die Termine des Zirkels und erledigt die Kommunikation. Sinnvoll ist es, einen E-Mail-Verteiler oder einen Verteiler über einen Messenger-Dienst zu schaffen.
Ein konstituierendes Treffen klärt die Vorgehensweise. So ist es in einem meiner Leseclubs so, dass jede Teilnehmerin pro Abend mindestens ein Buch vorstellt, das sie gerade gelesen hat. In dem anderen Leseclub lesen wir häufig parallel ein Buch und tauschen uns dazu aus. Wichtig ist auch, zu besprechen, wie oft man sich treffen möchte, wo man sich treffen möchte und ob beispielsweise reihum eine Person aus dem Leseclub die Treffen beispielsweise durch Aufgaben oder durch gezielte Fragen und Impulse leitet.
Die Koordination bleibt dann dennoch bei der Person, die diese generell übernommen hat. Auch wird der Rahmen der Treffen geklärt. Bei einem Buchclub treffen wir uns abends, eine Leserin ist Gastgeberin und verantwortlich für eine kulinarische Begleitung des Abends – und die Treffen dauern dann bis in den recht späten Abend. Mein anderer Buchclub trifft sich nachmittags mit einem zeitlichen Rahmen von einer, maximal eineinhalb Stunden. Hier wird nebenbei nur eine Tasse Kaffee oder Tee getrunken.
Lektüre
Wie aber findet man die passende Lektüre? Zu einem ersten Treffen können die Leserinnen und Leser Bücher mitbringen, die sie gern gelesen haben. Sie stellen diese kurz vor und lesen ggf. eine kurze Passage daraus vor. Anschließend teilen sie die Gedanken zum Buch. Wenn man sich auf ein gemeinsames Buch einigen möchte, so kann dies einerseits im Konsens gemacht werden – oder aber eine Person ist von Treffen zu Treffen verantwortlich, ein Buch vorzuschlagen.
Diese Person führt dann beim nächsten Treffen in die Lektüre ein – das heißt, sie stellt kurz Autor bzw. Autorin und Kontext vor. Und stellt Fragen bzw. setzt Impulse zum Text
Inspirationen können Literaturempfehlungen aus Zeitschriften, Fernsehsendungen oder Podcasts sein. Aber auch Empfehlungen aus dem Freundeskreis oder einer Buchhändlerin bzw. eines Buchhändlers helfen, Bücher gezielt auszusuchen.
Ich selbst habe ein kleines Journal, in dem ich Buchtipps sammle. So kann kein Buch verloren gehen.
Gemeinsam lesen
Wir tauschen uns häufig zunächst ganz allgemein über unseren Eindruck aus. Waren wir begeistert – oder eher enttäuscht von der Lektüre? Und falls ja, wovon waren wir enttäuscht? An manchen Stellen gehen die Meinungen auseinander – und auch dies ist sehr spannend. Interessant ist es, einen Hintergrund über den Autor bzw. die Autorin zu erfahren – und über die Zeit bzw. die Situation, in der die Handlung spielt.
Impulse sind auch:
Welche Themen finden sich in der Lektüre? Auf welche Weise sprechen diese mich als Person an? Worüber würde ich gern noch mehr lesen? Welche Figur gefällt mir/ gefällt mir gar nicht? Warum? Gibt es ggf. Hörbücher und Filme zur Lektüre? Einige Verlage bieten Zusatzmaterial zur Lektüre an, die Lesezirkel verwenden können. Hierzu kann man sich auf den Webseiten der Verlage informieren.
Buchtipps 2020
Wir lesen gern auf Deutsch – ich als Englischlehrerin freue mich aber auch, die englischen Originalfassungen zu lesen. Deshalb stelle ich euch hier drei Bücher für den Spätsommer/ Herbst vor, mit denen ihr starten könnt:
Jane Austen – Emma. Coppenrath Verlag. Schmuckausgabe.
ISBN: 978-3-649-64477-5
Ein Klassiker im neuen Gewand. Die Geschichte der Emma Woodhouse findet sich hier in einer Schmuckausgabe mit zahlreichen Effekten wie Karten, Briefen, Zeitungsseiten. Und wer es nicht ganz so aufwändig möchte, Emma ist nicht nur im englischsprachigen Original als Taschenbuch erhältlich.
Angie Kim – Miracle Creek. Hanser.
ISBN: 978-3-446-26630-8
Der aktuelle Debüt-Roman von Angie Kim bietet Spannung nicht nur für Lesekreise. Es geht um zwischenmenschliche Verwicklungen, Gefühle, Geheimnisse und Verrat.
Janet Lewis – Der Mann, der seinem Gewissen folgte. dtv.
ISBN: 978-3423281904
Janet Lewis schildert einen Justizfall aus dem 17. Jahrhundert. Ebenso wie die Geschichte „Die Frau, die liebte“ von Janet Lewis. Es geht um Gewissenskonflikte, um menschliche Stärken, aber auch Schwächen. „Die Frau, die liebte“ ist auch als Taschenbuch erhältlich.
Online-Buchclubs
Wer noch keinen Buchclub hat, kann aber schon anfangen. Denn: Auch online kann man sich über Bücher austauschen. Ein englischsprachiges, abwechslungsreiches Portal mit verschiedenen Gruppen bietet: Good Reads
Lovelybooks ist ein Portal, das den Austausch auf Deutsch ermöglicht.
Socializing
Aber gerade in diesen Zeiten spüren wir, wie wichtig das Zusammensein unter Gleichgesinnten ist – das Socializing. Zwar haben wir während der Kontaktbeschränkungen unsere Büchertreffen virtuell gestaltet. Aber das erste Treffen in „analoger Form“ war einfach nur großartig! Bücher und damit auch die Themen des Lebens der Lesefreundinnen und Lesefreunde kennen zu lernen, das ist im Book Club auf besondere Weise möglich.
In einem kommenden Beitrag möchte ich Euch Möglichkeiten für Kinder- Book Clubs vorstellen. Bis dahin bin ich gespannt darauf, welche Erfahrungen Ihr mit Book Clubs gemacht habt.
Liebe Grüße
Alexandra v. Plüskow-Kaminski.
PS. Eine Aufgabe, die unsere Gastgeberin gestellt hat: Jede bringt eine Speise oder ein Getränk mit, das zur jeweiligen Lektüre passt. Keine leichte Aufgabe. Mein aktuelles Buch „City of Girls“ von Elizabeth Gilbert spielt in New York. Cheesecake vielleicht? Ich habe mich für Pink Lemonade entschieden – denn das Buch ist eins: leicht und amüsant lesbar!
