19. November 2019
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Eigene Reflexion über Sprache

Bevor es um die Sprechanlässe mit Blick auf die verschiedenen Fächer des Grundschulunterrichtes geht, ist es bedeutsam, das eigene sprachliche Handeln zu reflektieren. Denn: Wenn wir Kinder zum Sprechen motivieren möchten, dann sollten wir uns unserer wichtigen Vorbildfunktion bewusst sein.

Was bedeutet mir Sprache? Wie gehe ich selbst mit Sprache im Alltag oder auch im Unterricht um? Verwende ich diese gern facettenreich? Wie steht es um meine eigene Mehrsprachigkeit – und lasse ich diese in meinen (Unterrichts-) Alltag einfließen? Wie gehe ich mit achtsamer, vorurteilsbewusster Sprache um?

Dies sind nur einige Fragen, die wir uns von Zeit zu Zeit stellen sollten.


Vor dem Unterricht

Wortschatzkiste

Wenn ihr über eure eigene Vorbildfunktion reflektiert habt, so ist es ebenso wichtig, euch über die Situation der Kinder zu informieren. Welche Sprachen sprechen sie – und welche verstehen sie? Welchen Sprachenschatz bringen sie von daheim mit?

Mit dem Jahr der Einschulung sind nach Apeltauer rund 5.000-9.000 Wörter im aktiven Wortschatz der Erstklässlerinnen und Erstklässler vorhanden. Verstehen können sie rund 10.000-14.000 Wörter. Pro Schuljahr erwerben sie ca. 3.000 Wörter aktiv hinzu.

Quelle: Apeltauer (2014): Wortschatzentwicklung und Wortschatzarbeit. In: B. Ahrenholz/ I. Oomen- Welke (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache. In: W. Ulrich (Hrsg.)(2014): Deutschunterricht in Theorie und Praxis Bd. 9. Baltmannsweiler. S. 240

 


Rituale rund um Wörter

Im sprachsensiblen Fachunterricht geht es darum, Kindern die aktive Teilhabe von der Alltagssprache bis zur Bildungssprache zu ermöglichen. Dies gelingt beispielsweise dann, wenn Texte etwa mithilfe der einfachen Sprache leichter verständlich gemacht werden, Kinder Bilder oder weitere Anschauungsmaterialien zur Verfügung gestellt bekommen oder auch Wortspeicher mit ihnen gemeinsam erarbeitet werden.

Schöne Rituale rund um Wörter wie zum Beispiel ein tägliches Bilderrätsel in Form von Bildausschnitten (Henkel einer Tasse, Struktur des Tafelschwamms), die die Kinder einfach mit einem Tablet selbst aufnehmen können, motivieren die Kinder, sich mit Begriffen aktiv auseinander zu setzen.

Auch könnt ihr mit eurer Lerngruppe einem Wort pro Tag „auf die Spur gehen“. Die Frage „Was bedeutet das Wort?“ ermöglicht es den Kindern niedrigschwellig, sich der Wortbedeutung anzunähern. Woher kennen wir das Wort? Was macht man mit dem Gegenstand? Welche Bewegung führt man aus, wenn man …? Was ist das Gegenteil des Wortes? Welche Wörter könnten mit dem Wort verwandt sein? Im Klassenraum kann dazu ein Bildwörterbuch in Form einer Wandzeitung entstehen, die jedes Kind jederzeit sehen kann.

Bedeutsam ist es, dass ihr den Kindern mit wertschätzender Sprache begegnet. Anregungen hierfür findet ihr beispielsweise unter:


Bilderbücher

Einen besonderen Sprachenschatz in allen Fächern könnt ihr mithilfe von Bilderbüchern anbieten. Diese sind den allermeisten Kindern aus der Familie oder Kita vertraut. Das Zusammenspiel zwischen Bildern und Text erleichtert es den Kindern, sich die Handlung zu erschließen. Über die Bilder lässt es sich hervorragend ins Gespräch kommen. Wimmelbilderbücher führen facettenreich neue Wörter ein, Bilderbücher mit immer wiederkehrenden sprachlichen Strukturen erleichtern es Kindern, mitzusprechen, mehrsprachige Bilderbücher erleichtern die Reflexion über Mehrsprachigkeit und Sachbilderbücher veranschaulichen etwa komplexe Themen des Sachunterrichtes.

Dies sind meine Top 15-Bilderbücher


Mit Sprache spielen

Viele Kinder haben Spaß daran, mit Sprache zu spielen.
Bekannte Melodien lassen sich zu neuen Liedern gestalten. Zum Beispiel nach „Bruder Jakob“.

Hello xy, hello xy,

how are you? How are you?

Where do you come from ? Where do you come from?

(Antwort)

Good to know! Good to know!

Auch vielseitig anzuwenden sind mehrsprachige Kinderreime oder Zungenbrecher. Anregungen hierfür findet ihr u.a. hier:

Beliebte Zungenbrecher

In Fühlsäcken können zum Beispiel kleine Gegenstände verpackt werden. Nach und nach erfühlen die Kinder diese und benennen sie richtig. Sie beschreiben, was man damit machen kann und welche weiteren Wörter sie kennen, die verwandt sind mit dem Wort.

Rätsel sind immer wieder motivierend, um in Stunden einzusteigen. Erstellt beispielsweise Rätsel zu Tieren oder Gegenständen.

Ich bin groß.

Ich bin grau.

Ich lebe in Afrika oder in Asien.

Meine Kinder nennt man Kälber.

(Elefant)

Über den Elefanten könnt ihr dann ins Gespräch kommen. Zum Beispiel lässt sich im Sitzkreis reihum eine Geschichte erfinden. Reihum wandert ein Erzählstein im Kreis herum. Das Kind, das diesen in der Hand hat, fügt ein Wort oder einen Satz hinzu. Diese „Reihum-Geschichten“ lassen sich gut mithilfe der Sprachfunktion eines Tablets aufnehmen und immer wieder anhören.

In der Don Bosco MiniSpielothek ist ein schönes Bändchen „Die 50 besten Spiele zur Sprachförderung“ von Maria Monschein erschienen. Dies garantiert abwechslungsreiche Spielideen zum Sprechen in der Grundschule.

Wie gelingt es euch, Tag für Tag eure Schülerinnen und Schüler zum Sprechen zu motivieren? Ich freue mich auf eure Ideen!

Eure Alexandra v. Plüskow-Kaminski.


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