25. Januar 2024
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Rico – ein besonderes Kind

Rico kann zwar um Ecken denken, aber nicht um Ecken laufen, weil er sofort vergisst, um welche Ecke er gerade gelaufen ist. Weil er sich deshalb oft verläuft, bleibt er lieber zu Hause. Dass Rico anders denkt, langsamer und um Ecken herum, ist erst spät aufgefallen. Jetzt soll er bald in die Schule gehen und der Schultest steht an. Sehen, hören und auf einem Strich gehen, kann Rico prima. Aber dann soll Rico ein Dreieck zeichnen. Rico malt ein Haus, Bäume und Autos. Auf die Frage nach dem Dreieck antwortet er, es habe sich versteckt. Er denkt sich unterschiedliche Szenarien aus, warum das Dreieck gerade nicht zu sehen ist. Rico und seine Mutter sind sich einig: Diese Schule ist nichts für Rico. Aber die Mutter findet eine Schule für Kinder, die auch anders sind, genau wie Rico. Dort ist er glücklich. Immer noch verläuft er sich oft, aber seitdem sie in der Nähe der Schule wohnen, gibt es nur noch eine Ecke, um die er laufen muss, und da hat seine Mutter ein rotes Tuch um die Laterne gebunden. So weiß Rico immer genau, wo er hinmuss.


Ein einfühlsames Kinderbuch über Einzigartigkeit und Talente

aufgeschlagenes Buch

Dieses Kinderbuch von Andreas Steinhöfel (Text) und Lena Winkel (Illustrationen) aus dem Carlsen Verlag ist sehr liebevoll gestaltet. Die Bilder unterstützen die Textaussage und laden gleichzeitig zum Entdecken ein, wie z.B. bei der Assel, die über den Bürgersteig krabbelt. Die Texte in großer Schrift bestehen aus kurzen Sätzen, die gut verständlich und dem Wortschatz von Zweitklässlern angepasst sind. Steinhöfel erzählt sehr liebevoll von Rico, der langsamer und anders denkt als andere Kinder, und weckt damit Verständnis und Empathie für die vielen Kinder, denen das Lernen schwerfällt, die aber andere Talente haben, wie Geschichten erzählen, malen oder vieles andere mehr.


Unterrichtsideen

  • Einsetzbar ist das Buch vom Anfang der 2. bis zum Ende der 3. Klasse, wenn die Schülerinnen und Schüler etwas geübter im Leseprozess sind.
  • In Kleingruppen lassen sich Rätsel ausdenken, bei denen man um die Ecke denken muss. Anregungen dazu findet man auch in Rätselheften für Kinder.
  • Die Geschichte, wie Rico den Frosch erklärt und sich fast dabei in seiner Geschichte verliert, lässt sich gut als Vorlage für eine Geschichtenkette nutzen. Ein Kind beginnt und hört nach 3-4 Sätzen auf. Das nächste Kind greift das Verb (oder ein anderes Wort) des letzten Satzes auf und erzählt von da aus eine neue Geschichte. Dieses Muster wird fortgesetzt, wobei das letzte Kind mit seiner Geschichte wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren sollte.
  • Die Geschichte lässt sich auch im Rahmen eines Projektes gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern eines Förderzentrums lesen. Die Klassen könnten sich gegenseitig besuchen und sich z.B. über Interviews oder die gemeinsame Suche nach Dreiecken besser kennenlernen. Dies könnte auch dem Abbau von Vorurteilen dienen.
  • Es lässt sich auch eine philosophische Frage des Tages/der Woche einführen, denn auch Kinder im Grundschulalter können philosophieren, z.B. über die Bedeutung der Aussage „um die Ecke denken“. Was bedeutet das eigentlich? Ist es von Vorteil oder ein Nachteil, wenn man um die Ecke denken kann? In welchen Situationen ist das so?
  • Im Fach Mathematik lassen sich in der Klasse, in der Schule, auf dem Schulhof oder in der näheren Umgebung Dreiecke suchen, die Fundstelle auf einer Karte markieren (à Sachunterricht) oder aufschreiben, bei welchem Gegenstand ein Dreieck zu finden war.
  • Fächerübergreifend können die Schülerinnen und Schüler eine Schule malen, basteln oder beschreiben, die für alle Kinder eine gute Schule ist. Ideen, welche Bedürfnisse unterschiedliche Kinder haben, lassen sich im gemeinsamem Klassengespräch oder z.B. über das Placemat-Verfahren generieren.
  • Im Sachunterricht ließe sich eine Liste von Orten erstellen, die in unmittelbarer Umgebung der Schule wichtig oder in irgendeiner Form auffallend sind. Im nächsten Schritt markieren die Schülerinnen und Schüler auf einer Karte diese Orte oder zeichnen selbst eine entsprechende Karte.
  • Ricos Mutter hat einen roten Schal um die Laterne gebunden, damit Rico weiß, an welcher Ecke er abbiegen muss. Die Schülerinnen und Schüler können dazu recherchieren (in Büchern, im Internet, bei einem Unterrichtsgang), wo und welche Hinweise es gibt, damit sich Menschen besser zurechtfinden (z.B. Straßenschilder mit dem Namen der Straße, Hinweisschilder im Straßenverkehr, Tafeln mit Aufschriften an Gebäuden usw.). Sie könnten auch davon im Stuhlkreis berichten, wie sie sich Wege merken.
  • Die Begriffe „rechts“ und „links“ können mit unterschiedlichen Bewegungsspielen geübt werden.
  • Und viele andere Ideen mehr.

Infos zum Buch

Rico und die Tuchlaterne

Andreas Steinhöfel | Lena Winkel
ab 6 Jahren

„Rico und die Tuchlaterne“ von Andreas Steinhöfel ist eine neue Lektüre aus der Reihe „Einfach Lesen Lernen“ für den Unterricht mit Zweit- bis Drittklässlern, die viele Möglichkeiten für den Unterricht bietet. Dieses liebevoll geschriebene und gestaltete Buch lässt sich wegen der kurzen Sätze und dem altersgemäßen Wortschatz auch von etwas ungeübten Leserinnen und Lesern der Primarstufe gut lesen und verstehen. Es bietet aber auch eine Vielzahl von Anregungen, weiter zu denken und weckt Empathie für Kinder, die anders lernen als die Mehrzahl.

Hier geht’s zum Buch

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