24. September 2018
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ohayou gozaimasu!, Good morning! oder Guten Morgen! Wie wir hier und anderswo in den Schultag starten und wie er für die Lernenden geregelt ist, das und mehr erfahrt ihr in diesem Beitrag. Als Ergänzung zu unseren ersten Artikel Wir regeln das schon – Klassenregeln als Grundstein für erfolgreiche Unterrichtsstunden gibt euch dieser Beitrag einen knappen Einblick in internationale Schulsysteme. Seid gespannt und überrascht, mit welchen Regeln die Schüler in Fernost oder Amerika ihren Schulalltag strukturiert wissen.


Unterricht ist Unterricht – oder nicht?

Nachdem wir im vorigen Artikel über die Wichtigkeit von Klassenregeln für erfolgreichen Unterricht berichtet haben, möchten wir euch in diesem Beitrag mit ins internationale Klassenzimmer nehmen. Welche Regeln bestimmen beispielsweise an amerikanischen Schulen den Unterrichtsalltag? Und was unterscheidet insbesondere das japanische Schulsystem von unserem oder demjenigen in den USA? Lest gleich hier weiter…

ohayou gozaimasu! in Japan oder bei uns zu Lande: Guten Morgen!

Flagge Japan

Friederike Ablang, Berlin

Mit Blick auf die PISA- Studien (PISA 2015) liegt mitunter das japanische Schulsystem kontinuierlich weit vorne bei den Spitzenreitern der Testergebnisse. Japanische Schülerinnen und Schüler glänzen immer wieder aufs Neue mit Topergebnissen in den Naturwissenschaften.

Was unterscheidet den Unterricht an japanischen Schulen von unserem und welche Rolle spielen vorab festgelegte Grundsätze?

Mit einem gemeinsamen „ohayou gozaimasu“ wird an japanischen Grundschulen die Lehrperson zu Unterrichtsbeginn begrüßt. Die anschließende Verbeugung zeigt den Respekt der Schüler. Auf Süßigkeiten ebenso wie auf mitgebrachte Spielzeuge müssen die Kinder im Klassenzimmer verzichten, was auch in den meisten Bildungs- und Betreuungsinstitutionen hierzulande so gehandhabt wird.

Im Unterricht aktiv mitzuarbeiten versteht sich normalerweise von selbst, in Japan wird zur Verstärkung dieses Vorsatzes nochmal explizit im Rahmen des Regelsystems betont: Wer einschläft oder durch herumalbern den Unterricht stört, begeht ebenfalls einen Regelverstoß. Im Mäppchen der Kinder sollte sich weder ein Füller, noch ein Druckbleistift befinden.

 

Wer jetzt schon denkt, das sei allerhand, den überraschen folgende Regeln umso mehr: Das Tragen von Schmuck sowie das Färben der eigenen Haare wird in der Schule gar nicht gern gesehen! Mit Vorschriften wie diesen wird auch die Individualität eines jeden stark eingeschränkt, was bei uns nahezu unvorstellbar erscheint.

Des Weiteren wird, um den Kindern Verantwortung zu übertragen, gemeinsam angepackt, wenn es ums Wischen der Böden im Schulhaus geht! Hausmeister können demnach in den Urlaub gehen ;P

Im Unterschied zu unseren Klassenregeln vom letzten Artikel beziehen sich diese weniger auf das soziale Miteinander, als auf angemessenes Benehmen und Auftreten im Schulhaus.

Diese und weitere grundsätzliche Regeln im japanischen Klassenzimmer findet ihr in diesem lustigen Kurzfilm: Elementary School Rules in Japan.

Einige dieser Vorschriften machen den Stellenwert, den Bildung in Japan erlangt, besonders deutlich: Leistung steht stets an erster Stelle. Mit einheitlichen Regelungen zum Erscheinungsbild durch Uniformen wird den Schülern verdeutlicht, dass sie zum Lernen auf die Schule gehen und diese repräsentieren. Vielleicht verhilft die klare Vorrangstellung der Bildung vor sämtlichen anderen schulischen Belangen den Lernenden zu überdurchschnittlich guten Leistungen?

 


Und in den Vereinigten Staaten von Amerika?

Flagge USA

Friederike Ablang, Berlin

Was deutsche und vor allem auch amerikanische Schüler nicht sonderlich vermissen dürften, sind die äußerst kurz gehaltenen „Sommerferien“ in Japan, denn diese sind kaum länger als 5 Wochen…Amerikanische Schüler freuen sich dagegen nach einer langen, ertragreichen Lernperiode auf ganze drei Monate “summer break”!

Bei den Stichworten „Schulsystem“ und „Schulregeln“ in den Vereinigten Staaten fällt Elizabeth Gurtowski, Lehrperson aus New York (US), sofort die sog. “Common Core State Standards Initiative” ein:
Dabei handele es sich um festgelegte Lernziele, welche die Schülerinnen und Schüler auf die Schule, Karriere und selbstständige Lebensführung vorbereiten sollen. Beherrschen die Lernenden das jeweilige Kompetenzniveau, so sei der Erfolg für das künftige Leben in einer globalisierten Gesellschaft nur eine Hand weit entfernt. Eingeführt werden diese bereits im Kindergarten, sodass sowohl den Kindern, als auch den Lehrpersonen genügend Zeit zur Umsetzung zur Verfügung steht. Sie lassen sich in die beiden übergreifenden Bereiche “Maths” und “English Language Arts Literacy” einteilen und werden von rund 41 Staaten freiwillig übernommen, stets mit der Motivation, alle Kinder rundum auf ihre Zukunft vorzubereiten.

Zwei grundsätzliche Regeln fallen der jungen Erzieherin aus einer der größten Metropolen der Welt im Hinblick auf spezifische, amerikanische Schulregeln ein: “You cannot force children to clean!” (Sie können Kinder nicht zwingen, sauber zu machen.) und “You as a teacher are not allowed to have physical contact with the children!” (Sie als Lehrer dürfen keinen physischen Kontakt zu den Kindern haben.). Hierzulande habe sie, insbesondere im Kindergarten, die Erfahrung gemacht, dass gerade unsere Kleinsten beim Vorlesen oder im Morgenkreis gerne Körperkontakt suchen. In den Staaten sei das unvorstellbar und strikt untersagt! Ähnlich verhält es sich mit gemeinschaftlichen Putzaktionen, wie wir sie nun aus Japan kennengelernt haben.

Fest steht: Regeln gelten auch andernorts, sei es Fernost in oder im angloamerikanischen Raum. Jedoch können sie sich inhaltlich voneinander unterscheiden, indem beispielsweise in einigen Ländern auch das individuelle Erscheinungsbild durch Vorschriften geregelt wird. Inwiefern solche Regelungen die Leistungen der Lernenden beeinflussen oder auch nicht, bleibt jedoch offen.  

Für all diejenigen, die sich weiter ins Thema einlesen möchten, finden sich zum Schluss dieses Beitrags einige Links zu länderspezifischen Schulsystemen. Schaut doch mal rein und erkundigt euch.

Beste Grüße

Eure Lisa


Verwendete Literatur:

9 Ways Japanese Schools Are Different From American Schools, Zugriff am 15.08.2018, 15.00

PISA 2015, Zugriff am 16.08.2018, 17.00

8 Japanese School Rules That Would Never Fly In American Schools, Zugriff am 15.08.2018, 16.30

Weiterführende Lesetipps:

Vertiefender Vergleich der Schulsysteme ausgewählter PISA-Teilnehmerstaaten

Filmtipp: Schule im internationalen Vergleich, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb

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