Was sind Audiostifte?
Audiostifte sind kleine, handliche Geräte, die es ermöglichen Tonaufnahmen aufzunehmen und wiederzugeben. Äußerlich ähneln sie einem normalen Stift, verfügen aber über ein integriertes Mikrofon und einen Lautsprecher (inkl. Kopfhöreranschluss). Zudem besitzen sie häufig auch noch Aufnahme-, Wiedergabe- und Lautstärketasten für eine einfache Bedienung. Durch kleine Sticker, welche z.B. in Arbeitshefte, an Wortspeicher, oder an Themenwände geklebt werden, können vielzählige Unterrichtsmaterialien vertont werden. Die Sticker können durch den Audiostift „besprochen“ werden und sind immer wieder abrufbar. Audiostifte bieten für Lehrende und Lernende eine interessante Möglichkeit, um das Lernen sprachsensibler, interaktiver und zeitunabhängiger zu gestalten.
Förderung der Fachsprache im Mathematikunterricht
Im Mathematikunterricht steht nicht nur das Erlernen von Kenntnissen und Fertigkeiten im Mittelpunkt. Neben den inhaltlichen Kompetenzen ist die Förderung der prozessbezogenen Kompetenzen (math. kommunizieren, math. modellieren, mit math. Objekten und Werkzeugen arbeiten, math. darstellen, Probleme math. lösen und math. argumentieren) ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts. Durch eine aktive und entdeckende Auseinandersetzung mit den Unterrichtsinhalten sollen die Kinder in die Lage gebracht werden, mathematische Phänomene treffend beschreiben und Lösungen begründen zu können. Damit dies zielführend gelingen kann, benötigen die Kinder und die Lehrenden eine gemeinsame Sprache.
Durch die Verwendung einer gemeinsamen Fachsprache ist es für die Kinder deutlich leichter Entdeckungen und Phänomene zu beschreiben, als dies umständlich mit der Alltagssprache umschreiben zu müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass häufig die mathematischen Begriffe vorrangig alltagssprachlich geprägt sind. Durch diese Vorprägungen können große Miss- und Unverständnisse bei den Lernenden entstehen (s. Tabelle). Die Förderung der Fachsprache ist somit nicht nur für Lernende mit schwachen Sprachleistungen wichtig. [1]
| Mathematische Fachsprache | Alltagssprachliche Verwendung |
|---|---|
| gerade / ungerade Zahl | gerade als das Gegenteil von schief |
| 5 „mal“ 3 | Mal ein Bild! Geh dir mal die Lösung holen! |
| Das ist ein glatter Zehner, Hunderter, … | glatt im Sinne von rutschig |
| Die Zahl xx besteht aus xx Zehnern. | Zehner als Bezeichnung für den Geldschein |
| Wie viele Seiten hat ein Rechteck? | Seiten eines Buches |
Audiostifte im Mathematikunterricht
Eine Möglichkeit die Kinder beim Erlernen der nötigen Fachsprache zu unterstützen, ist der Einsatz von Audiostiften. Häufig ist der Einsatz von Audiostiften im Sprachunterricht (Englisch, DaZ und Deutsch) verbreitet. Aber auch für den Mathematikunterricht bietet sich der Einsatz der Audiostifte unter dem Gesichtspunkt der Sprachförderung an.
Wortspeicher vertonen
Eine Möglichkeit ist es den Wortspeicher zu vertonen. Dort können neben den Fachwörtern, die grundsätzlich wichtig sind, auch themenbezogene Fachwörter und sogenannte Chunks (Phrasen) abgebildet und vertont werden. Die Chunks können den Lernenden helfen Entdeckungen selbst zu versprachlichen und diese mit den anderen Kindern zu teilen. Die Versprachlichungen können beispielsweise anhand der Beschreibung von den sogenannten Froschaufgaben (MiniMax) schon ab Klasse 1 eingeübt werden. Die Kinder beschreiben eine vorgegebene oder selbst entwickelte Froschaufgabe und nehmen die Beschreibung auf. Ein anderes Kind aus der Klasse hört sich die Aufgabe an und soll diese Froschaufgabe entsprechend der Beschreibung aufschreiben (s. Arbeitsblatt 1 / 2).
Rechengeschichten
Eine andere Möglichkeit ist es, dass die Kinder Rechengeschichten zu verschiedenen Bildern oder vorgegebenen Aufgaben erzählen. Diese Rechengeschichten werden danach ebenfalls von einem Partnerkind abgehört und zur Weiterarbeit genutzt. Dies bietet sich insbesondere in der Schuleingangsphase zur Förderung des Operationsverständnisses an.
Geometrieunterricht
Auch im Geometrieunterricht können mithilfe des Audiostiftes verschiedene Übungen gestaltet werden. Denkbar ist, dass von den Lehrkräften oder Kindern Handlungsaufforderung zu Lagebeziehungen aufgenommen werden (z.B. „Stecke den blauen Würfel links neben den roten Würfel.“, „Stecke drei blaue Würfel zusammen und lege sie links neben den roten Würfel“). Diese Handlungsaufforderungen müssen dann durch die Lernenden entsprechend umgesetzt werden. Zur Kontrolle können vorgefertigte Lösungskarten bereit liegen.
Spiele
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit Spiele mit auditiven Inhalten zu erstellen. Dafür eignen sich im Besonderen Dominos oder Paarspiele, welche neben bildlichen bzw. symbolischen Darstellungen auch auditive Gegenstücke besitzen. Darüber hinaus wären auch Zahlendiktate denkbar.
Vorteile des Audiostifts
Die Audiostifte bieten neben der Sprachförderung auch den großen Vorteil das Unterrichtsgeschehen Zeit-, Raum- und Lehrkraftunabhängiger zu gestalten. So können beispielsweise Arbeitsaufträge oder Arbeitsblätter vertont oder durch zusätzliche Erklärungen angereichert werden. Auf diese Weise können auch leseschwache Kinder die Aufgaben selbstständig bearbeiten. Insbesondere bei Materialien, die in freien Arbeitszeiten eingesetzt werden, kann dies eine spürbare Arbeitserleichterung für die Lehrkraft darstellen.
Würfeltürme
Ein Beispiel für eine solche kurze Unterrichtseinheit, welche auch als Lernangebot in einer freien Arbeitsphase angeboten werden kann, ist das Bauen von Würfeltürmen. Für die Bearbeitung dieser kleinen Unterrichtseinheit steht den Kindern ein vertonter Wortspeicher zur Verfügung, welcher zu Beginn gelesen bzw. angehört werden sollte. Danach können sich die Kinder verschiedene Aufgabenkarten, welche ebenfalls vertont sind, für eine Bearbeitung aussuchen. Die Arbeitsergebnisse sollen dann anschließend in einer Reflexionsphase präsentiert und besprochen werden (s. Arbeitsblätter Würfeltürme).
Somit kann durch den Einsatz von Audiostiften eine sprachfördernde und interaktive Lernumgebung gestaltet werden. Auf diese Weise werden mathematische Begriffe kontinuierlich gefördert, die Kinder zur Kommunikation angeregt und beim selbstständigen Arbeiten unterstützt.
Literatur:
[1] vgl. Daniela Götze (2015): Sprachförderung im Mathematikunterricht. Berlin: Cornelsen.
