14. Juni 2019
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Ebenso wie eine Klassenarbeit muss eine besondere Lernaufgabe im Unterricht gut vorbereitet werden. Welchen Kriterien besondere Lernaufgaben außerdem genügen müssen, ist im niedersächsischen Kerncurriculum nachzulesen. Der Einfachheit halber habe ich dafür eine Checkliste (s. Download) erstellt.


Eine diesen Kriterien entsprechende Unterrichtseinheit möchte ich im Folgenden vorstellen.

Sie hat meiner 4. Klasse viel Freude bereitet und zu guten Ergebnissen geführt. Insgesamt ist dafür etwa eine Unterrichtswoche einzuplanen:

Zeitaufwand:

  • 3-4 Unterrichtsstunden für die Vorbereitung
  • Unterrichtsstunde für die „besondere Lernaufgabe“
Zahlenbuch 4 S.78-79

Zahlenbuch 4 (2017), S. 78/79


Aufgabe 1

Benötigtes Material:

Pro Kinderpaar zwei Würfel, zwei Spielfiguren und ein Spielfeld (KV zum Download).

Spielregeln klären:

Spiel von zwei Kindern vor dem Plenum einmal spielen lassen, bevor es in die Partnerarbeit geht. Sehr lustig ist es auch, wenn die Lehrkraft gegen ein Kind spielt und dafür die Gewinnregel mit der schlechteren Gewinnchance wählt: So wird das Kind wahrscheinlich gewinnen. Das motiviert die ganze Klasse!

Dabei ist es wichtig, alle benötigten Begriffe zu klären. Dies sind zunächst Augenzahl, Summe, Würfelsumme, Regel, Chance, Möglichkeit. Am besten werden sie an der Tafel oder auf einem Plakat in einem Wortspeicher festgehalten. Es sollte dort noch Platz gelassen werden, da später weitere Begriffe dazukommen.

Zahlenbuch 4 Aufgabe 1

Zahlenbuch 4 (2017), S. 78

Spielen zu zweit

Danach spielen die Kinder dieses Spiel zu zweit (etwa 10 Minuten). Es wird ihnen schnell auffallen, dass ein Kind häufiger gewinnt als das andere. Damit dies offensichtlich wird, werden die Gewinnchancen an der Tafel verglichen: Dazu schreibt die Lehrkraft beide Regeln an die Tafel und jedes Kind markiert ein gewonnenes Spiel hinter seiner Regel mit einem Strich.
Im Plenum vergleichen: Welche Regel hat mehr Striche? Ist das Spiel gerecht? Warum ist das so?

Ergebnisse in einer Tabelle darstellen

Um die Gewinnchancen darstellen und anschließend vergleichen zu können, bieten sich Additionstabellen an (s. Download). Die Kinder können sie auch selbst ins Heft zeichnen.

Leere Würfeltabelle
Additionstabelle ausgefüll
Würfeltabelle farbig

Die Kinder sehen anhand der ausgefüllten Additionstabelle schnell, dass die Gewinnchancen ungerecht verteilt sind. Nun bietet es sich an, weitere Spielregeln zu erproben und ebenfalls in einer Tabelle zu vergleichen:


Aufgabe 2

Spielregeln vergleichen

Zahlenbuch 4 (2017), S. 78

In Partnerarbeit durchführen, also spielen und die Gewinnchancen in vorbereiteten Additionstabellen farbig kennzeichnen.


Aufgabe 4

Verschiedene Spielregeln nach Chancen ordnen

Zahlenbuch 4 Aufgabe 4

Zahlenbuch 4 (2017), S. 79

Die Klasse in Gruppen einteilen.

Je eine Spielregel auf ein Blatt schreiben, ggf. Regeln mehrfach verwenden.

Zunächst bekommt jede Gruppe eine dieser Spielregeln und eine große Additionstabelle. Darauf sollen sie die günstige Felder (mögliche Gewinn-Felder) mit einem grünen Haken markieren. Ungünstige Felder werden mit einem roten Kreuz gekennzeichnet. Anschließend notieren die Kinder auf dem Blatt, wie viele (Gewinn-)Chancen die jeweilige Regel hat.

Schnelle Gruppen erhalten eine weitere Regel und Tabelle. Wenn alle Gruppen zumindest eine Tabelle ausgefüllt haben, folgt eine Sicherungsphase im Plenum. Dazu treffen sich alle Kinder im Kinositz vor der Tafel. Dort wird je eine Regel und die dazu ausgefüllte Tabelle unsortiert (!) aufgehängt. Nun werden zunächst die Tabellen nach Gewinnchancen geordnet.

Anschließend sollen die Kinder diesen die passende Regel zuordnen.


Prüfungsaufgabe

Die Prüfungsaufgabe wird alleine durchgeführt

Durch die vorangegangenen Aufgaben sollten die Kinder vorbereitet sein für die Prüfungsaufgabe (s. Download). Sie wird von den Kindern alleine durchgeführt. Auf der 2. Seite befindet sich der Bewertungsbogen mit den Kriterien. Diesen habe ich zuvor mit der Klasse besprochen, so dass die Kinder wissen, worauf es ankommt.

Einige Schülerlösungen als Beispiel

  • Dieses Kind hat – bewusst oder unbewusst? – die besprochenen Regeln übernommen, diese aber sehr nachvollziehbar und mit Farben erklärt:
Schulerlösung 1 Kind 1
  • Dieses Kind erklärte auf Nachfrage, es habe die Regeln absichtlich so ungerecht aufgestellt wie möglich:
Schulerlösung 1 Kind 1
  • Dieses Kind hat die Gewinnregeln so formuliert, dass einzelne Ereignisse für beide Parteien günstig sind:
Schulerlösung 2 Kind 3
  • Die gleiche Idee, aber eine andere (gute) Begründung:
Schulerlösung 2 Kind 3
  • Dieses Kind begründet die gleichen Gewinnchancen mit dem geometrischen Muster in der Additionstabelle. Beide Regeln lassen sich jeweils in einer senkrechten und einer waagerechten Reihe darstellen:
Schulerlösung 2 Kind 3
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