2. März 2022
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Kennt ihr die Geschichte von Tistou, dem Sohn eines Waffenfabrikanten? Er soll später einmal selbst die Fabrik übernehmen. Aber was tut Tistou, insbesondere, als er mehr über den Krieg und seine Folgen hört? Er lässt die Natur für sich arbeiten und lässt Blumen wachsen. Blumen auf Waffen. Stellt euch das einmal vor! Dagegen kann keiner etwas unternehmen. „Sagt Nein zum Krieg – aber sagt es mit Blumen!“ (Maurice Duron: Tistou mit dem grünen Daumen. dtv junior 2017).

Die Lösung von Tistou ist auf den ersten Blick selbstverständlich etwas naiv, wenn man die großen Zusammenhänge und Verstrickungen der Weltpolitik zu begreifen beginnt, aber dumm ist sie nicht. Letztlich kann die Antwort auf Krieg doch nur in einer anderen, nicht kriegerischen Sprache gefunden werden und das Gute im Menschen und die Empathie sollten gewinnen.

Wir Erwachsenen, aber gerade auch die Kinder verstehen nicht, wie Kriege wirklich zustande kommen und warum man sie nicht sofort zu stoppen vermag, – etwa wie einen Streit unter Freunden. Da auch an den Kindern der Krieg, der gerade in Europa begonnen hat, nicht unbemerkt vorbeigeht, ist es wichtig, die Fragen der Kinder ernst zu nehmen und auch in der Schule aufzufangen. Nicht nur wir Erwachsenen haben das Gefühl, etwas tun zu müssen, sondern auch viele Kinder. Sei es der Meinungsaustausch, das Besprechen von Lösungsideen oder auch weitere handlungsorientierte Möglichkeiten das eigene Interesse, Unterstützung und auch Unverständnis zu bekunden.

Drei Grundfragen stellt man sich doch, wenn Kriege vor der Tür stehen: Kann man Kriege verhindern? Wie beginnt ein Krieg? Wie kann ein Krieg beendet werden?

Und: Warum lernen die Menschen nicht aus der Geschichte. Diese Grundfragen sind auch für Kinder relevant. Im Unterricht der Grundschule muss es aus meiner Sicht gar nicht um ein Verständnis für konkrete politische Handlungen, sondern vielmehr um den Kern der Sache – Krieg und Frieden – und um die elementare Grundfrage nach dem Guten und Bösen gehen.

Kann man Kriege verhindern?

Ein Beispiel, um Kindern das Vorfeld eines Krieges verständlich zu machen: Stell dir vor, dir ist dein Zimmer zu klein, du möchtest das Zimmer deiner Schwester. Was tun deine Eltern, um einen familiären Krieg zu verhindern? Sie werden mit dir reden. Ihr werdet gemeinsam Lösungen finden. Vermutlich wirst du dich mit der Situation zufriedengeben. Du wirst deiner Schwester sicher nicht drohen und auch nicht einfach in ihr Zimmer „einmarschieren“.

Leider ist das Reden mit Menschen, die Krieg als geeignetes Mittel sehen, ihre Interessen und seien sie auch gar nicht nachvollziehbar, durchzusetzen, nicht möglich. Versuche nicht, Verständnis für Menschen aufzubringen, die Krieg gutheißen. Ihre Gedanken kann man nicht verstehen.

Hier findet ihr ein Video, in dem erklärt wird, wie es zum Krieg gegen die Ukraine kam: https://www.zdf.de/kinder/logo/ukraine-konflikt-putin-einfach-erklaert-100.html

Viele Menschen haben versucht, mit Putin zu sprechen, so wie es deine Eltern in dem genannten Beispiel tun würden. Leider hat das nicht geholfen. Und auch nicht der Glaube daran, dass nie wieder ein Krieg in Europa stattfindet.

Wie beginnt ein Krieg?

Einen Krieg vermutet häufig niemand. Wenn er beginnt, gibt es zwei Möglichkeiten: die eigenen Interessen vertreten (in dem Fall das Land verteidigen) oder weggehen. Beides kann klug sein. Menschen gehen weg, weil sie sich aus der Gefahr herausbegeben wollen. Andere bleiben und versuchen, ihre Interessen zu verteidigen. Wozu sich einzelne entscheiden, hängt von vielen Fragen ab: z. B. Bin ich in der Lage, mich zu verteidigen? Möchte ich mich an dem Krieg aktiv beteiligen?

Kinderliteratur zum Thema Flucht:

Claude K. Dubois: Akim rennt. Moritz Verlag 2013.

Kirsten Boie, Mahmoud Hassanein, Jan Birck: Bestimmt wird alles gut. Klett Kinderbuch 2016.

Irena Kobald, Freya Blackwood: Zuhause kann überall sein. Knesebeck 2022.

Shaun Tan: Ein neues Land. Carlsen 2015.

Wenn du angegriffen wirst und keine Möglichkeit hast wegzugehen, wirst du anfangen, dich zu verteidigen. Dadurch wird der Konflikt wahrscheinlich noch größer. Irgendwann ist das Fass übergelaufen und man sieht im Geschehen gar nicht mehr, wer eigentlich gar keinen Krieg wollte. Bittest du dann noch andere um Hilfe, geraten die anderen auch noch in den Streit. So geht es auch den Ländern, die Hilfe anbieten. Diese müssen gut überlegen, wie sie helfen können und wollen. Im schlimmsten Fall vergrößert sich der Krieg dadurch. Nicht zu helfen wäre aber auch keine Lösung.

Leicht ist weder die Entscheidung noch das Abwägen, welche Hilfe richtig ist. Stell dir mal vor, du möchtest einen wilden Stier (den Kriegsführer) beruhigen, der schon längst über die Grenze friedlich sein zu können hinweg ist. Du kannst versuchen, ihn zu bestrafen, indem du ihm etwas wegnimmst. Zum Beispiel Wasser oder Futter. Bei Menschen ist es eher Geld. Wie der Stier dann aber reagiert, weiß man nicht genau. Er wird wohl kaum friedlich ankommen, sich streicheln lassen und dafür von dir nur Wasser haben wollen. Mit einem wilden Stier vernünftig reden? Das funktioniert wohl eher nicht.

Hier findet ihr Informationen, wie der Krieg gegen die Ukraine begonnen hat:
https://www.hanisauland.de/wissen/lexikon/grosses-lexikon/u/ukraine-krieg
https://www.kindersache.de/bereiche/wissen/politik/warum-ist-zwischen-russland-und-der-ukraine-krieg

Hier finden sich Informationen und Links für eure Eltern und Lehrkäfte:
https://www.kika.de/erwachsene/aktuelles/mit-kindern-ueber-krieg-in-ukraine-sprechen-100.html

Wie kann man einen Krieg beenden?

Die einfachste Lösung ist, dass einer gewinnt und einer verliert. Aber ist das dann gerecht? Das Ergebnis wäre durch Gewalt herbeigeführt und könnte von den Verlierern und den Verbündeten nicht akzeptiert werden. Und was könnte der Sieger dann tun? Er könnte sich stark fühlen und immer weiter gehen wollen. Friedensverhandlungen sind auch schwer. Einsicht wäre die beste Lösung. Das ist in einem Krieg aber leider kaum zu erwarten.

Auch wenn viele Menschen zeigen, dass sie den Krieg nicht gut finden, beendet das nicht gleich die Situation. Aber dennoch ist es ein Zeichen, auf Straßen demonstrieren zu gehen oder anderweitig aktiv zu werden. Wir haben zwei Kopiervorlagen, auf denen ihr Friedenstauben und Kraniche gestalten könnt, um sichtbare Zeichen zu setzen. So stoppt ihr vermutlich nicht sofort den Krieg, aber ihr zeigt euren Standpunkt und seid Teil der Friedensbewegung.

Weitere Unterrichtsideen:

Im Text finden sich einige Unterrichtsideen. Ein paar Anregungen möchten wir hier geben:

Gesprächsanlässe:

  • Es gibt Videos von Ukrainern, die mit russischen Soldaten reden. Das ist mutig. Was würdest du ihnen sagen?
  • Wie könnte man den Krieg stoppen? Habt ihr kluge Ideen?
  • Welche Wünsche habt ihr für die Zukunft der Ukraine und Europas?

Weiterführende Kinderliteratur zum Thema:
Erich Kästner: Konferenz der Tiere. Atrium-Verlag 1949.
Louise Spilsbury, Hanane Kai, Jonas Bedford-Strohm: Wie ist es, wenn es Krieg gibt? Thienemann-Esslinger 2019.
Maurice Duron: Tistou mit dem grünen Daumen. dtv junior 2017.

Lieder:
Frederik Vahle: Wir sind alle Himmelskinder. Album: Tiger, Oma, Samurai. Sauerländer Audio 2010.
Karl Adamek, Anke Bolz: Lasst uns eine Welt erträumen. Album: Canto family 1 2011.
Wenn ich ein Vöglein wär. Volkslied.

Kunst:
Anti-Kriegskollagen: kindgerechte Bilder vom Krieg zur Verfügung stellen (das können auch einfach leere Straßenzüge in Kriegsgebieten sein). Die Kinder können Bilder von Blumen u. ä. ausschneiden und den Krieg somit im Bild unkenntlich machen.

Medienkompetenz:
Was berichten TikTok, Instagram und Co? Wie erkenne ich Fake News? Wo finde ich zuverlässige Informationen für Kinder?

Krieg ist niemals eine Lösung! Hoffen wir, dass es ein gutes und schnelles Ende nimmt.
Eure Bernadette Girshausen

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