28. Juli 2023
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„Ein Gehirn braucht wie der Magen Pausen, damit es Inhalt verdauen kann.“ Henning Beck, Hirnforscher [1]

Im prallvollen Schulalltag gibt es eine Menge zu verdauen! Deshalb sind Pausen auch unverzichtbar für uns Lehrkräfte, wenn wir gesund bleiben und guten Unterricht machen wollen. Im letzten Beitrag dieser Reihe ging es um „Pausen-Häppchen“, die in den Schulalltag passen: Einfache und wirksame Mikropausen, die in Minutenschnelle frische Energie bringen, das Gedankenkarussell stoppen und Entspannung ermöglichen – ganz nach Bedarf.

Ebenso wichtig wie das persönliche Pausen-Knowhow ist ein unterstützendes Umfeld in der Schule. Im Workshop bringt es eine Lehrerin auf den Punkt: „Ich kann mich in dem Gewusel doch nicht hinsetzen und in Ruhe mein Butterbrot genießen.“

Deshalb geht es auf dem Weg zur Pausenfreundlichen Schule vor allem um ein „Pausen-Mindset“ im Team. Pausen sind wertvoll – und kein unnötiger Luxus. Und das gilt für alle, die im Lebensraum Schule zusammenkommen! Wenn diese Grundhaltung da ist, dann kann ich mir als Lehrer:in die Pausen gönnen, die ich brauche. Und dann können wir als Schulgemeinschaft genug Energie aufbringen, pausenfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen.


Pausenfreundliche Schule – Was wünschst du dir?

Pause Mentimeter

Dafür starten wir in meinen Workshops mit einem Wunschkonzert: Was brauche ich, was brauchen wir, damit erholsame Schulpausen möglich werden? Manchmal setzt da die Ernüchterung ein. Denn die Schulteams, die ich begleite auf dem Weg zur Pausenfreundlichen Schule, arbeiten oft in maroden Schulgebäuden und haben mit Personalmangel zu kämpfen. Einen Etat für das „Wellbeing von Lehrkräften“ gibt’s in der Regel nicht. Noch nicht! Und doch ist es wichtig, sich erst einmal Klarheit zu verschaffen: Unter welchen Bedingungen kann ich mich zwischen den anstrengenden Unterrichtsstunden am besten erholen?

Und auch wenn der schön gestaltete Ruheraum, ein Massagesessel oder Zusatzpersonal für die Pausenaufsichten vielleicht erstmal noch Zukunftsmusik bleiben – das alles sind berechtigte Wünsche. Es ist an der Zeit, dass wir Ansprüche an den Arbeitsplatz Schule stellen, damit sich zukünftig etwas ändern kann. Im Workshop konzentrieren wir uns auf das, was auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen in dieser Schule machbar ist. Wo ist unser Handlungsspielraum?


Eine neue Pausenkultur in der Schule – wo anfangen?

Dabei entstehen oft sehr kreative und pragmatische Lösungen, die für das Team spürbar mehr Wohlbefinden bringen. Hier teile ich mit euch eine Auswahl von Ideen für Schulen, die eine neue Pausenkultur entwickeln möchten:

Ruhezonen

Gibt’s an eurer Schule irgendeinen ungenutzten Raum? Wie wäre es, wenn ihr den als Ruheraum gestaltet? Ein paar bequeme Sessel oder (Garten-) Liegen reichen anfangs schon. Nach und nach kann der Raum zu einer ruhigen Oase ausgebaut werden: Schöne Vorhänge, ein Teppich zur Schalldämpfung, beruhigende Farbgestaltung der Wände und vielleicht auch noch angenehme Musik.

Arbeitsplatz

An manchen Schulen haben Lehrkräfte tatsächlich ein eigenes Büro. In den Grundschulen träumen wir von so etwas noch. Bis es so weit ist, können im Teamzimmer (oder einem anderen Raum) zumindest Arbeitsplätze eingerichtet werden, an denen man ungestört Unterricht vor- oder nachbereiten kann.

Teamzimmer

Eine Mini-Ruhezone im Teamzimmer lässt sich ganz leicht realisieren: Ein Tisch im Raum wird zum „schulfreien Ort“. Wer sich an diesen Tisch setzt, möchte nicht über schulische Themen reden. Stattdessen kann man hier klönen, schweigend einen Tee trinken oder gerne auch etwas spielen! Außerdem sollte im Teamzimmer gelten: „Schüler:innen müssen draußen bleiben.“ Dafür reichen manchmal ganz kleine organisatorische Kniffe: Ein „Postkasten“ vor dem Teamzimmer, in dem die Schüler:innen Infozettel der Eltern, nachgeholte Hausaufgaben u.ä. abgeben können. Der Verbandskasten und der Kühlschrank, in dem die Coolpacks gelagert werden, bekommen einen Platz außerhalb des Teamzimmers.

Pausenaufsicht

Wer führt wie oft Pausenaufsicht? Das ist eine wichtige Frage. Fair ist es, wenn die Dauer der Pausenaufsicht in Relation zu den erteilten Unterrichtsstunden steht. Wenn nämlich alle gleich viele Aufsichten übernehmen, ist das gegenüber den Teilzeitkräften sehr ungerecht. Die haben dann praktisch keine Chance, eine Pause im Teamzimmer zu verbringen oder in Ruhe zur Toilette zu gehen. Aufsichten können auch durch Integrationskräfte, OGS-Mitarbeiter:innen oder Bufdis übernommen werden, wenn das versicherungstechnisch geklärt ist.

Taktung des Schultages

Viele Schulen machen gute Erfahrungen mit längeren Unterrichtsblöcken. Wenn zum Beispiel 2x45 Minuten zu einem Block zusammengefasst werden, hat das gleich mehrere Vorteile:

  • weil die Pause zwischen den Stunden entfällt, kann die anschließende große Pause verlängert werden
  • Lehrkräfte müssen seltener den Raum wechseln
  • das Unterrichten ist entspannter, weil der Zeitdruck einem nicht so im Nacken sitzt wie in einer Einzelstunde
  • in diesem 90-Minuten-Block können kleine Bewegungs- oder Entspannungspausen ganz individuell integriert werden.

Zusatztipp: Schulklingel abstellen!

Pausen-Buddies

Sucht euch Verbündete, die sich auch nach entspannten Pausen sehnen. Als Pausen-Buddies erinnert ihr euch gegenseitig daran, durchzuatmen, in Ruhe zu essen und die Pausenzeit nicht am Kopierer zu verbringen. Wenn zwei oder drei Kolleg:innen anfangen, gut auf sich zu achten, hat das oft eine sehr ansteckende Wirkung auf die anderen!

Happiness Manager:in

Manchmal kann sich Schule auch etwas abgucken von großen Unternehmen. Die haben nämlich heutzutage eine:n Happiness-Manager:in! Diese „gute Seele“ des Teams sorgt dafür, dass alle sich wohlfühlen und sich im trubeligen Arbeitsalltag nicht selbst vergessen. Wie wäre es, wenn bei der Aufgabenverteilung zu Beginn des Schuljahres auch dieser Posten vergeben würde? Die/ der Happinessmanager:in sorgt z.B. für kleine Pausenerinnerungen oder stellt am Wochenanfang einen Obstkorb ins Lehrerzimmer.

Lehrkräfte lachen im Lehrerzimmer

Das war der letzte Teil meiner Beitragsreihe „Pausen-los durch den Schultag“. Waren da passende Ideen für euer Team dabei? Habe ich euch Lust gemacht, gemeinsam eine neue Pausenkultur zu entwickeln? Wenn ja, wünsche ich euch viel Freude beim Ausprobieren und Umsetzen! Ich freue mich über euer Feedback und eure Erfahrungen. Schreibt mir gerne an martina@diekleinepause.de. Ich antworte auf jeden Fall.


Quelle:

[1] vgl. https://www.e-gonews.de/artikel/85/hirnforscher-henning-beck-im-interview-ueber-die-geschichte-des-gehirn/
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