Wie wird aus Beamer und Kreidetafel ein „interaktives Whiteboard“?

Ich verbrachte ein Blockpraktikum in einer Schule, die einen mobilen Beamer hat, der sich in einem transportablen Koffer befindet und bequem in jedem Klassenzimmer bei Bedarf aufgestellt werden kann. Für eine Mathematikstunde bat meine Mentorin mich vor dem Unterrichtsbeginn, schon mal eine große, ausgefüllte Hundertertafel an die Tafel zu zeichnen, da wir diese in nächster Zeit in der Klasse brauchen werden. Das saubere Zeichnen mit Lineal und Anschreiben der ganzen Zahlen dauerte ziemlich lange und war sehr mühsam. In der Stunde wurden mehrere Übungen zu der Hundertertafel gemacht, in denen auch auf dem von mir gezeichneten Bild herumgezeichnet und -gewischt wurde. Der Tafeldienst vergaß, dass das Bild bitte nicht abgewischt werden sollte, und machte mein mühsam gezeichnetes Tafel-Kunstwerk zunichte. Am nächsten Tag musste ich also erneut alles anzeichnen.

Am dritten Tag überlegte ich mir dann etwas anderes: Ich erstellte am Computer eine Hundertertafel als Präsentation. Ich positionierte den mobilen Schul-Beamer gegenüber der Tafel und projizierte meine Präsentation direkt auf die dunkle, saubere Tafelfläche. Das Ergebnis war fabelhaft! Jetzt musste ich nicht mehr mühsam anzeichnen, sondern konnte das Tafelbild ganz einfach an- und ausschalten. Es war auch ganz leicht, die Zahlen der Hundertertafel auszublenden und verschiedene Übungen an der Tafel gemeinsam zu besprechen. Meine Mentorin und auch die Kinder waren begeistert.

Ich setzte meine Idee auch in anderen Fächern um. So konnte ich zum Beispiel in Deutsch mit den Kindern an der Tafel Reimschemata untersuchen, indem ich viele Beispieltexte an die Tafel projizieren konnte. Auch Aufgaben, die die Kinder im Buch oder auf Arbeitsblättern lösen sollten, konnten zum Erläutern oder Kontrollieren an die Tafel projiziert und dort auch direkt mit Kreide ausgefüllt werden.

Ich setzte des weiteren kleine Animationen ein, sodass sich das Tafelbild sogar bewegen konnte. Die Kinder nannten diese Erfindung „Zaubertafel“. Wozu braucht man ein interaktives Whiteboard in jedem Klassenzimmer, wenn es ein mobiler Beamer auch tut? Die Möglichkeiten sind genau so vielfältig.

• Der Beamer sollte mit seiner Projektionsfläche möglichst viel Fläche der mittleren Tafel ausfüllen aber nicht unbedingt den Rand überstrahlen. Zu Beginn sollte man also mit der Ausrichtung und Position etwas herumexperimentieren. Bei einem mobilen Beamer musste ich ihn ungefähr 3 Meter von der Tafel entfernt aufstellen, um ein gutes Ergebnis zu erhalten

• Der Beamer projiziert die Präsentation an die Tafel. Beim gleichzeitigen Schreiben an der Tafel, wirft der eigene Körper natürlich einen Schatten und man sieht nicht mehr genau, wo man hinschreibt. Es ist hilfreich, etwas seitlich zu stehen beim Schreiben. Ideal wäre es natürlich, wenn der Beamer an der Decke hängen und von schräg oben auf die Tafel strahlen würde. Dann würden die leicht störenden Schatten der Schreibhand minimiert werden.

• Die Tafel darf während der Projektion natürlich nicht nach oben oder unten geschoben werden, denn dann verschiebt sich ja das Tafel-Lichtbild. Die Tafel sollte also so hoch eigestellt sein, dass alle Kinder gut sehen können und trotzdem überall auf der Tafel zum Schreiben ankommen. Für die Kleinsten in der Klasse hilft dafür auch schon mal eine kleine Fußbank.

• Beamerlicht blendet. Daher ist es sinnvoll, die Präsentation am Computer so zu gestalten, dass stets weiße Schrift auf schwarzem Grund zu sehen ist, und nicht wie auf Arbeitsblättern typisch, schwarzer Text auf weißem Grund. Denn durch die invertierten Farben muss der Beamer viel weniger Licht an die Tafel werfen, nämlich nur dort, wo Buchstaben oder Zahlen zu sehen sind. Es blendet also viel weniger und das Tafelbild sieht auch viel besser aus. Die Kreide ist dann immer noch sehr gut zu erkennen. Sie ist etwa genauso hell wie die projizierte Schrift.

Interaktive Whiteboards sind toll, jedoch ist es oft finanziell gar nicht möglich, jedes Klassenzimmer damit auszustatten. Ein oder zwei mobile Beamer hingegen könnten eher angeschafft werden. Dann ist natürlich noch ein Computer oder Laptop nötig. Aber die braucht man bei einem Whiteboard ja auch. Mit einem Beamer kann man viele Vorteile des interaktiven Whiteboards auch auf einer dunklen Kreidetafel nachahmen.

Zudem sind mobile Beamer immer ein Anschaffung in Schulen wert. Der Einsatz als Kinder-Kino zur Lesenacht oder als Lichtquelle für menschengroßes Schattentheater oder andere künstlerische Projekte, machen sie zu multimedialen Hilfsmitteln.