17. Dezember 2017
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Vor ein paar Tagen habe ich eine tolle kleine Buchhandlung in Hamburg entdeckt. Erst nach zwei Stunden Stöbern konnte ich mich losreißen und verabschieden − um viele Eindrücke, interessante Gespräche und zwei Bücher reicher. Eines davon passt ganz wunderbar in die Adventszeit, auch wenn es gar keine Weihnachtsgeschichte erzählt …

Schon seit 1970 gibt es die kleine Buchhandlung Kibula in Hamburg Uhlenhorst. In diesem Stadtteil treibe ich mich nie herum, aber der Kinderbuchladen steht schon länger auf meiner „Was-ich-in-Hamburg-sehen-will-Liste“. Hier findet man Bilderbücher, Kinder- und Jugendbücher, ein kleines Sortiment für Erwachsene und ein paar Non-Book-Artikel wie Postkarten und Spielzeug.

Buchrücken, Kinderbücher, Bücher für Erstleser; © Birte Ohlmann

Viele alte Bekannte


Mir war der kleine Laden gleich sympathisch. Schon beim Eintreten entdeckte ich ganz viele liebgewonnene alte Bekannte unter den Büchern. Auf einem gemütlichen Stuhl saß eine Mutter, ihre zweijährige Tochter auf dem Schoß. Die beiden lasen und bestaunten ein Bilderbuch nach dem anderen, während die Buchhändlerin ihnen einen Erwachsenen- und einen Kinderkaffee (aufgeschäumte Milch) brachte. Und mir kam sofort ein Wort in den Sinn: Behaglich.

Interessant, dass die Buchhändlerin mir wenig später ausgerechnet eine Geschichte der schwedischen Autorin Rose Lagercrantz ans Herz legte. Denn viele ihrer Bücher haben für mich auch etwas Behagliches an sich. Anders als andere Geschichten für Erstleser kommen sie angenehm unaufgeregt daher – ohne lautes „Tamtam“ und bemühte Action. Lagercrantz erzählt oft von Alltagsmomenten, die Kinder bewegen. Auf eine besondere, warmherzige Weise.
Die Buchhändlerin zog „Wann ist endlich Donnerstag?“ aus dem Regal und erzählte mir von ihren Leseeindrücken. Spätestens, als sie das Buch mit warmem Kakao verglich, war klar, dass ich es lesen musste (denn ich liebe nicht nur Kinderbücher … ).

Buchrücken, Kinderbücher, Bücher für Erstleser; © Birte Ohlmann

Wer findet das Buch?


„Wann ist endlich Donnerstag?“

Illustration Susanne Göhlich, Erstleser, Kinderbuch, „Wann ist endlich Donnerstag?“

© Susanne Göhlich

In „Wann ist endlich Donnerstag?“ freut Ninni sich wahnsinnig auf Lisa, ein älteres Mädchen aus der Nachbarschaft, das am Donnerstag auf sie und ihre kleine Schwester Dini aufpassen soll. Ninni bewundert Lisa sehr und malt sich aus, was sie gemeinsam machen werden: Kekse essen, Geschichten erzählen, Karten spielen … Vielleicht zeigt Lisa ihr sogar das Herz-Tattoo, das sie auf ihrem Po trägt? Obwohl Ninni die ganze Woche über viel Aufregendes erlebt (Klassenausflug in die Altstadt, Regenwurmverkauf, Kindergeburtstag mit verschwundenem Kaninchen … ), lässt der Donnerstag ewig auf sich warten. Und als Lisa dann endlich da ist, kommt alles ganz anders, als Ninni es sich erhofft hat: Ihre kleine Schwester weint und schreit, weil sie Mama und Papa vermisst. Aber Lisa ist genervt und will eigentlich nur ihre Ruhe haben. Sie sperrt Dini sogar im dunklen Badezimmer ein. Ninni muss als Babysitterin einspringen. Das macht sie ganz hervorragend. Trotzdem bleibt ihr der Abend als bittere Enttäuschung in Erinnerung. Umso schöner, dass Mama, Papa und Oma schnell herausfinden, wie sie Ninni wieder aufmuntern können …

Die Geschichte zeichnet sich durch eine klare, einfache Sprache aus und eignet sich gut zum Selbstlesen für Grundschüler. Die farbigen Illustrationen von Susanne Göhlich komplettieren das Buch und passen ganz wunderbar zum Ton der Erzählung.
In „Wann ist endlich Donnerstag?“ geht es um das Herbeisehnen, um große Erwartungen und eine bittere Enttäuschung. Damit passt das Buch gut in die Adventszeit. Denn zu welcher Zeit des Jahres warten, erwarten, wünschen und hoffen Kinder (und Erwachsene) mehr als zu dieser? So manche Erwartung wird nicht erfüllt werden. Vielleicht wird alles ganz anders kommen. Aber manchmal ist das gar nicht schlimm. Manchmal ist anders nämlich sogar noch besser.

Cover Wann ist endlich Donnerstag?“, Kinderbuch, Erstleser

© Moritz Verlag 2016, Frankfurt am Main, Einbandgestaltung: Norbert Blommel, unter Verwendung einer Illustration von Susanne Göhlich

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