2. Februar 2020
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Auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Rechtschreibunterricht anders zu gestalten und auch Bewegungselemente mit einzubringen, kam ich auf die Idee eines Spiels mit Buchstabenkarten. Diese werden an die Kinder verteilt und sie stellen sich dann so vorne hin, dass das Wort, das ich nenne, richtig geschrieben von ihnen gebildet wird. Dabei kommen die Kinder ins Gespräch über Rechtschreibung. Sie diskutieren und argumentieren, warum z.B. „Mond“ mit „d“ statt mit „t“ geschrieben wird („Es heißt ja Monde und nicht Monte!“).

Mit den Buchstabenkarten möchte ich flexibel bleiben und mehrere Aspekte der Rechtschreibung/Grammatik abfragen können. Deshalb drucke ich die Konsonanten mehrfach auf verschiedenfarbigem Papier aus. Ich verwende:

  • blaues Papier (Nomen),
  • rotes für Verben,
  • grünes für Adjektive und
  • weißes für den Rest.

Die Vokale, Umlaute, Zwielaute und Doppelvokale werden auf gelbem Papier ausgedruckt. Da das „y“ sowohl Konsonsant („j“ gesprochen) als auch Vokal (als „i“ oder „ü“ gesprochen) sein kann, wird der Buchstabe auch auf gelbem Papier ausgedruckt.

Ich drucke Groß- und Kleinbuchstabe auf Vorder-/Rückseite aus (über die kurze Seite drucken).

Buchstaben auf farbigem Papier

Beispielbuchstaben auf farbigem Papier

Je einen blauen, roten, grünen und weißen Zettel lege ich zusammen und binde sie mit zwei Fäden zusammen. Eine Spiralbindung hat sich in meiner Klasse als wenig praktikabel erwiesen.

Nach vier Jahren mit einer Schülerzahl von bis zu 29 Kindern habe ich nun die Buchstaben in folgender Anzahl:

A: 6

Aa: 4

Ä: 3

Au: 5

Äu: 6

B: 2

bb: 3

C: 3

Ch: 2

chs: 3

ck: 4

D: 2

dd: 4

E: 4

ee: 3

Ei: 2

Eu: 2

F: 2

Ff: 4

G: 2

gg: 3

H: 2

I: 4

ie: 2

J: 2

K: 2

L: 3

ll: 3

M: 3

mm: 3

N: 4

nn: 4

O: 3

oo: 4

Ö: 2

P: 4

pp: 3

Pf: 3

Qu: 3

R: 3

rr: 3

S: 4

Sch: 2

Sp: 3

ss: 2

St: 3

ß: 2

T: 3

tt: 2

U: 5

Ü: 2

V: 2

W: 3

X: 3

Y: 2

Z: 3

Beim Einsatz der Karten sollte darauf geachtet werden, dass jedes Kind eine Buchstabenkarte bekommt, um mitmachen zu können.

DAZ-Kinder oder Kinder mit Förderbedarf bekommen eindeutig identifizierbare Buchstaben. Notfalls helfen aber auch die Mitschüler.

Zuhause erstelle ich mir immer schon eine Wörterliste und suche die Buchstaben heraus, die benötigt werden. Auch überlege ich mir im Vorfeld, welche Kinder die „kritischen“ Buchstaben bekommen.


Einsatzmöglichkeiten

Die Buchstabenkarten können bereits ab dem 1. Schuljahr eingesetzt werden. Da noch keine Wortarten bekannt sind, sollte sich im Vorfeld auf eine Farbe geeinigt werden, damit es nicht allzu bunt aussieht.

Einsatzmöglichkeiten:

  • Lautgetreue Wörter/Lernwörter: Die Lehrkraft nennt ein Wort und die Kinder stellen sich passend vorne hin.
  • Silben und Silbenkönige visuell darstellen: Die Kinder bilden nach jeder Silbe eine Lücke und kontrollieren, ob in jeder Silbe ein König ist.

Ab dem 2. Schuljahr gibt es schon vielfältigere Einsatzmöglichkeiten:

  • Das ABC einüben: Die Buchstaben werden an die Kinder verteilt. Sollte es weniger als 26 Kinder geben, bekommen manche Kinder zwei Karten – dann darauf achten, dass sie aufeinanderfolgende Buchstaben bekommen. Es können natürlich auch Lehrkräfte, I-Helfer, Praktikanten, Erzieher, etc. mit eingebunden werden. Es kann auch die Zeit gestoppt werden, die die Kinder brauchen, um sich in richtiger Reihenfolge aufzustellen. Werden sie immer schneller? Zwischendurch auch mal die Karten vertauschen.
  • Lautgetreue Wörter/Lernwörter: s.o. Aufgrund der Farben kann nun auch ein Augenmerk auf die Wortarten gelegt werden
Buchstabenspiel Beispiel Häuser
  • Ableiten: Die Lehrkraft nennt ein Wort mit „äu“ oder „eu“. Im Vorfeld auch die Karten mit „eu“ verteilen! Das Beweiswort wird ebenfalls vorne gebildet.
  • Weiterschwingen: Die Lehrkraft nennt ein Wort, das auf b/p, d/t, g/k endet oder im Wortinneren nicht eindeutig als b, d oder g zu identifizieren sind. Die Beweiswörter sind bei Nomen die Pluralformen, bei Verben die Grundformen und bei Adjektiven die Steigerungen.
  • Schwingen/Doppelkonsonanten: Die Lehrkraft nennt ein Wort mit einem Doppelkonsonanten. Das Kind mit dem Doppelkonsonanten („mm“) darf vorne stehen bleiben, die beiden Kinder mit den Einzelbuchstaben („m“) werden für das Beweiswort gebraucht. Die Kinder stellen sich in Silben auf.
Buchstabenspiel Beispiel Gelb

Über Sprache bzw. Rechtschreibung reflektieren

Wenn zwei Kinder vorne stehen und einen Platz für sich an derselben Stelle beanspruchen, kommen sie automatisch über Rechtschreibung ins Gespräch. Sie diskutieren und argumentieren, warum sie dort stehen dürfen. Beispielsweise sagt die Lehrkraft „Häuser“. Nun kommen neben dem H-,äu-, s-, e- und r-Kindern auch das eu-Kind nach vorne. Sollte ein Buchstabe doppelt vorkommen, muss sich ein Kind erstmal wieder hinsetzen, aber es hat seinen Einsatz später beim Beweiswort. Zwischen den Kindern entsteht nun eine Diskussion, ob das äu- oder eu-Kind vorne stehen bleiben darf.
Dabei darauf achten, dass die Kinder themenbezogen diskutieren: „X war heute noch gar nicht vorne!“ zählt in dem Fall nicht. Das Beweiswort ist in diesem Fall „Haus“, deshalb stellen sich zur besseren Visualisierung auch noch die Beweiswortkinder vorne hin. Wichtig ist in dem Fall, dass auch Wörter mit „eu“ genannt werden, damit alle Kinder mal nach vorne kommen dürfen.

Buchstabenspiel Beispiel Häuser

Ich wünsche euch viel Spaß mit dieser Anregung. Fallen euch noch mehr Einsatzmöglichkeiten für die Buchstabenkarten ein? Über eure Kommentare freue ich mich.

Britta Fuchs

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