23. Mai 2022
18

Individuelles Lernen bedeutet auch individuelle Hausaufgaben

Da nicht alle Kinder im selben Tempo den Lernstoff verstehen und verinnerlichen, kommt es in nahezu allen Lerngruppen zu großen Leistungsunterschieden. Das hat zur Folge, dass die Kinder nur durch individuelles Lernen in ihrem Tempo zu Lernfortschritten kommen können. Dieser Tatsache muss durch differenzierte Übungen im Unterricht Rechnung getragen werden. Die leistungsstarken Kinder dürfen nicht ausgebremst werden, weil dadurch Langeweile aufkommen kann, was dann wiederum sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Lern- und Sozialverhalten haben könnte. Ebenso ergeht es den überforderten Kindern, wenn sie dem Lernstoff nicht folgen können. Im Unterricht durchgeführte Differenzierung sollte sich logischerweise auch in den Hausaufgaben fortsetzen. Auch hier muss jedes Kind die Möglichkeit bekommen, seinem Leistungsstand entsprechend Hausaufgaben zu erledigen. Hierzu habe ich im Folgenden einige Beispiele aus meiner Arbeit zusammengetragen. Individuelle Hausaufgaben sind meiner Meinung nach die Voraussetzung dafür, dass kein Kind durch Frustration die Lust verliert, die Hausaufgaben überhaupt zu machen.

Mini und Max nebeneinander

Arbeitsblatt als Hausaufgabe

Zehner- und Zwanzigerfeld

Sofern die Hausaufgaben als Arbeitsblatt ausgegeben werden, können die Kinder zu ihrem Leistungsstand passende Aufgabenblätter erhalten. Damit ist eine Differenzierung gut möglich. Bei quantitativer Differenzierung aufgrund von extrem unterschiedlichem Arbeitstempo können diese Arbeitsblätter unterschiedlich viele Aufgaben umfassen. Geht es um qualitative Differenzierung, so sollten die Arbeitsblätter nach Möglichkeit eine gewisse Ähnlichkeit haben. So habe ich zum Beispiel Additionsaufgaben im Zahlenraum bis 20 ohne Zehnerübergang behandelt und dazu Aufgaben mit den Zehnerstreifen vorgegeben.

Variante 1 hatte zwei Zehnerstreifen (Aufgaben wie 13 + 4 = ____), Variante 2 nur einen Zehnerstreifen (Aufgaben wie 4 + 2 = ____), weil das Kind den Zahlenraum bis 10 erst noch sichern muss, bevor es weiter bis zur 20 geht. In diesem Fall gibt es zwei Differenzierungsstufen, das ist gut leistbar.

Behandele ich zum Beispiel die Begriffe Zahl, Vorgänger und Nachfolger, so können auch hier die verwendeten Zahlen unterschiedlich sein. In Klassenstufe 1 für die schwächeren Kinder noch längere Zeit bis 10, auch wenn die anderen Kinder schon im Zahlenraum bis 20 arbeiten.  Momentan habe ich ein sehr leistungsstarkes Kind in der ersten Klasse. Dieser Junge erhält auch einmal ein Arbeitsblatt im Zahlenraum bis 100. Dadurch werde ich seinem Wunsch gerecht, seine Leistungen zeigen zu können, ohne dass er sich vor der Klasse durch lautes Reinrufen profilieren muss.


Hausaufgaben aus dem Mathematik-Lehrwerk MiniMax

Sofern die Kinder im Lehrwerk MiniMax eine Hausaufgabe aufbekommen, gebe ich gerne eine Zeitangabe als Arbeitsumfang auf, z. B. 30 Minuten weiterarbeiten. Dabei erkläre ich den Kindern, dass in dieser Zeit eigenverantwortlich intensiv gearbeitet werden muss. Das trainiere ich Stück für Stück mit den Kindern und lasse mir anfangs Rückmeldung geben, wie die Arbeit lief.  Ich lasse die Kinder in der Schule markieren, wo die Hausaufgaben beginnen. Ich habe dafür einen hellblauen Textmarker, damit markiere ich bei den Kindern, die es selbstständig noch nicht schaffen. Dazu streiche ich nur schnell die Aufgabennummern an, in einer Abschlussrunde, während sich die Kinder gegenseitig noch Kopfrechenaufgaben stellen. Die selbstständigen Kinder kreisen die Nummern mit einem blauen Buntstift ein. Das funktioniert gut und ich sehe es beim Rumgehen. Bei der Kontrolle kann ich einschätzen, ob die Menge der Hausaufgaben dem Leistungsniveau des einzelnen Kindes entspricht oder ob eventuell getrödelt wurde.

Markierung individuelle Hausaufgaben

Leistungskontrolle und -bewertung bei individuellem Arbeiten

Die Menge der geschafften Hausaufgaben kann im Themenheft durch Textmarker markiert werden. Da es aber insgesamt darum gehen sollte, dass die Kinder die Inhalte verstehen, muss die Lehrkraft nicht jeden Tag genau kontrollieren, wie viel ein einzelnes Kind geschafft hat. Ich fordere die Kinder häufig auf, zu erläutern, wie sie selbst die geschaffte Menge einschätzen und woran es liegen könnte, wenn sie selbst das Gefühl haben, zu wenig gemacht zu haben. Das stellen sie zum Beispiel im Austausch mit dem Sitznachbarn fest. Hausaufgaben sollten insgesamt nicht gemacht werden, um der Lehrkraft zu genügen, sondern eine Hilfe sein, im Unterrichtsgeschehen gut mitzukommen und Lernzuwachs zu haben.

Diese Eigenverantwortung für das Lernen und das Wecken der Lust an Mathematik und Leistung ist mir von Anfang an wichtig. Zu den Themenheften habe ich mir zum Beispiel ein Arbeitsblatt angefertigt, auf dem ich einfach nur ankreuze, welche Seiten die einzelnen Kinder bearbeitet haben. Im Laufe der Zeit lernen die Kinder, die erledigten Aufgaben selbstständig anzukreuzen. Das kontrolliere ich nach, wenn ich die Bücher in Abständen mit nach Hause nehme zum Nachsehen.


Die Kontrolle der Hausaufgaben (aber auch sonstiger Arbeiten) im individuellen Lerntempo geschieht auf unterschiedlichen Wegen:

  • Die Kinder vergleichen miteinander Aufgaben, die beide gelöst haben. Das fördert auch die Mischung der Kinder und nicht immer nur das Arbeiten mit „der besten Freundin/dem besten Freund“, weil ich ein Kind brauche, welches auch die Aufgaben wie ich gelöst hat.
  • Die Kinder vergleichen mit Hilfe der Lösungsblätter vom DUA zum Lehrwerk. Ich drucke die benötigten Seiten aus und stelle sie in dreifacher Kopie zur Verfügung. Wir haben in der Klasse einen MiniMax Lösungsordner mit passendem Farbregister (hellblau, dunkelblau, rot und gelb).
  • Es bleibt nicht aus, gerade bei jüngeren Kindern, dass die Lehrkraft die Hausaufgaben selbst kontrollieren muss. Vorlesen und abhaken geht nur dann, wenn alle Kinder dieselben Aufgaben bearbeitet haben. Das ist ja auch immer in einem gewissen Maße gegeben.
  • Die Lernzielkontrollen nutze ich auch vom Lehrwerk, ändere sie manchmal ein wenig ab. Es schreiben nicht immer alle Kinder dieselbe LZK zur selben Zeit. Ich habe momentan zum Beispiel einen Schüler, der stofflich langsamer vorankommt als die anderen. Er schreibt zum Beispiel erst LZK 2, wenn die anderen vielleicht schon die LZK 4 schreiben.

Es ist aber richtig, dass die Kinder, die zielgleich im Unterrichtsstoff mitarbeiten und kein individuelles Zeugnis erhalten, in der Regel vielleicht mengenmäßig weniger schaffen dürfen, aber die Inhalte trotzdem verstanden haben müssen. Und in den höheren Klassen geht dann irgendwann ja auch die geschaffte Menge an Aufgaben mit in die Bewertung ein. Bei der Bewertung mit Noten ist das schwieriger, als bei der verbalen Beurteilung. Auch hier ist es besonders wichtig, die Eltern von Anfang an in das Procedere einzubeziehen und es zu erklären.

Download

Max mit Fragezeichen

MiniMax Förder- und Forderhefte

Danke!
18 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.