5. Juli 2020
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Heute möchte ich euch gerne die Lesung zu einem anderen Buch von mir vorstellen: Das wilde Wartezimmer

Den Einstieg zur Klassenlektüre „Das wilde Wartezimmer“ beginne ich mit einem Plakat, auf dem steht: W A R T E N

Mit den Assoziationen der Kinder zu diesem Begriff, skizziere ich oft ein Cluster, bzw, eine Mind-Map an der Tafel. Wo müssen wir warten (Supermarktkasse, Zahnarzt, Bushaltestelle… Worauf… auf den nächsten Geburtstag, auf das Wochenende, auf das Mittagessen, bis ich beim Melden drankomme… Wie ist das Warten… lästig, langweilig, schlimm, unangenehm, nervig… Als Rezept gegen die Ungeduld beim Warten zitiere ich einen Spruch von Mark Twain:

Das beste Mittel gegen das Warten ist, inzwischen etwas anderes zu tun!

Lesungen im Klassenzimmer Das wilde Wartezimmer Bettina Rinderle

Die Hauptfigur, Dr. Frohmut, wird vorgestellt

Dann stelle ich das wilde Wartezimmer von Doktor Frohmut vor, in dem durch die vielen verrückten Aktionen (fliegende Sitzmöbel, Abenteuerkabinen usw.) keine Langeweile aufkommen kann und  auch fast keine Angst vor dem Arztbesuch!

„Der Doktor zupfte seine Krawatte mit den blauen Punkten zurecht und überprüfte seinen Schreibtisch. Dieser hatte auf der einen Seite eine lange Reihe von Tasten wie bei einem Klavier. Auf dem restlichen Tisch stand ein Aquarium so groß wie eine Badewanne.

Mit einem Schäufelchen schnippte er etwas Fischfutter ins Wasser und brummte zustimmend, als unzählige Wassertiere, Krebse, Barsche und Schleierschwänze aus ihren Verstecken lospaddelten um die Bröckchen zu schnappen.

Der Doktor schien ihre Sprache zu sprechen. Denn als er leise durch die Zähne pfiff, versammelten sich alle Schwimmtiere in einer oberen Ecke des Aquariums  und blickten ihn aus blanken schwarzen Augen an.

„Seid ihr bereit? Die Sprechstunde geht gleich los!“

Es schien als nickten sie alle als sie mit den Flossen wedelten. Der Doktor griff ins lauwarme Wasser und tätschelte die zuoberst schwimmenden Fische freundlich.

Danach prüfte er noch ein paar Apparate, füllte das Glas mit den Regenwürmern auf, die aussahen wie Regenwürmer. Sie waren aber aus Zuckergummi. Dann setzte er sich auf seine Schaukel und war bereit für seine Patienten…

Textauszug aus „Das wilde Wartezimmer“
Lesungen im Klassenzimmer Das wilde Wartezimmer Bettina Rinderle

Weitere Protagonisten aus dem Buch

Spätestens beim ersten Patienten – Robbi Blechkopf, ein Roboter – wird klar, dass es sich nicht unbedingt nur um Kinder handelt, die den Doktor aufsuchen. Und es wird deutlich, dass sie alle nicht wegen Husten, Schnupfen oder Bauchweh kommen. Der Doktor weiß Rat,

Textbeispiel zum kleinen Drachen

  • wenn ein kleiner Drache Angst vor dem Feuerspucken und Fliegen hat, das er doch lernen soll…

Bevor der kleine Drache Luft holen konnte, blies sein Onkel (mit dem er in höchste Höhen fliegen sollte) eine Feuer- und Qualmsäule aus dem Maul, die keine Feuerwehr hätte löschen können. Dann schüttelte er seinen Schuppenpanzer und hunderte von kleinen Eisstücken und walnussgroßen Hagelkörnern schossen heraus und sausten Xaver um die Ohren. Onkel Furius war nämlich in sehr großer Höhe geflogen, wo die Temperatur mindestens minus 50° C beträgt. Zuletzt schlug der Onkel seine Vorderpfote, die so breit wie eine Bratpfanne war , auf den Tisch. „Das muss mein Neffe Xaver sein. Also dann: Aufsitzen!“ brüllte der Onkel als wäre sein Neffe taub.

Xaver schluckte und konnte die Tränen fast nicht mehr aufhalten…

Textbeispiel zu Kuno Karpfen

Da muss der Doktor auch helfen:

  • wenn die Gespensterprinzessin so gerne eine Freundin hätte aus der Klasse 3b (Die Prinzessin zerfällt jedoch zu Staub beim Tageslicht)
  • Wenn Ted Gummelbär, der nur noch Nudeln und Süßes isst, plötzlich seinen Geschmack verliert und gar nichts mehr schmeckt…
  • Wenn der übermütige Kuno plötzlich am Angelhaken hängt, weil er eine Teich-Schul-Regel vergessen hat und nun zwar nicht in der Bratpfanne landet, aber zur Strafe alle Flossen verliert…

… Kaum war der Seeteufel (der ihn vom Haken befreite) fort, spürte Kuno ein Jucken in seinen Flossen. Und als er vorsichtig an seinem Körper entlang äugte, bemerkte er, dass sich seine Flossen lösten und in die Tiefe des Sees sanken.

Er war fassungslos. ‚Hoffentlich ist alles nur ein Traum!’ wimmerte er ‚Und wenn ich die Augen aufmache, ist alles wie vorher!’

Das Jucken war jetzt stärker geworden. Gleich darauf wurde sein Körper wie von einem Erdbeben geschüttelt. An einigen Stellen schien die Haut zu explodieren. Als er sich traute, die Augen ganz zu öffnen, sah er, wie sich lauter kleine Hände aus seinem Leib stülpten. Ihre Finger klimperten sacht im Wasser, rollten sich ein und aus als machten sie ein Tänzchen.

Vor lauter Staunen vergaß Kuno zu heulen. Fasziniert schaute er zu, wie auch anstelle der Seitenflossen feine grüne Hände heraus wuchsen. Ganz kurz überlegte er, wie komisch er als Fisch jetzt aussehen musste. Aber viel dringlicher beschäftigte ihn sofort die Frage: Kann man mit diesen vielen Händen auch schwimmen?…

Textbeispiel zu Paul, dem Pupsmonster

  • wenn Pupsmonster Paul plötzlich nicht mehr pupsen und damit Leute ärgern kann…

Paul muss man sich vorstellen wie eine himmelblaue Qualle mit Monstergesicht. Er ist fast durchsichtig. Da er kein Knochgerüst hat wie andere Lebewesen, kann er sich schmal machen wie ein Handtuch oder flach wie ein Pfannkuchen. Er bewegt sich unauffällig, schlängelt sich gern durch und hält sich am liebsten dort auf, wo es viele Menschen gibt: im Bus, im Flugzeug, in der Gondel, im Kino… Paul ist ein Pupsmonster!…


So arbeiten Kinder mit dem Buch

Die Kinder entwickeln beim Vorlesen viel Sympathie für die Protagonisten und experimentieren mit Lösungsvorschlägen bevor sie die besonderen Heilmethoden von Doktor Frohmut kennenlernen. Mit dem Zusatzmaterial (28 Aktivbögen) können die Kinder die Geschichten noch vertiefen und gestalten.

Manche Klassen schrieben eine Fortsetzung und ließen weitere Protagonisten mit ihren Schwierigkeiten entstehen – mit Schwierigkeiten, die viele Kinder von sich selber kennen.


So können Kinder ihr Lieblingsbuch der Klasse vorstellen

In vielen Klassen wird es praktiziert, dass Kinder ihr Lieblings- oder ein gern von ihnen gelesenes Buch vorstellen. Nicht alle Kinder trauen sich so recht, weil sie nicht genau wissen, wie sie das machen sollen. Im Folgenden möchte ich den Kindern Anregungen geben sich mit dieser Art Liste die persönlich wichtigsten Fragen zu beantworten, um ihr Buch den neuen Lesern zu präsentieren.

Aus den Buch-Vorstellungen könnte auch ein gemeinsames Klassen-Lesebuch entstehen, in dem die wichtigsten Kinderbücher der Klasse dokumentiert sind.

Vorstellen des Buches mit Titel, Name des Autors
Sammle und beantworte die wichtigsten W-Fragen:

  • Wer, welcher, welche, welches… ist wichtig?
  • Wann, wo, was, womit, wodurch… geschieht etwas?
  • Wie viele, wie oft, wie schnell, verrückt, rätselhaft, lustig, schräg, unerwartet, albern, ärgerlich… kann etwas passieren?

Deine Einschätzungen

  • Wer in der Geschichte ist der Beste, Größte, Älteste, Ärmste, Langweiligste, Glücklichste, der Gewinner, der Verlierer?

Weitere Texterschließung:

  1. Welche Stelle ist für dich die spannendste, lustigste, ärgerlichste, wichtigste gewesen? (Textstellen zitieren).
  2. Fragen ans Publikum: Was glaubt ihr, wer hat… kann… wird…
  3. Wie könnte die Geschichte ausgehen…welche Lösung wäre möglich…

Zu Fortsetzungen auffordern:

  • Wie könnte…wer könnte…was könnte noch passieren…
  • Wenn… wenn nicht, dann… welche Begegnungen könnten folgen… welche Ereignisse eintreten… Was wäre, wenn der Protagonist anders gehandelt hätte, wie ginge es dann weiter?
  • Anderes Ende, andere Helden, andere Geschichte…

Die Klasse um Feedback bitten

  • Rückmeldung und Lob zur Buchvorstellung
  • Welche Punktzahl zwischen 1 (ganz doof) und 10 (sehr cool) würdet ihr dem vorgestellten Buch geben?

Natürlich sollte die Buchvorstellerin einen tollen Applaus bekommen! Wenn ihr noch andere Ideen und Vorschläge zur Buchvorstellung habt, kommentiert gerne unter dem Artikel.

Herzlichst

Bettina Rinderle

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