17. Juli 2023
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Mini-Whiteboards: alle sind aktiv beteiligt

Kennt ihr die Situation „Ich komme nie dran!“, „Mich siehst du nicht.“, „Der kommt viel öfter dran als ich!“, „Das wollte ich aber auch sagen.“ und dazwischen Kinder, die sehr still sind und sich nur melden wenn sie 1000% sicher sein können, dass die Antwort stimmt oder welche, bei denen du nicht so genau sagen kannst, ob sie aufpassen oder träumen? Heute möchten wir euch von einer ganz einfachen Methode aus dem Classroom Management (no-hands up-Strategie) erzählen, die genau hier Abhilfe schafft: Mini-Whiteboards.

Mini-Whiteboards

Alle Kinder notieren ihre Antworten und halten sie auf ein Signal („1-2-3 Zeit ist vorbei“) gleichzeitig hoch. So kommen alle dran und werden mit einem „Daumen hoch“ oder einem kurzen Kommentar wertgeschätzt, fühlen sich gesehen. Wir haben sie im Rahmen einer Fortbildungsreihe zur Schüleraktivierung kennen und im letzten halben Jahr lieben gelernt. Auch nach dieser Zeit und dem häufigen Einsatz sind die Kinder immer wieder hoch motiviert. Sie eignet sich für alle Unterrichtsfächer, aber hier soll es vor allem um den Einsatz im Matheunterricht gehen.


Achtung gute Stifte

Whiteboardstift

Eigentlich sind die Mini-Whiteboards nur simple weiße Plastikkarten. Unsere sind Größe A4, weil sie so gut auf die Tische passen und gleichzeitig groß genug sind, um etwas darauf präsentieren zu können. Es gibt sie auch größer und kleiner. Ebenso gibt es Whiteboards deren Rückseite zusätzlich über Kästchen verfügt. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden, denn es geht ja um kurze Notizen, Stichworte oder Skizzen und nicht um einen ordentlichen Hefteintrag.

Bei der Anschaffung solltet ihr vor allem in gute Stifte investieren. Es sind Kreidestifte, die sich trocken – auch mit dem Finger wegwischen lassen ohne „Sauerei“. Wir haben unsere Whiteboards selbst finanziert (dann kann ich sie in meine verschiedenen Klassen mitnehmen) und die Stifte über die Klassenkasse abgerechnet. Vielleicht kann man sich aber auch als Schule darauf verständigen, dass alle welche haben.


Kleine Lernprodukte für alle Unterrichtsphasen

In Mathe benutzen wir sie in allen Phasen des Unterrichts, zu Beginn als Wiederholung, bei der Automatisierung, als Ideensammlung oder Gesprächsanlass für die Partnerarbeit, zur Rückmeldung bei Partnerfeedback und zur Gesamtreflexion.

Du kannst mit ihnen kleine Lernprodukte erstellen z.B. zum Zahlendiktat (zeichne die Zahl und schreibe sie in eine Stellentafel, zerlege sie,…), zum Blitzrechnen (hüpfe in 4 Schritten zu 1000, Schreibe die Zerlegungen der 10 auf) oder zu „Mathewörtern“ (Schreibe die Ziffern auf, Welche Ziffer steht an der Hunderter-Stelle?, Wie heißt der oberste Stein in einer Zahlenmauer,…) und Stützpunktwissen (Wie hoch ist die Tür?), zum Schätzen (Wie viel ungefähr?) oder zur Reflexion (Schreibe einen Satz: Was fällt dir auf?).

Hier könnt ihr sehr schnell sehen, was bei den einzelnen Kindern angekommen ist und diesen mit einem „super“, einem Nicken oder einem Tipp eine Rückmeldung geben. Gleichzeitig kann man auch die Kinder fragen „Seht ihr noch eine Lösung wie bei XY?“.

Bei Fehlern kann man wunderbar öffentlich Werbung für Fehler machen (Fehler sind Freunde, Fehler sind wichtig), denn daraus entsteht ja ein neuer Denkanlass für alle. „Siehst du eine Lösung, die dir hilft ihn zu berichtigen?“, „Wer hat einen Tipp für…?“.

Zahlenbuch Igel zeichnet

Grundlage für Murmelphasen, Feedback und Präsentation

Zahlenbuch Igel Partnerarbeit

Sie eignen sich aber auch als Grundlage für eine Partnermurmelphase.  Zum Beispiel mussten die Kinder Aufgaben von der Tafel in eine Tabelle „im Kopf – schriftlich“ sortieren. Anschließend gab es das Partnergespräch und sie konnten die Sortierung ändern. Beim Kennenlernen der schriftlichen Multiplikation mussten die Kinder nach dem Berechnen das Board tauschen und ihrem Partner Feedback geben. Hier malen sie eine Lupe an Stellen, wo ein Fehler auftaucht. Wenn der Partner diese berichtigt, kann aus der Lupe eine Sonne werden. Wir schrieben Aufgaben mit Fehlermuster an die Tafel, die die Kinder auf ihrem Board einkreisten und mit Tipps versahen. Ein weiterer Anlass ins Gespräch zu kommen und die Kinder können untereinander sehen, was für Ideen es im Rest der Klasse gibt.

Auch bei der Wiederholung zu Beginn einer Stunde sind die Boards toll. „Schreibe alles auf, was du noch über „1:2“ (es ging um den Maßstab) weißt. Nun erkläre es deinem Partner als hätte dieser noch nie in seinem Leben etwas darüber gehört.“ Damit wird das Board zur Gedankenstütze.

Im ersten Schuljahr gab es an der Tafel schwere Aufgaben (7+6, 4+9, 3+4, 12+6…) und jeder sollte eine wählen und eine leichte Nachbaraufgabe finden. Man gibt die Boards an dieser Stelle einfach 2-3 mal weiter und die nächsten Kinder schreiben ihre Idee einer leichten Aufgabe dazu. Anschließend kann das Kind sehen, welche leichten Aufgaben anderen Kindern dazu einfallen.

Auch hatten wir schon kurze Sachtexte an der Tafel und jeder schrieb Fragen auf, die man hierzu stellen könnte. Hier kann man sortieren in Fragen, die man berechnen kann und solche, die man mit diesem Text nicht lösen kann.

Bei einer Mathekonferenz können die Whiteboards dazu genutzt werden, Aufgaben oder Rechenwege festzuhalten, auf die die Gruppe sich geeinigt hat und die sie vorstellen will. Bisher benutzten wir hierbei Papier. Darum gab es anschließend oft Diskussionen, weil keiner das gemeinsame Papier einstecken wollte (vielleicht ist bei euch das Gegenteil der Fall). Diesen Streit verhindert ihr so auch.


Los geht’s: Selbst ausprobieren

Eine Kollegin nutzt die Boards auch mit Spielcharakter (Jungs gegen Mädchen) oder als Antworttableau beim Spiel „buzzern“ in einer Art Quizrunde. Das geht aber nicht in jeder Klasse (bei mir entsteht sobald ein Wettkampfcharakter im Spiel ist oft Streit über Kleinigkeiten). Schade wäre es, wenn die Boards deshalb ein negatives Bild für einzelne bekämen.

Ihr seht der Einsatz ist so vielfältig wie euer Unterricht und bestimmt fallen euch noch viel mehr Möglichkeiten ein, wo ihr sie einsetzen könnt.

Viel Spaß damit!

Karla Winkler und Claudia Anduleit

Zahlenbuch Igel rennen

Über die Autorinnen

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Berufliche Tätigkeit: Grundschullehrerin und Fortbildnerin Mathematik

Was mir privat Spaß macht: Zeit mit meinem Mann und unseren 3 Kindern in der Natur zu verbringen, Sport treiben, lesen

Berufliche Tätigkeit: Grundschullehrerin und Fortbildnerin Mathematik

Was mir privat Spaß macht: Ich habe 3 Kinder, verreise gern oder lese in unserem Garten.

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