Niko 2020 – Wie entsteht eigentlich ein Schulbuch?

Die Jahre vergingen und schon wurde es Zeit für die erste Überarbeitung von Niko.

Meine Redakteurin besuchte mich im kleinen Saarland und weil ich gerade (mal wieder) in Elternzeit war, klapperten wir alle Schulen ab, die hier im Umkreis mit Niko arbeiteten. Wir sahen Unterricht mit unserem Buch, hörten uns im Lehrerzimmer um. Was gefällt euch? Was sollten wir ändern? Was fehlt euch gerade? 

Wieder standen regelmäßige Tagungen an. Unser Team wurde durch zwei neue Autorinnen verstärkt.

Wichtige Entscheidungen mussten getroffen werden: Was lassen wir so? Was können wir besser machen? Was kann weg? Was muss neu rein? Wovon mehr? Mehr Aufsatz! Welche Aufsatzthemen? Wovon weniger? Vor allem der Einsatz von Medien im Unterricht hatte sich in den letzten Jahren gewandelt. Niko wurde moderner. Die Schrift etwas größer. Das Layout einheitlicher. 

Auf der Auftakttagung wurden die Seiten verteilt, die Seitenthemen abgesprochen. Es wurd geschnippelt, geklebt, angepinnt, umgehängt, geordnet. Zum Schluss werden die Kapitel an die Autoren vergeben.

Zuhause dann überlegen:

• Wie baue ich mein Kapitel auf?
• Was ist mir wichtig?
• Was könnte den Kindern gefallen?
• Welche Wörter des Grundwortschatzes kann ich auf den Seiten einbauen, damit die Lehrkräfte in den verschiedenen Bundesländern ihre (unterschiedlichen!) Grundwortschatzlisten abgedeckt wissen?
• Wie sollen meine Illustrationen aussehen?

Frau Daub: Manuskriptabgabe am 13.03.2018.

Oh, jetzt aber flott. Das Manuskript meines Kapitels geht per E-Mail an die Redaktion. Korrekturen kommen nach ein paar Tagen.

„Diese Aufgabe funktioniert nicht; hier ist der Platz knapp. Das passt so nicht auf die Seite. Hier bitte ein anderes Verb verwenden, denn Ihre Kollegin Frau Geibel hat dieses Wort schon auf Seite 17 in einer Aufgabe benutzt.“

Telefonate, Nachrichten in die Niko WhatsApp Gruppe und fertig ist die Überarbeitung. Zurück zur Redaktion.

Liebe Nikos, unsere nächste Tagung findet statt am…. Besprechen wollen wir Kapitel 1, 2 und 3.

Freitagnachmittag, 16.30 Uhr: Tagungsbeginn in Frankfurt. Wir treffen uns fast immer in demselben Hotel, haben unsere festen Sitzplätze im Tagungsraum. Wir kennen die Speisekarte im Restaurant auswendig und die Bedienung der Nespresso-Maschine im Tagungsraum sowieso. Wir freuen uns, einander zu sehen. Wir begrüßen uns herzlich,  tauschen Geschenke aus, Unterrichtsmaterial, zu klein gewordene Mädchenklamotten (davon habe ich reichlich…), wir lachen zusammen und waren auch schon zusammen traurig. Wir bringen unsere neuen Babys mit zur Tagung, zumindest solange sie ganz klein sind.

Wir beginnen mit dem Kapitel von Frau Daub. Unsere Redakteurin hat das Kapitel auch noch einmal gelesen und gibt mir ihre Korrekturen als Ausdruck.

Dann starten wir. Erste Seite: Wer möchte etwas sagen?

Wir diskutieren und diskutieren. Manche Seiten gehen schnell, andere dauern ewig. Manche Themen sind leicht, andere sind kompliziert und es ist schwierig, alles abzudecken. Da ist die Medienkompetenz, die immer mal wieder einfließen muss. Da sind Vorgaben aus den einzelnen Bundesländern. Da sind Grundwortschatzlisten, die beachtet werden wollen. Schließlich ist mein Kapitel besprochen und ich kann aufatmen. Weiter geht’s mit dem nächsten Kapitel!

Normalerweise besprechen wir etwa 3 Kapitel pro Tagung. Freitags arbeiten wir von 16.30 Uhr bis etwa 22.00 – natürlich zwischendurch ein Abendessen!

Samstags frühstücken wir gemeinsam um 8.00 Uhr – gegen 16.00 sind wir fertig mit der Tagung. Zuhause trage ich meine Korrekturen in meine 2. Überarbeitung ein und lade die Datei auf unseren Server. Geschafft! Ist das Buch fertig, geht es weiter mit den Arbeitsheften. Die Tagungen laufen ähnlich ab. Parallel schreiben wir die Lernzielkontrollen und den Lehrerkommentar, die Wörterkartei und alles was uns sonst noch so eingefallen ist.

Einige Wochen später erhalten wir einen 1. Umbruch. Dieses Dokument lässt das zukünftige Schulbuch erahnen. Man sieht die Seite erstmals nicht mehr als WORD oder PDF, sondern als „richtiges Buch“. Wir erhalten das Buch als Ausdruck und müssen korrigieren. Stimmt alles? Sind die Aufgaben lösbar? Ist alles schön gesetzt? Vielleicht noch Platz für eine Illu? Übersatz ist markiert, das bedeutet die Seite ist zu voll. Da müssen wir kürzen.

Ruck zuck, zurück zum Verlag! Unsere Redakteurin trägt alle Korrekturen ein und das Dokument geht wieder zurück an die Setzerei.

Ist alles korrekt, geht das Buch in den Druck und laaaaaaaange Zeit nach der ersten Idee halte ich plötzlich das neue Niko 2020 in meiner Hand. Schön ist es geworden! So frisch! So neu! So aufgeräumt! So viel Herzblut!