10. April 2018
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Von der Suche nach kreativen Ideen und anderen Herausforderungen

Wir besuchen die Klasse 4b in Wurzen. Sie sind die Gewinner des Schreibwettbewerbes „Als ich dem Kaninchen folgte“.  Wir haben die Schülerinnen und Schüler zum Projekt befragt.


Donnerstagmorgen im Klassenzimmer von Frau Johannsen: 21 Augenpaare blicken uns voller Neugier an. Nach einer herzlichen Begrüßung setzen wir uns, gespannt auf die bevorstehenden beiden Unterrichtsstunden. Denn heute dürfen wir die Klasse 4b der Grundschule „An der Sternwarte“ besuchen und uns dabei, neben Einblicken in den Unterrichtsalltag, von persönlichen Eindrücken ihrer Mitarbeit am aktuellen Schreibwettbewerb überraschen lassen.

Das Klassenbuch „Als ich dem Kaninchen folgte“ ist aufgrund seiner Gestaltung ein interessantes Kunstwerk und stellt auf einzigartige Weise den Ideenreichtum der ganzen Klasse dar.

Deswegen hat die 4b aus Wurzen den ersten Preis des Schreibwettbewerbs davongetragen.


Ideensammlung zu den Großeltern

Langsam kehrt Ruhe in die anfängliche Aufregung und Frau Johannsen läutet den Deutschunterricht ein:

„Was kommt dir in den Sinn, wenn du an deine Oma und deinen Opa denkst? Notiere dir ein Stichwort, das dir dann einfällt!“.

Von der Motivation der Kinder angesteckt, greifen auch wir zu Stift und Zettel und finden uns anschließend samt Notiz im Stuhlkreis ein. Lustig und erstaunlich, wie verschieden unsere Gedanken an unsere Großeltern doch sind: Von „leckerem Essen“ über Musikbands wie „ACDC“ bis hin zu „dick und kugelrund“ bringen wir alle zahlreiche, individuelle Einfälle aufs Papier! Nachdem wir uns also gegenseitig unsere Großeltern vorgestellt hatten, waren wir nicht nur bestens informiert, sondern auch voller Erwartungen auf die Steckbriefe, die im Anschluss daran über die Oma oder den Opa entstehen sollen.


Redaktionsrunde mit den Preisträgern

Inmitten dieser kreativen Arbeitsphase gelingt es, einzelne Schülerinnen und Schüler für eine Redaktionsrunde abseits des Klassenzimmers für uns zu gewinnen. Beeindruckt von der Bucheinsendung zum letzten Schreibwettbewerb „Als ich dem Kaninchen folgte“ starten wir wissbegierig unser Interview mit fünf Schülerinnen und Schülern der 4b.

Zu allererst möchten wir erfahren, wie die Klasse darauf gekommen ist, an unserem Wettbewerb teilzunehmen. Eine Einladung zum Schreibwettbewerb sei ausschlaggebend gewesen.

Daraufhin habe ihre Klassenlehrerin Frau Johannsen die Kinder gefragt, ob sie diese Herausforderung annehmen wollten, erzählt uns Tom. Eifrig entscheiden sie sich dazu, gemeinsam eine Bucheinsendung zu gestalten.

Inspiriert vom Buch mit dem Titel „Der Frosch der an den Mond anstieß – Geschichten zum Selbermachen“ von Gottfried Herold nimmt die gemeinschaftliche Buchherstellung ihren Lauf. Das Einzigartige an diesem Buch sei dessen Aufmachung: Jedes Kind schreibe seine eigene Geschichte, die doch alle auf lustige Weise eine Verknüpfung miteinander eingingen, erklärt uns Frau Johannsen.


Von der Idee zum Buch

Neugierig geworden auf dieses individuelle Konzept nehmen uns die frisch gebackenen Autoren kurzerhand mit auf einen Rückblick durch die einzelnen Produktionsphasen: In einer ersten Phase verfassen alle die Erstschrift der eigens kreierten Geschichten, die dann von Frau Johannsen kontrolliert
würde, erklärt Lena. Nachdem sie sich auch gegenseitig ihre Geschichten vorgelesen hatten, folge die schriftliche Gestaltung der Texte am Computer und das hat besonders viel Spaß gemacht! Denn das Schreiben am Computer gefalle Daniel um ein Vielfaches besser als das Schreiben mit dem Füller, weil er da nur tippen müsse, lacht er. Für einige der Jungs stellt in diesem Zusammenhang die Computer-AG, die an der Schule angeboten wird, ein willkommenes Freizeitangebot dar.

So spannend der Weg zur Buchproduktion klingt, so ganz einfach war er doch nicht für die jungen Schriftsteller. Besonders herausfordernd sei einerseits das Thema gewesen: Denn von den Abenteuern der Alice im Wunderland hatten die meisten der insgesamt lesefreudigen Truppe vorher wenig bis gar nicht gelesen.

Das mag wohl, wenn man sich die Lesevorlieben der jungen Autoren zu Gemüt führt, mehr oder weniger daran liegen, dass es sich bei „Alice im Wunderland“ weder um ein Märchen, noch um eine Geschichte über „phantastische Tierwesen“ handelt.


Reichliche Leseerfahrungen besitzen die Kinder vielmehr zu Pferdegeschichten, Fußball und Donald Duck oder zu Witzen, die sie abends schön munter halten würden, damit sie noch nicht so schnell einschliefe, schmunzelt Melanie. Auch Greg und seine Tagebücher, die Hexe Petronella Apfelmus oder vielfältige Wissensbücher sorgen für gehörigen Lesespaß bei den Lesefreunden.

Fussball spielen

Kunst und Handwerk – kreatives Schreiben

Mit einer anderen Herausforderung sahen sich die Buchgestalter auf der Suche nach kreativen Ideen für das Verfassen ihrer vier Geschichtenteile für das  Klassenbuch konfrontiert. Geholfen habe ihnen hier insbesondere der Gedanke daran, was sie selbst gern mögen:

So schwärmt Anna von Obst in Hülle und Fülle, weshalb sich ihre Geschichte rund um das Früchteland drehe. Hier folgt also Alice dem Kaninchen in ein Land, das rundum aus Obst bestehe – die Bäume seien aus fruchtiger Ananas, die Blumen aus zuckersüßen Bananen, das Gras glänze vor lauter saurer Zitronenscheiben und die Sonne sehe aus wie eine große, pralle und saftige Orange. Langsam wird die Angelegenheit mit der kreativen Ideenfindung auch für den unerfahrenen Autor ersichtlich – umso erstaunter sind wir neben Annas Einfall auch über die Kreativität ihrer Mitschüler, welche die Bucheinsendung der Klasse 4b insgesamt zu einem einzigartigen Kunstwerk macht!

Ein besonderes Anliegen war es Lena darüber hinaus, ihre Geschichte abwechslungsreich gestalten zu können. Dabei sei ihr die Suche nach verschiedenen Satzanfängen nicht immer flott von der Hand gegangen – neben den Satzanfängen mit „der, die und das“ weitere Möglichkeiten zur Einleitung ihrer Sätze ausfindig zu machen, kostete sie viel Konzentration.

Abgesehen von vereinzelten Schwierigkeiten, mit denen die Kinder zu kämpfen hatten, sind wir daran interessiert, was den jungen Autoren besonders viel Spaß gemacht hat. Über das Schreiben am Computer hinaus begeistert das kreative Schreiben, weil ausnahmsweise mal nicht auf den Lehrer oder die Lehrerin gehört werden müsse und geschrieben werden dürfe, was einem einfalle, teilt uns Daniel eifrig mit.


Die Gestaltung der Buchseiten

Eine weitere Lieblingsbeschäftigung während der Produktionsarbeiten sei die künstlerische Gestaltung der Buchseiten, die im Kunstunterricht durch eigene Bilder geschmückt würden. So entsteht schließlich ein Klassenbuch, bei dem jedes Kind seinen eigenen, individuellen Beitrag leistet: Vier Minibücher, die jeweils 21 Mal über Hoffnungen & Wünsche und Abenteuer & Probleme auf der Reise ins Wunderland berichten, ergeben zusammengenommen ein originelles Produkt, mit dem sich die Klasse, ergänzend zur Förderung von Fantasie und  Schreibfertigkeiten, auch für einen Gewinn beim zugehörigen kooperativen Schreibwettbewerb zwischen der Oper Leipzig und dem Ernst Klett Verlag bewirbt.

Schreibwettbewerb Buchgestaltung

Das ernten die Preisträger

Der Hauptpreis führte die Gewinner direkt in die Oper zur Aufführung des Kinderballetts „Alice im Wunderland“ von Mirko Mahr. Fragt man die Kinder nach ihren Erfahrungen mit dem Theater, so können allesamt von sich behaupten, bereits Aufführungen im Kulturhaus Schweizer Garten miterlebt haben zu dürfen. Der gestiefelte Kater und der Froschkönig sorgten für wunderbare Erinnerungen, gefolgt von Hänsel und Gretel, die Lena beim gemeinsamen Besuch mit der Oma stark beeindruckt hätten. Ausgehend von diesen ersten Erfahrungen und vor dem Hintergrund musiktheaterpädagogischer Methoden für den Schauspielunterricht im Rahmen von Theater-AG’s stellt sich uns abschließend die Frage, ob die Kinder auch selbst in einem Theater mitspielen würden.

Doch daran scheinen sich die Geister zu scheiden: Sofie gibt uns stolz zu verstehen, dass sie sehr leicht und schnell Gedichte lerne und damit für eine Hauptrolle
prädestiniert sei, während Tom seine Freizeit lieber hauptsächlich dem Fußballspiel widme. Die Theater-AG, in denen die Kinder ihr Talent zu angehenden Schauspielkünstlern ausbauen könnten, wird demnach auch aus zeitlichen Gründen von den wenigsten besucht.
Eine echte Alternative dazu stellt für Daniel hingegen der Spielmannszug dar. Enthusiastisch berichtet er uns von Lyras, Pauken, Flöten, Trommeln und anderen Kleininstrumenten, mit denen der musikalische Zug an Konzerten oder gar auf Landesmeisterschaften zahlreiche Zuhörer begeistere. Selbst sei er mit dem Becken und der Pauke aktives Mitglied in der Gruppe und freue sich schon auf die nächsten Vorspiele.


Der Schreibwettbewerb ist eine Kooperation zwischen der Oper Leipzig und dem Ernst Klett Verlag.

Thema des Wettbewerbes: An ihrem 10. Geburtstag folgt Alice einem Kaninchen in ein magisches Wunderland. Dort begegnet sie den unterschiedlichsten Kreaturen, muss sich gegen die grausame Herzkönigin behaupten und wird vor die Frage gestellt, wer sie eigentlich ist. Stelle dir vor, ein Kaninchen taucht auf und nimmt dich mit in dein eigenes Wunderland. Wie würde der Weg dorthin aussehen? Welche Abenteuer würdest du erleben? Würdest du Dinge wagen, die du dir im wahren Leben nicht zutraust?

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