18. August 2022
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Liebe Teamgeister-Interessierte,

vor kurzem haben wir euch im Blog das erste Mal von dem Programm der Teamgeister berichtet. Ab sofort möchten wir euch regelmäßig in den Bereich des sozialen und emotionalen Lernens mitnehmen und euch Tipps, Hinweise und Materialien zu den vielfältigen Themen geben. Ihr dürft also gespannt sein!

Heute könnt ihr direkt schon einen Blick hinter die Kulissen des Programmes werfen und einen der Herausgeber kennenlernen. Dafür haben wir Heiner Wilms für euch interviewt.

  • Was sind die Hintergründe des Programms?
  • Wie wichtig ist das soziale und emotionale Lernen?
  • Welche Rolle spielt dabei die Elternarbeit und …
  • … was steckt eigentlich hinter den Teamgeister-Trainings?

Diese und weitere spannende Fragen werden euch heute beantwortet.


Teamgeister Gewinnspiel: Junge freut sich über Paket

Die Teamgeister direkt kennenlernen – so geht’s!

Wir bieten euch heute zwei Möglichkeiten die Teamgeister kennenzulernen.

1.) Wir haben euch eine Kopiervorlage aus dem Heft 1/2 zum kostenlosen Download in den Beitrag gestellt.

2.) Ihr habt die Chance zu gewinnen: Wir verlosen 10 Teamgeister-Päckchen. Dazu gebt unserem Beitrag ein Herz und kommentiert darunter, welche Rolle das soziale und emotionale Lernen in eurem Unterricht spielt und wie ihr es integriert.

Mit etwas Glück senden wir euch das Päckchen bald direkt an eure Haustür. Alle Kommentare bis einschließlich 26.08.2022 nehmen an der Verlosung teil!
(Nicht wundern, eure Kommentare erscheinen erst nach Freigabe durch das Blogteam.)

UPDATE: Die Gewinner des Gewinnspiels wurden ausgelost und benachrichtigt. Das Gewinnspiel ist damit beendet. Vielen Dank für eure zahlreichen Teilnahme-Kommentare.

*Veranstalter des Gewinnspiels ist die Ernst Klett Verlag GmbH. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ernst Klett Verlags, sowie deren Verwandte und Angehörige sind von der Teilnahme an dem Gewinnspiel ausgeschlossen. Unter allen Teilnehmer:innen (Kommentar unter Beitrag) wird ein:e Gewinner:in durch das Los ermittelt und per E-Mail benachrichtigt, in der um Mitteilung der Adressdaten zur Versendung des Gewinnes gebeten wird. Die Ziehung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Teilnahmeschluss ist der 26. August 2022. Eine Barauszahlung des Gewinnwertes ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die erhobenen Daten werden ausschließlich zur Gewinnspiel-Teilnahme und zur Versendung des Gewinns verwendet und nach Abschluss des Gewinnspiels sofort gelöscht. Rechtsgrundlage der Datenverarbeitung ist Art. 6 Abs. 1 b DSGVO. Weitere Angaben zum Datenschutz unter www.klett.de/datenschutz.

Interview mit dem Herausgeber Heiner Wilms – geführt von Antje Greisiger

1.) Lieber Herr Wilms, möchten Sie sich unseren Lehrkräften zu Beginn kurz vorstellen?

Gerne. Ich habe viele Jahre als Lehrer an einer Hauptschule, einer Realschule und einer Gesamtschule unterrichtet. Anfang der 90er-Jahre habe ich zusammen mit meiner Frau, die ja auch am Teamgeister-Projekt beteiligt ist, eine mehrjährige Weiterbildung in Gestaltpädagogik am Fritz-Perls-Institut Düsseldorf gemacht. Die hat uns darin bestärkt, dass Schule mehr sein sollte als nur die Erfüllung von Lehrplänen. Sie sollte mehr auf das Leben vorbereiten. Mitte der 90er haben wir dann ein Programm zum sozialen und emotionalen Lernen in der Sekundarstufe I kennengelernt und sind beide Trainer und Autoren der deutschen Ausgabe geworden. Mitte der 00er-Jahre reifte dann die Idee zu Teamgeister als vergleichbares Programm für die Grundschule. Seit 2005 bin ich nicht mehr in der Schule, sondern leite nur noch Fortbildungen zum sozialen Lernen in ganz Deutschland, seit 2010 auch regionale und schulinterne Teamgeister-Trainings in Grundschulen.

Portrait der Teamgeister Herausgeber

Portraits der Herausgeber: www.teamgeister-gs.de

2.) Der Sommer ist da, doch die Folgen von zwei Jahren Pandemie werfen ihre Schatten nach wie vor auch auf das Schulgeschehen. So titelte der Bayrische Rundfunk in einem Beitrag vom 11. Oktober 2021 „Verloren durch Corona: Soziale Kompetenz von Kindern“ (https://www.br.de/nachrichten/bayern/verloren-durch-corona-soziale-kompetenz-von-kindern,SlFIDOH). Darin wird unter anderem von Kindern berichtet, die durch den langen Lockdown das Wir-Gefühl vergessen und große Verständigungsprobleme untereinander haben. Welche Auswirkungen können diese Folgen Ihrer Meinung auf die Entwicklung von Kindern haben?

Um die Auswirkungen auf Grundschulkinder zu verstehen, muss man wissen, welchen Anteil zwei Jahre im jungen Leben von Grundschulkindern ausmachen, und dann auch darüber nachdenken, was die eigentliche Aufgabe der Kinder- und Jugendzeit ist: Lebenserfahrungen zu sammeln mit möglichst vielen anderen Menschen, am liebsten mit einigermaßen Gleichaltrigen, zu sammeln, um sich auf ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Und genau diese Erfahrungsmöglichkeiten wurden in der Zeit eingeschränkt und zeitweise sogar unmöglich gemacht. Es gab eher ein Übermaß an Erfahrungen mit wenig strukturierten Tagen, Langeweile und Einsamkeit. Es wird viel Zeit brauchen, die sozialen Defizite der Pandemiezeit aufzuholen, dabei kann Teamgeister helfen, indem die Arbeit damit immer wieder Situationen schafft, neue Erfahrungen mit Gleichaltrigen zu sammeln.

3.) Es scheint die Erkenntnis auch in den Ministerien zu reifen, dass soziales und emotionales Lernen essenziell für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern ist. So hat beispielsweise das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg das Programm „Lernen mit Rückenwind“ ausgerufen (https://km-bw.de/,Lde/startseite/service/lernen-mit-rueckenwind-planungen-fuer-naechste-schuljahr). Gefördert werden sollen Angebote mit „Fokus auf [das] sozial-emotionale Aufholen“, bei denen das Miteinander großgeschrieben wird – etwas, das zugleich Fundament und Ziel Ihres Teamgeister-Programms ist. Sie haben es gemeinsam mit Ihrer Frau aus den Niederlanden mitgebracht. Wie kam es dazu?

Durch „unser“ Programm für die Sekundarstufe I sind wir international vernetzt, und wir haben auf Tagungen sehr von den Erfahrungen der niederländischen Kolleginnen und Kollegen profitiert. In den Niederlanden haben wir dann das Programm „Leefstijl“ gefunden, das weitgehend unseren Vorstellungen entsprach. Professor Klaus Hurrelmann hat dann den Kontakt zu Klett hergestellt und nach einigen Gesprächen haben wir uns dann einigen können.

4.) Was war das Besondere am niederländischen Programm, das Sie dazu bewogen hat, es für deutsche Schulen aufzubereiten?

Die vorgegebene Struktur mit ihren verschiedenen Themen, dem Aufbau der einzelnen Lektionen, der Art der Umsetzung, der Ausrichtung an den Lebenskompetenzen der WHO haben die Aufbereitung erleichtert und wir hatten genügend Raum, unsere eigenen Ideen noch einzubringen.

5.) Für wen eignen sich die Teamgeister und wie funktioniert das Programm?

Unsere Zielgruppe sind Grundschulen, mit spezifischen Einschränkungen auch Förderschulen, Schulen des gemeinsamen Lernens. Die vielfältigen kleinen und großen, kurzen und umfangreichen Aktivitäten bringen in zufällig gebildeten Paaren oder Gruppen immer wieder andere Kinder zusammen und ins Gespräch über Themen, die ihnen persönlich etwas bedeuten. Sie erleben dabei, dass einige Kinder ähnlich denken, einige aber auch anders oder ganz anders. Wenn sie miteinander aktiv sind und sich über ihr Erleben und ihre Erfahrungen austauschen, merken sie, dass Vielfalt im Denken und Erleben weit verbreitet und damit auch normal ist. Und nicht zu vergessen: Die Zeit in der Schule muss mehr sein als nur Pflichterfüllung. Sie soll allen Beteiligten auch Spaß machen, die Lust auf Mehr fördern. Das gilt für die Kinder, und ebenso für die Lehrkräfte.

Teamgeister Evaluation Screenshot von Teamgeister-Werbsite

Screenshot der Evaluationsergebnisse der Teamgeister-Trainings; Quelle: www.teamgeister-gs.de/evaluation/

6.) Wie wurde das Programm bisher an deutschen Schulen angenommen?

Ich kann natürlich nur etwas über die Schulen sagen, die ich in den Trainings kennengelernt habe und die sich am Ende in anonymen Fragebögen geäußert haben. Dazu gibt es Rückmeldungen von fast 7000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Stand Juni 2022). Diese Evaluation steht auch auf unserer Homepage der Teamgeister www.teamgeister-gs.de/evaluation/. Wir freuen uns wirklich sehr über Zustimmungen von rund 98% aller teilnehmenden Personen.

7.) Wie nachhaltig wirken die Teamgeister? Welche Rückmeldungen erhalten Sie dazu aus der Praxis?

Wenn die Voraussetzungen eingehalten werden, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung von Programmen der Primärprävention benennt, wenn die Arbeit mit Teamgeister also möglichst früh beginnt, langfristig angelegt ist und kontinuierlich (und nicht punktuell) durchgeführt wird, kann man von erfolgreicher Umsetzung ausgehen. Es gibt Schulen, die seit 10 Jahren mit Teamgeister arbeiten. Wenn die Lehrkräfte diese Arbeit nicht für sinnvoll hielten, hätten sie wahrscheinlich längst aufgehört. Das soziale Lernen mit Teamgeister ist ja eine freiwillige Zusatzleistung der Schulen.

8.) Was motiviert Sie immer wieder neu, mit Teamgeister und Kollegien in Grundschulen im ganzen Land zu arbeiten?

Zu Beginn des Teamgeister-Trainings gibt es oft noch eine gewisse Zurückhaltung der Lehrkräfte. Es ist immer wieder spannend und motivierend zu erleben, wie sich die Stimmung und die Beteiligung durch die gemeinsamen Aktivitäten aus Teamgeister verändert, wie die Lust an der Arbeit stetig wächst, wie gelacht und miteinander gesprochen wird. Und natürlich motivieren mich auch die sehr positiven Rückmeldungen am Ende des Tages und der große Erfolg des Programms insgesamt. Die Arbeit mit Teamgeister macht auch mir einfach Spaß.

9.) Gerade erscheint eine Neuauflage der Teamgeister. Was wurde im Vergleich zur bisherigen Ausgabe geändert und warum?

Wir haben in den sieben Jahren seit der letzten Ausgabe immer wieder Ideen für neue Aktivitäten gesammelt und insgesamt etwa 50 in vorhandene Lektionen eingefügt oder einige als neue Lektionen für die Klassen 3 und 4 zusammengefasst, z. B. die Lektion „Herausfordernde Kommunikation“ in Klasse 4 oder „Mit Gefühlen umgehen“ in Klasse 3. Bei der Überarbeitung sind uns auch wenige Aktivitäten aufgefallen, die wir selbst heute nicht mehr machen würden. Wir haben sie gestrichen. Zugunsten von mehr Aktivitäten haben wir den theoretischen Hintergrund gestrafft. Ganz neu sind die „26 Fragen – 26 Antworten“. Hier haben wir 26 Fragen aus der Praxis aufgeschrieben, die in den Trainings immer mal wieder oder regelmäßig gefragt wurden, und unsere Antworten dazu gegeben.

10.) Welche Materialien benötige ich als Lehrkraft für die Umsetzung des Programms?

Als Erstes benötigen Lehrkräfte natürlich die Handreichung zu Teamgeister für ihre Klassenstufe. In der Handreichung finden sie alle notwendigen Hinweise und Hilfen zur Umsetzung mit den Kindern. Die einzelnen Aktivitäten werden Schritt für Schritt beschrieben, um die Arbeit möglichst einfach zu machen. Für einige Aktivtäten wird auch weiteres Material gebraucht (z. B. Würfel und Spielfiguren oder zwei Knöpfe und zwei Stoppuhren …), das in vielen Schulen oder Haushalten vorhanden ist. Aber an sich benötigt Teamgeister wenig Material.
Die Kinder sollten ein Teamgeisterheft haben, in dem sie zwei Jahre lang ihre Meinungen ankreuzen oder aufschreiben können oder sich auf ein Gespräch in einer Gruppe oder im Plenum vorbereiten können. Es geht bei diesem Heft nicht darum, möglichst richtige Ergebnisse einzutragen, die nachher korrigiert oder bewertet werden. Weiteres Material dürfte in den meisten Schulen oder Haushalten vorhanden sein.

11.) Wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Eltern? Wie können auch die Eltern gut in das Teamgeister-Programm integriert werden?

Wir träumen nach wie vor davon, dass Schule und Eltern zum Wohl der Kinder kooperieren und sich nicht als natürliche Gegenspieler verstehen. Es ist aber eine Realität, dass eine solche Kooperation aus vielfältigen Gründen nicht mit allen Eltern funktioniert. Trotzdem geben die Handreichungen zu Teamgeister immer wieder kleine Anregungen, die Eltern über das soziale Lernen mit dem Programm zu informieren. Kleine „Hausaufgaben“ regen oft auch die Kinder an, einem Erwachsenen zu Hause von den eigenen Erfahrungen in der Schule zu erzählen und auch manchmal zu fragen: „Wie war das denn bei dir früher?“ Wir möchten damit das Generationen übergreifende Gespräch zu Hause fördern. Und wenn es manchmal gelingt, reicht das. Einige Schulen laden zur Einführung von Teamgeister auch die Eltern zu einem Elternabend ein, um ihnen die Bedeutung, aber auch die Arbeitsweise in kleinen Aktivitäten nahezubringen.

12.) Fehlende Zeit aufgrund der Erfüllung von Lehrplänen ist häufig ein Argument, warum soziales und emotionales Lernen an Schulen zu kurz kommt. Wie gelingt es trotzdem, das Teamgeister-Programm erfolgreich zu implementieren? Was braucht es dazu?

Eine Voraussetzung ist die Motivation der Lehrkräfte, die Überzeugung, dass das soziale Lernen mit Teamgeister einerseits wichtig für die Zukunft der Kinder ist, andererseits auch relativ einfach umzusetzen ist und Spaß macht. Unser Tipp ist eine Erfahrung, die wahrscheinlich schon viele Menschen gemacht haben: Wer etwas für machbar, wichtig und sinnvoll hält, wird Wege suchen, es auch umzusetzen. Wer etwas für kompliziert und unwichtig hält, wird Gründe suchen, es nicht umzusetzen. Und Schulen, Schulleitungen und Kollegien, die es wollen, werden Wege dazu finden. Teamgeister fördert die soziale Erziehung nichteigener Kinder in Großgruppen. Damit ergänzt es die Erziehung in der Familie, in der eigene Kinder in Kleingruppen oder allein erzogen werden.

13.) Was wünschen Sie sich für die „Teamgeister“ sowie die Kinder und Schulen?

Mein bzw. unser Wunsch ist, dass Kinder und ihre Lehrkräfte weiterhin viel Freude und Motivation haben, miteinander über persönlich bedeutsame Fragen und Themen zu sprechen, einander zuzuhören, ohne zu bewerten, und dabei vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Unser zweiter Wunsch ist, dass Teamgeister noch viele neue Freundinnen und Freunde in Grundschulen findet.

Illustration Kinder auf Baumstein vom Cover der Teamgeister

Wir hoffen, das Interview hat euch gefallen. Wenn ihr Fragen, Anregungen und Wünsche habt, meldet euch gern bei uns oder schreibt uns einen Kommentar. Wir freuen uns auf eure Nachricht!

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