8. September 2022
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Braucht ihr manchmal auch sprachliche Unterstützung, um eure Stimme zu schonen? Ich brauche das! Als Kombiklassenlehrerin einer Klasse 2+3 bin ich nämlich extrem gefordert. Und damit auch meine Stimme. Dieser hat es dann irgendwann einfach gereicht. Hat sich verabschiedet und war ganze drei Wochen komplett im Urlaub. Da stand ich dann da, schaute ihr sprachlos nach und muss wohl ziemlich mitgenommen ausgesehen haben. Wie gut, wenn man auf digitale Unterstützung zurückgreifen kann!


Eine Bestandsaufnahme

Schon länger nutzte ich sporadisch verschiedene Tools, um Audioaufnahmen zur Unterstützung der Kinder zur Verfügung zu stellen. Diktate werden bei mir generell nur noch digital durchgeführt, ich nutze digitale Hörspuren, erstelle digitale Spiele zum Hören, vertone Wimmelbücher und gebe digital Tipps auf Arbeitsblättern oder Lernzielkontrollen. Höchste Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Es gibt verschiedene digitale Tools, mit denen man Kindern Audioaufnahmen zur Verfügung stellen kann. So findet jeder und jede das Tool, das zu einem passt. In diesem Artikel möchte ich dir exemplarisch drei Tools vorstellen: Audioaufnahmen via QR-Code, eBooks mit Audioaufnahmen und auf Sticker gespeicherte Audios, die z.B. mit dem Anybook Reader abgehört werden können.


Audioaufnahmen per QR-Code direkt auf Arbeitsblätter & Co drucken

Das Prinzip ist simpel. Auf www.vocaroo.com kann man einfach Sprachnachrichten aufnehmen und direkt als Link oder QR-Code teilen. Die QR-Codes werden z.B. als Bild gespeichert und können so ausgedruckt bzw. auf Arbeitsmaterial & Co. abgedruckt werden.

So setze ich Vocaroo ein:

  • individuelle Rückmeldungen an Schülerinnen und Schüler (z. B. bei Aufsätzen etc.)
  • Erklärungen zu Aufgaben
  • Vorlesen von Texten als Differenzierung und Nachteilsausgleich
  • Rallyes und Eduescapes
  • Betontes Vorlesen von Gedichten und Geschichten
  • Einsingen von Liedern als Hörbeispiel

Stolpersteine
Achtung: Datenschutz! Mit Vocaroo nehme ich nur mich selbst auf, niemals die Kinder! Die QR-Codes werden mit den schuleigenen Tablets im schulinternen Netzwerk abgespielt. Ist ein bisschen unpraktisch aber anders nicht zulässig!


eBooks mit Audioaufnahmen erstellen

Wer mich kennt, weiß: Ich bin die Verrückte, mit den Tablet-Diktaten. Dazu findest du hier einen ausführlichen Bericht. Es ist einfach sensationell praktisch, dass ich Diktate nur noch einmal einsprechen muss und dass meine 2. und 3. Klassen gemeinsam ohne Zeitdruck ein unterschiedliches Diktat zu unterschiedlichen Zeiten schreiben kann. Nie wieder ohne! Dazu nutze ich die iPad-App „BookCreator“. Aber nicht nur für Diktate bieten sich Audioaufnahmen in eBooks an. Das Ganze funktioniert auch für den Mathematikunterricht, wenn ich z.B. Zahlen des neuen Zahlenraumes oder Kopfrechenaufgaben diktiere. Im Sachunterricht erstelle ich ganze Selbstlernbücher über verschiedene Themen. Diese veröffentliche ich online und teile sie im digitalen Klassenzimmer.

tabletdiktat

Foto: Susanne Ruppert

So können die Kinder zu Hause noch einmal Gelerntes vertiefen, erkrankte Kinder verpassen nicht den Anschluss, die Eltern wissen auch gleich Bescheid und ich bin einfach mal für die nächsten Jahre vorbereitet. Auch im Musikunterricht kommen digitale Entdeckerbücher zum Einsatz und implementieren audiovisuelle Inhalte. Meine Kids sind mittlerweile so fit, dass sie sich selbst eBooks mit Audioaufnahmen erstellen: Sie vertonen Wimmelbücher oder erarbeiten individuelles Übungsmaterial für Lernzielkontrollen. Das letzte Übungsdiktat musste ich nicht mehr selbst einsprechen, dies übernehmen jetzt die Kinder ;-)

Praktisch: Man kann die erstellten eBooks via AirDrop im Klassenraum an die iPads verteilen oder sie als ePub speichern und entsprechend auch im Kollegium teilen. Sharing is caring – ihr wisst schon!

Stolpersteine
Online kann man derzeit nur zehn Bücher veröffentlichen, dies schränkt etwas ein. Die kostenpflichtige App funktioniert auch nur auf iPads.


Audioaufnahmen auf Stickern mit dem Anybook Reader abhören

Der Anybook Reader sieht aus wie ein zu groß geratener Stift, verfügt über ein Mikrofon und einen kleinen Lautsprecher und kann somit Audios aufnehmen und abspielen. Gespeichert werden die Audioaufnahmen auf kleinen runden Stickern, die man z.B. in Bilderbücher oder auf Arbeitsmaterialien kleben kann. Hat man das System heraus, geht das total schnell und man benötigt keine Tablets und keine Internetverbindung. Die Sticker kann man immer wieder löschen und neu bespielen. Deshalb klebe ich sie oft auf kleine Kärtchen, die ich dann für verschiedene Zwecke immer wieder benutzen kann. Zum Beispiel für eine „Notfall-Station“, an der die Kinder mit Sprachbarrieren vertonte Hilfskärtchen finden – mit Erklärungen der Aufgaben oder mit vorgelesenen Texten.

Junge mit Anybook Reader

Natürlich kann man die Sticker auch direkt in (Schul-)Bücher kleben, nur lassen sie sich dann nicht mehr rückstandslos ablösen. Im Download findest du Universal-Kärtchen, auf die man die Sticker anbringen kann. So sind sie immer wieder benutzbar, z.B. auch für Lausch-Rallyes, Kopfrechenspiele, Lernwörtertrainings oder Diktate. Was viele nicht wissen: Den Anybook Reader gibt es auf Rezept! Kinder mit Anspruch auf Nachteilsausgleich können diesen bei der Krankenkasse beantragen.

Stolpersteine
Sticker und Anybook Reader sind recht teuer. Möchte man den Stift in der Klasse einsetzen, bräuchte man davon eine entsprechende Menge. Ich habe nur einen und das funktioniert oft eher schlecht als recht.


Mein Fazit

Egal wie und mit welchem Tool: Sprachliche Tools reduzieren euren Sprechanteil. Also holt euch digitale Unterstützung!

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