7. Juni 2020
4

Roboter überall?!

Auch wenn Roboter im Unterricht in Estland absolut keine Seltenheit mehr sind, gehören sie auch nicht überall zum Schulalltag dazu. An der 21. Schule in Tallinn sind sie jedoch nicht mehr wegzudenken: Bereits seit 2015 werden hier Roboter im Unterricht eingesetzt. Robotik ist nicht nur Unterrichtsfach in Klasse 3 bis 6, sondern kann zudem als Wahlfach belegt werden und auch AGs beschäftigen sich mit dem Thema. Mit Erfolg – so wurde ein Team der Schule sogar schon Europameister im Roboter-Programmieren. So viel Engagement ist eigentlich nur damit zu erklären, dass es offenbar Spaß macht, sich mit Kollegen von R2D2 zu beschäftigen, oder?!


Aber warum Robotik?

An 21. Schule wird Robotik nicht nur als eigenständiges Fach und wichtiges Thema in Hinblick auf die Zukunft begriffen, sondern besonders die Verknüpfung mit anderen Unterrichtsfächern bietet einen vielversprechenden Mehrwert. Denn beim Bauen und Programmieren von Anwendungen wenden die Kinder das erworbene Fachwissen kreativ an und vertiefen es. Anknüpfungspunkte gibt es quer durch alle Fächer – so werden selbst im Musikunterricht Roboter so programmiert, dass sie sich rhythmisch bewegen.

Lehrer Rasmus Kits, der zum Lehrer des Jahres 2019 gekürt wurde, zur Robotik im Schulalltag:

„Die Unterrichtsstunden mit Robotern sind sehr praktisch und haben einen direkten Bezug zu unserer Lebenswirklichkeit. Die Kinder lernen, wie die technologische Welt in Zukunft aussehen wird.“

Kits setzt dabei ganz auf das Ausprobieren und die praktische Erfahrung:

„In meinem Unterricht gibt es keinen theoretischen Teil. die Theorie wird durch die Praxis erworben.“

Hilfestellungen und Erklärungen gibt der Lehrer natürlich, wo nötig. Besonders motivierend für die Kinder sei es, dass Fortschritte und Ergebnisse im Lernprozess sofort sichtbar werden. So sei das Programmieren an sich natürlich eine abstrakte Aktivität, aber in dem Moment, wo ein Roboter sich zu bewegen beginnt, werde für die Schülerinnen und Schüler verständlich, was das Programmieren bewirkt und warum es notwendig ist.

Scherzend beschreibt der Lehrer die Vorzüge seines Berufs:

„Ich habe den besten Job der Welt, ich kann jeden Tag mit Legosteinen spielen.“

In seiner dritten Klasse bauen die Kinder daraus gerade kleine Roboter.

„Für die Kinder ist es nur ein Spiel, aber dabei lernen sie Programmieren“, so Kids.

Roboter

Starthilfe für andere Lehrkräfte

Doch natürlich gibt es in Estland auch Lehrkräfte, die den Vorzügen der Robotik kritisch gegenüberstehen, es für technisch zu herausfordernd halten und eher als spielerischen Zeitvertreib denn als pädagogisch sinnvolles Werkzeug betrachten. Wie könnte man diese Lehrerinnen und Lehrer dazu motivieren, es dennoch auszuprobieren und ihr Unterrichtsfach mit der Robotik zu verbinden?

Rasmus Kits dazu:

 „Die Verwendung eines Roboters im Unterricht ist einfacher als viele Lehrer denken. Es ist eine unterhaltsame, praktische und sehr gute Möglichkeit, Theorie durch Praxis zu lehren. Berührungsängste müssen überwunden werden. Moderne Geräte funktionieren gut, Roboter haben ein hohes Maß an Zuverlässigkeit “.

Um Lehrkräften, die auf dem Gebiet der Robotik noch nicht bewandert sind, Lust auf die Beschäftigung mit dem Thema zu machen und den Einstieg zu erleichtern, hat Kits eine besondere Initiative gestartet:

„Letztes Jahr habe ich das Projekt Digital Devices for Teaching ins Leben gerufen. Dabei setzen wir Roboter in verschiedenen Fächern ein, mit 100 Lehrern und 1.800 Schülern“, sagte Kits.

Entstanden ist dabei ein Pool von 95 Arbeitsblättern mit Anregungen für den Einsatz von Robotik in Mathematik, Kunst, Technik und den Naturwissenschaften, der Lehrkräfte dabei unterstützt, ihren Unterricht praktischer und spielerischer zu gestalten.

Webinare und praktische Infos erleichtern den Einstieg. Über die Würdigung seines Engagements, die er mit der Auszeichnung „Lehrer des Jahres“ erfahren hat, sagt Kits:

„Ich freue mich sehr, dass das Engagement von Lehrern wie mir zur Kenntnis genommen und als wichtig angehsehen wird. Außerdem ist dieser Titel nicht nur eine Anerkennung meiner geleisteten Arbeit, sondern gibt mir auch die Zuversicht, dass ich auf dem richtigen Weg bin und den Mut, weiterzumachen“, sagt Kits.

Seine prinzipielle Empfehlung an Lehrkräfte klingt sehr befreiend:

„Seien Sie mutig und fröhlich. Haben Sie keine Angst, sich zu verirren, denn das Lernen aus Versehen steht kurz bevor!“

Die Begeisterung von Ramsus Kits wirkt ansteckend auf mich und ich verstehe die positiven Effekte der Robotik für den Unterricht.

Doch es gibt noch weitere Themen, die für mich bislang eher nach Science Fiction als nach Unterrichtsrealität klingen, z. B. Virtual Reality (VR). Diesem Thema wenden wir uns im nächsten Beitrag zu und beschäftigen uns mit einer Schule, die ein eigens eingerichtetes Studio hat, um mit VR zu unterrichten und Anwendungen zu testen.

Danke!
4 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.