10. September 2019
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Stufenweise Einführung einer digitalen Unterrichtsplattform

Ganz oder gar nicht?! Warum nicht einfach stufenweise, Schritt für Schritt? Wie in der Basisschool „De Toonladder“ in Nieuwegein in der Provinz Utrecht. Dort hat man sich für die stufenweise Implementierung der digitalen Unterrichtsplattform „Snappet“ entschieden.

Zunächst wurde der Tabletunterricht mit der Unterrichtsplattform in den Klassen 4, 5 und 6 eingeführt, dann kamen weitere Klassenstufen hinzu. Was den Übergang erleichterte, war, dass die Arbeit mit der Unterrichtsplattform den bisherigen Unterricht nicht ersetzte, sondern ergänzte. Schuldirektor Bob Koopman dazu:

„Der Umstieg auf die Lernplattform war nicht so schwierig, da die Lehrkräfte auch weiterhin nach ihren eigenen Methoden und Vorlieben unterrichten konnten. Eine grundlegende Umstellung des Unterrichts war nicht nötig.”

App Grundschule

So erfolgt die Einführung in ein Thema noch stets auf traditionelle Weise durch die Lehrkraft, dann bearbeiten die Kinder Aufgaben und Aufträge dazu auf dem Tablet und nicht wie zuvor auf Papier.


Wie mit den Tablets im Unterricht gearbeitet wird, wurde ebenfalls Stück für Stück ausgeweitet. So wurde „Snappet“ zunächst als reiner Ersatz für das Arbeitsbuch verwendet, dann wurden immer stärker auch die adaptiven Möglichkeiten der Plattform genutzt. Durch die schrittweise Implementierung konnten sowohl die Infrastruktur der Schule als auch die Kenntnisse und Fähigkeiten der Lehrkräfte mitwachsen.

Für die Lehrkräfte stelle das digitale Arbeiten der Schülerinnen und Schüler sowohl eine Erleichterung als auch eine Bereicherung dar. So gewinnen sie mehr Zeit für die passgenaue Unterstützung der Schülerinnen und Schüler, dadurch, dass das Kopieren und Korrigieren der Aufgaben entfällt, da die Kinder beim Üben direkt Rückmeldung darüber erhalten, was sie richtig gemacht haben und was nicht.

Außerdem können die Lehrkräfte den Fortschritt ihrer Schülerinnen und Schüler gut verfolgen.
Lehrerin Sandra Kwakkel:

„Für mich als Lehrkraft hat es natürlich viele Vorteile, dass alles registriert wird und ich so schneller eine Übersicht über die Klasse bekomme.“

So erkenne man schnell, welche Kinder den Stoff bereits gut begriffen haben, und welche Kinder bei bestimmten Aspekten noch Unterstützung benötigen, die dann ganz gezielt gegeben werden könne.


Schritt für Schritt medienkompetent

In der christlichen Grundschule „’t Prisma“ in der Stadt Doetinchem werden die Kinder in sogenannten „Units“ klassenübergreifend unterrichtet. In Unit 1 lernen Kinder der ersten drei Schuljahre gemeinsam, in Unit 2 Kinder des vierten und fünften Lehrjahres und in Unit 6 sind Schülerinnen und Schüler des sechsten bis achten Lehrjahres zusammengefasst.

Der Umgang mit digitalen Medien gehört ganz selbstverständlich dazu und ist für jede Unit über klare Lernziele geregelt. In Unit 1 lernen die Kinder Grundfähigkeiten im Umgang mit Computer, iPad und Laptop und beschäftigen sich damit, wie die Geräte bedient werden und welche Funktionen sie haben. In Unit 2 stehen dann praktische Anwendungen auf dem Programm, wie z. B. verschiedene Übungsprogramme, mit denen der Lernstoff differenziert trainiert wird oder auch das Arbeiten mit Word, das Speichern von Dateien und Ordnern und das Anfertigen von Präsentationen. Außerdem rückt das Thema Medienkompetenz in den Fokus: Wie funktionieren digitale Medien eigentlich, wie recherchiert man richtig und wie bereitet man Informationen auf?

In Unit 3 arbeitet schließlich jedes Kind in seiner eigenen digitalen Lernumgebung, macht dort seine Hausaufgaben und teilt sie mit seinen Eltern und den Lehrkräften. Kinder lernen in dieser Unit vor allem voneinander, wenn sie sich zum Beispiel in den sogenannten „Masterclasses“ ihre Ergebnisse präsentieren, zum Beispiel mithilfe der Programme Powtoon, Mentimeter oder Kahoot. Oder auch, wenn sie sich gegenseitig zeigen, wie sie eine Website gebaut haben.

Alle Kinder haben ihr Smartphone bei sich und lernen, Apps zu gebrauchen und sich über soziale Netzwerke miteinander auszutauschen. Schulleiterin Weenk dazu:

„Wir bringen Kindern bei, wie sie Google Maps nutzen, und Lehrkräfte kommunizieren in App-Gruppen mit den Kindern. Dabei geht es dann zum Beispiel um die Förderung von Lesefreude beim Austausch über die Frage Kennst du ein tolles Buch?. Das Ziel dahinter ist, den Kindern die Do’s und Dont‘s beim Austausch über Apps zu vermitteln. So machen wir sie medienkompetent.“

Ich finde es ein tolles, praxistaugliches Vorbild, wie die beiden Schulen, ausgehend von der jeweiligen Situation vor Ort, Schritt für Schritt digitale Medien bzw. Themen in den Unterricht integriert haben. Im großen Finale unserer kleinen Beitragsserie könnt ihr beim nächsten Mal lesen, warum man nicht immer alle Expertise im Kollegium haben muss, wie unterschiedliche Lerntypen berücksichtigt werden können und Schülerinnen und Schüler digital den Unterricht evaluieren.


Quellen

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