10. Juli 2019
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Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass an der Grundschule „Het Palet“ in Almere ein neues Unterrichtskonzept etabliert wurde. Es trägt den Namen „Unterricht + Du“ und zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler mithilfe der Digitalisierung dabei zu unterstützen, ihre individuellen Talente zu entwickeln. „Die Zeit war reif und es gab einen großen Bedarf an Modernisierung“, erklärt Direktor Hans van Alphen, der damals als Interimsmanager an die Schule kam.

Ziele des neuen Unterrichtskonzepts und Ausstattung

Im Sinne des personalisierten Lernens erhält jedes Kind einen auf seine Kenntnisse und Fähigkeiten abgestimmten Lernfahrplan mit individuellen Lernzielen. Alle sechs Wochen setzen sich Lehrkraft, Eltern und Kind zusammen, tauschen sich über den Lernfortschritt aus und legen den Fahrplan für die nächsten sechs Wochen fest. Ziel dabei ist es, den Kindern auf eine für sie passende Weise wichtige Fertigkeiten für die Lebens- und Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts zu vermitteln, wie z. B. innovatives, kreatives Denken, Kommunikation und Zusammenarbeit. Ebenso wichtig sind jedoch natürlich auch weiterhin Rechnen, Schreiben und Lesen.

Kopfrechnen üben mit der Blitzrechnen-App

Das trainieren die Schülerinnen und Schüler auf ihrem eigenen Niveau mit verschieden Lernprogrammen und Apps. Jedes Kind ab dem zweiten Lernjahr hat ein iPad oder Chromebook, auf dem ihm die virtuelle Lernumgebung immer und überall zur Verfügung steht. Für die Nutzung der Geräte wird mit den Eltern ein Mietkaufvertrag über drei Jahre abgeschlossen. Die Schule bleibt in dieser Zeit Eigentümer der iPads, ist verantwortlich für die Anschaffung der Lernapps, die Verwaltung der Lizenzen und die Administration. Die Kinder nehmen die Tablets jeden Tag mit nach Hause und behalten sie auch über die Ferien.

Die Basis für einen sicheren Umgang mit den Geräten stellen klare Absprachen dar, über Eigentum, Administration, Verlust, Diebstahl und Schaden, aber auch im Umgang mit den Geräten. Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie sicher und zielgerichtet mit dem iPad/Chromebook arbeiten und werden dabei von den Lehrkräften begleitet.


Nah an den Talenten der Schülerinnen und Schüler – und denen der Lehrkräfte

Zu Beginn war das neue Konzept und der verstärkte Einsatz digitaler Medien eine große Herausforderung. Viele Lehrkräfte an der Schule waren schon lange im Beruf, mitunter 35 Jahre. Doch sie ließen sich darauf ein – auch darauf, dass die Kinder mitunter fitter im Umgang mit den digitalen Medien waren als sie selbst – und profitierten davon. Denn es zeigte sich, so der Schulleiter, dass

„sie mehr Zeit gewannen wirklich zu unterrichten und sich inhaltlich stärker in ihr Fach zu vertiefen“,so Direktor van Alphen.

Denn die Lehrkräfte bei „Het Palet“ unterrichten nicht mehr, wie an Basisschoolen in den Niederlanden üblich, alle Fächer, sondern spezialisieren sich auf ein Fach und betreuen darin Kinder verschiedener Klassenstufen. Sie arbeiten klassenübergreifend und verstehen sich Coach und Begleiter der Schülerinnen und Schüler.

Der Unterricht beginnt und endet für die Kinder in ihrer jeweiligen klassenübergreifenden Stammgruppe. Während des Tages gibt es sowohl gemeinsame Aktivitäten als auch viel Raum für individuelles Lernen und Arbeiten gemäß des Lernfahrplans, das in den sogenannten Ateliers (z. B. Rechen-, Sprach- oder Kunstatelier) stattfindet.

Digitale Medien in der Grundschule

Wanted: Ein Dashboard für alle Anwendungen

Eine Mammutaufgabe, an der die Schule gemeinsam mit verschiedenen Partnern arbeitet: Alle Daten aus den verschiedenen Lernprogrammen und -apps in einem Dashboard zu versammeln.

Van Alphen dazu: „Weil unsere Schülerinnen und Schüler viel mit Apps und webbasierten Programmen arbeiten, scheint es uns sehr wichtig, die daraus gewonnen Daten automatisch entlang des Lehrplans und der vereinbarten Lernziele speichern zu können. Dann könnte die Lehrkraft auf ihrem Dashboard angezeigt bekommen, wenn ein Kind gewisse Ziele erreicht hat bzw. noch nicht, und ihren Unterricht noch gezielter auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abstimmen.“

Doch da natürlich nicht alle Programme eine Sprache sprechen und auch viele Aspekte des Datenschutzes berührt werden, ist das Vorhaben alles andere als einfach in die Praxis umzusetzen.

Direktor Hans van Alphen über diese Pionierarbeit: „Wenn es uns gelingt, erhalten wir ein tolles Dashboard, über das sicher alle Lehrkräfte der Niederlanden froh sein werden.“

Wirklich spannend, wie die Schule das Thema der Digitalisierung angeht! Wie Lernprozesse mit digitalen Medien dokumentiert werden können, beschäftigt auch die Schule in meinem nächsten Beitrag. Darin könnt ihr u. a. lesen, wie Kinder in einem digitalen Portfolio ihren eigenen Lernfortschritt festhalten.


  • Telefonisches Interview mit Hans van Alphen (18.04.2019)
  • „Centraal dashboard voor leraren“, https://inspiratiekaart.kennisnet.nl
  • hetpaletalmere.nl (Schulwebsite mit Schulguide etc.)
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