27. November 2020
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Heute stellen wir euch das Spiel „Rot gegen Blau“ vor. Den folgenden Film könnt ihr zusammen mit euren Kindern anschauen. Natürlich können die Kinder den Film so oft anschauen, wie sie wollen, auch zu Hause und mit den Eltern, bis sie die Regeln verstanden haben. Im Folgenden zeigen wir euch, wie und warum ihr dieses Spiel im Unterricht einsetzen könnt.

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Warum Spiele im Mathematikunterricht?

An sich zählen strategische Spiele nicht zu den zentralen Inhaltsbereichen des Mathematikunterrichts in der Grundschule, dennoch bieten sie ergiebige Gelegenheiten zur Förderung kognitiver Strategien. Bei der zunehmenden Ausbildung von taktischen Vorgehensweisen können Bezüge zur prozessbezogenen Kompetenz des Problemlösens ausgemacht werden. Darüber hinaus besteht zudem ein enger Zusammenhang zum Argumentieren.

Neben den fachlichen und kognitiven Lernzielen können beim Spielen auch sozial-kommunikative Kompetenzen ausgebildet werden.

Grundschul-Blog Zahlenbuch Rot gegen Blau Spielmaterial

Abb. 1: Rot gegen Blau, Spielmaterial (Tack & Koschinski)


Das Spiel „Rot gegen Blau“

Das präsentierte Spiel gehört zur Gruppe der Nim-Spiele. Im Schülerband, dem Arbeits- sowie Förderheft des Zahlenbuches für Klasse 1 ist das Strategiespiel  unter dem Namen Rot gegen Blau enthalten.

Die Regeln sind einfach: Die Spielregeln für die Grundvariante des Spiels können der nebenstehenden Abbildung entnommen werden. Bereits das Material des Spiels Rot gegen Blau regt eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Mathematik an: So wird das Abzählen von Plättchen gelernt, wobei die simultane Zahlerfassung gefördert werden kann, sodass die Plättchen nicht einzeln nacheinander, sondern auf einmal aus dem Plättchenvorrat ausgewählt werden und auf das Spielfeld gelegt werden. Hierbei erfolgt eine Eins-zu-Eins-Zuordnung der Plättchen zu den Feldern des Plans. Durch die Nummerierung des Spielfeldes und die operative Arbeit mit den Plättchen wird der Aufbau der Zahlenreihe gefestigt. Neben Vorgänger- und Nachfolgerbeziehungen kann auch insbesondere der Abstand zwischen Zahlen erkundet werden.

Spielregeln

Spieleranzahl: 2

Spielmaterial: Spielplan, Wendeplättchen (rot/blau)

  • Zwei Kinder spielen gegeneinander (Rot gegen Blau).
  • Abwechselnd legen die Spielenden, beginnend bei Feld 1, der Reihe nach entweder ein oder zwei Plättchen auf den Spielplan (s. Abb. 1).
  • Gewonnen hat derjenige, der mit seinem Plättchen das letzte Feld (hier: Feld 10) belegt.

Der Gewinn hängt nicht vom Zufall ab, sondern von der geschickten Belegung sogenannter Gewinnfelder. Zunächst sind die Gewinnfelder den Spielenden noch unbekannt, die Einsicht in die zugrundeliegende Struktur erfolgt vermutlich nach mehrmaligen Partien. So kann z. B. anhand der in Abbildung 4 veranschaulichten Spielsituation entdeckt werden, dass die Belegung des siebten Feldes zum sicheren Gewinn führt. Indem sie in der konkreten Spielsituation mit den Plättchen handeln, können die Kinder Wenn-Dann-Beziehungen erkunden: „Wenn ich ein Plättchen auf die 7 lege, dann muss mein Gegenspieler Feld 8 oder Feld 8 und 9 belegen und ich kann sicher Feld 10 treffen.“ Ausgehend von einer solchen ersten Entdeckung, können weitere Erkenntnisse zur Entwicklung einer Gewinnstrategie gewonnen werden. In der Regel machen die Kinder schnell von sich aus die Erfahrung, dass der Ausgang des Spiels bereits bei Belegung des Feldes 7 feststeht. Im Mathematikunterricht bietet es sich an, diese Entdeckung aufzugreifen und durch geeignete Impulse die weitere Durchdringung der Gewinnstrategie anzuregen. Analog zur oben dargestellten Erkenntnis (Abbildung 4) vom ersten Gewinnfeld, können in der Rückschau die Felder 4 und 1 als weitere Gewinnfelder ausgemacht werden.

Abb. 2: Rot gegen Blau – Gewinnfelder (Tack & Koschinski)


Zusammenfassend lässt sich also sagen, der Gewinn des Spiels hängt von zwei Faktoren ab:

  • „Wer beginnt, der gewinnt.“ – Wer das Spiel beginnt und genau ein Plättchen legt, hat die sichere Möglichkeit zu gewinnen.
  • „Wer weiß welche Felder er treffen muss, gewinnt.“ – Wer Feld 1 belegt, kann, wenn er geschickt spielt, die weiteren Gewinnfelder 4,7 und 10 treffen und somit das Spiel für sich entscheiden.

Nachdem ein erster Zugang zum Spiel geschaffen wurde und die Kinder ein paar Partien mit Plättchen gespielt haben, bietet es sich an, dazu überzugehen, Spielverläufe aufzumalen. Malen die Kinder die Spielpläne mit blauen und roten Buntstiften an, entstehen Dokumente, die im Unterricht genutzt werden können. Hierfür kann KV 2 genutzt werden.

Grundschulblog Mathematik Zahlenbuch Rot gegen Blau Spielverläufe

Abb. 3: Rot gegen Blau Spielverläufe (Tack & Koschinski)


Es macht in doppelter Hinsicht Sinn, die Kinder die Spielverläufe dokumentieren zu lassen:

  • Entdeckungen machen – Indem die Lernenden anhand des Dokumentierten mehrere Spielverläufe miteinander vergleichen, besteht die Möglichkeit zur Entdeckung der Gewinnfelder.
  • Entdeckungen erklären – Die Kinder können das Dokumentierte nutzen, um Entdeckungen festzuhalten, beispielsweise indem sie erkannte Gewinnfelder markieren. Gleichzeitig können sie es zur Verbalisierung ihrer Erkenntnisse heranziehen.

Ist in dieser Grundvariante das Spiel einmal durchdrungen, ergibt sich die Möglichkeit, weitere Varianten zu erforschen:

  • Variation der Felderanzahl – Wie muss ich meine Strategie anpassen, wenn es 20, 30, … Felder gibt?
  • Variation der zu legenden Plättchen – Wie kann ich gewinnen, wenn ich 1, 2 oder 3 Plättchen legen darf?

Variation des Zielfeldes – Wie muss ich meine Strategie anpassen, wenn  derjenige der die 10 trifft, verliert?


Einsatz des Erklärfilms

Eine durchaus berechtigte Frage an dieser Stelle ist, auf welche Begründung der Einsatz des Films zum Nim-Spiel im Mathematikunterricht der Grundschule gestützt wird. Während des Unterrichtes im Klassenverbund könnte die Erklärung der Spielregeln durch die Lehrkraft geschehen. Dennoch bietet sich der Einsatz des Erklärfilms aus verschiedenen Gründen an:

  • Differenzierung – Da die Schülerinnen und Schüler sich die Regeln des Spiels selbstständig erschließen können, werden die Heterogenität und die unterschiedlichen Lerntempi der Kinder berücksichtigt und gleichzeitig wird die Lehrkraft entlastet.
  • Methodenlernen – Der Umgang mit Erklärvideos im Allgemeinen fördert die Medienkompetenz der Kinder, indem sie lernen, sich eigenständig Inhalte mithilfe von Filmen anzueignen.
  • Distanzlernen – Zur Vorbereitung auf das Lernen auf Distanz ist es sinnvoll, die Schülerinnen und Schüler auch im Präsenzunterricht mit dem medialen Umgang vertraut zu machen, sodass sie zu Hause bereits Erfahrungen mit Erklärvideos haben.

Viel Spaß beim Spielen!



Name: Jennifer Tack

Ich arbeite als Grundschullehrerin im Münsterland, bin aber gerade in Elternzeit und genieße die Zeit mit meinem Sohn. In meiner Freizeit lese ich gerne und habe eine Schwäche für Kinderbücher und schöne Illustrationen. Außerdem liebe ich es, mich schönen Wohnungseinrichtungen zu widmen und zu dekorieren. Ich brauche immer ein kreatives Projekt, wie z. B. Nähen oder auch mal etwas Handwerkliches. Meine Familie und ich reisen viel und entdecken gerne neue Orte.

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