6. Oktober 2021
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Das Spiel „Rot gegen Blau“ aus dem Zahlenbuch haben wir euch hier bereits vorgestellt. In diesem Beitrag zeigen wir euch, wie man mithilfe eines Entdeckerfilms das Thema vertiefen kann. Auch diesen Film findet ihr im Beitrag und könnt ihn im Unterricht einsetzen.

Was ist ein Entdeckerfilm?

Bereits in der Grundschule ist es sinnvoll den Umgang mit digitalen Medien zu schulen, da allgemein ein hohes Interesse von Kindern im Grundschulalter an Medien – insbesondere Film und Fernsehen – nachgewiesen werden kann und diese in der kindlichen Lebenswelt präsent sind (vgl. MPFS, 2015). Außerschulische Erfahrungen gilt es in der Schule aufzugreifen und mithilfe von geeigneten Lernumgebungen weiterzuentwickeln. Hierbei ist die Passung von Inhalten, Zielsetzungen und Mitteln zentral, Medien sollten nicht lediglich um ihrer selbst willen in das Unterrichtsgeschehen integriert werden (vgl. Hauke, 2016).

Sollen Kurzfilme im Mathematikunterricht zum Entdecken anregen, ist es wichtig, dass diese „ästhetisch reizvoll und selbsterklärend sind, […] die Lernenden nicht überfordern und frustrieren, andererseits aber Lust auf eigenes Ausprobieren machen, was über das Gesehene hinausgeht“ (Linneweber-Lammerskitten, 2009, S. 746).

Durch die Kombination aus hoher Anschaulichkeit und motivierendem Charakter stellen Filme Sprechanlässe dar, die auf der konkreten und emotionalen Ebene zunächst allen Schülerinnen und Schülern einen Zu­gang zum Thema ermöglichen (vgl. Zwölfer, 2009). Übertragen auf den Mathematikunterricht bedeutet dies, dass sie ein Lernangebot mit niedriger Eingangsschwelle zu einem mathematischen Inhalt darstellen können und – ganz im Sinne der natürlichen Differenzierung – allen Schülerinnen und Schülern einen Zugang ermöglichen.

Rot gegen Blau - Wer beginnt, der gewinnt!

Rot gegen Blau – Wer beginnt, der gewinnt!


Entdeckerfilm zum Spiel „Rot gegen Blau“

Dem Entdeckerfilm liegt die Intention zugrunde, eine möglichst echte Spielsituation zu erzeugen. Konzipiert für den Einsatz in der Grundschule stellt der Film eine authentische Situation dar, mit der sich Kinder identifizieren können, ganz so, als würden sie selbst mit ihren Freunden oder Geschwistern spielen.

Zudem birgt die Darstellung durch die zwei Jungen den Vorteil, dass diese als Stellvertreterspieler fungieren. Dem Konkurrenzdruck, der oftmals beim Spielen entsteht, kann entgegengewirkt und der Fokus vielmehr auf die Spielhandlung und die Reflexion dieser gerichtet werden.

In den verschiedenen Szenen des Films werden jeweils ergiebige Spielsituationen aufgegriffen, welche die Bandbreite von der Erkundung der Gewinnstrategie, bis hin zu der Ausschöpfung des Variationspotentials des Spiels abdecken. Hiermit ist nicht gemeint, dem freien Spiel der Kinder diese Vielfalt an möglichen Spielsituationen abzusprechen. Tatsächlich ist es durch den Medieneinsatz möglich, ergiebige Situationen in kompakter Form zu präsentieren.

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Einsatz des Entdeckerfilms im Unterricht

Wir haben den Film im Rahmen einer Unterrichtsreihe zum Spiel „Rot gegen Blau“ in einer zweiten Klasse eingesetzt. Ziel der Reihe war die Förderung der Prozessbezogenen Kompetenz des Argumentierens anhand der aktiv-entdeckenden Auseinandersetzung mit dem Strategiespiel (vgl. MSW 2008).

Aufbau der Reihe:

  1. Stunde: Kennenlernen des Spiels – Erarbeitung der grundlegeenden Spielregeln anhand des Entdeckerfilms und spielerischer Erstkontakt mit dem Spiel „Rot gegen Blau“ sowie Verbalisierung erster Spielerfahrungen
  2. Stunde: Strategische Überlegungen – Anstellen und Überprüfe von Vermutungen bezüglich möglicher Einflussfaktoren auf den Spielausgang und erste Formulierung von Gewinnstrategien
  3. Stunde: Begründen von Strategien – Folgern und Begründen einer sicheren Gewinnstrategie und zunehmend begründete Analyse von Spielverläufen
  4. Stunde: Veränderung der Spielregeln – Überprüfen von Vermutungen und folgern einer Gewinnstrategie bei Erweiterung des Spielfeldes
  5. Stunde: Eigenproduktionen – Eigenständiges Variieren der Spielregeln und Entwicklung einer Gewinnstrategie zu jeweiligen Variante

Die Vorlagen für die Reihentransparenz könnt ihr am Ende des Beitrages herunterladen.

Reihentransparenz Entdeckerfilm

Reihentransparenz Entdeckerfilm „Rot gegen Blau“ (Tack/Koschinski)


Einbettung des Entdeckerfilms im Unterricht

Innerhalb der einzelnen Unterrichtseinheiten  liegt der Fokus auf der Erkundung der zugrundeliegenden strategischen Zusammenhänge. Diese erfolgt, indem sich die Schülerinnen und Schüler, angeregt durch den Entdeckerfilm, mit diversen Spielsituationen auseinandersetzen, um verschiedene Facetten des Spiels zu durchdringen. Während der Präsentation des Films im gemeinsamen Einstieg wird dieser an den entsprechenden Stellen pausiert, um Raum für Argumentationsanlässe zu schaffen. Die Standbilder visualisieren den jeweils momentanen Spielstand sowie ggf. Kommentare der Spielenden im Film. Somit kann der Spielverlauf noch einmal nachvollzogen werden und ist den Kindern während der anschließenden Aktivitätsphase dauerhaft präsent.

Den Kindern stehen Spielpläne sowie Wendeplättchen zur Verfügung, anhand derer sie eigenständig handelnd tätig werden können. Dieses Material ist identisch mit den im Film verwendeten Spielobjekten. Zum einen regt das Material dazu an, neben dem bloßen Anschauen des Films, selbst aktiv mit den Plättchen auf dem Spielplan zu agieren, zum anderen können Argumentationsprozesse der Kinder unterstützt werden.

Gemäß ihrer individuellen Voraussetzungen werden die Kinder gefördert, Gewinnstrategien zu entwickeln, indem sie ihre Vermutungen überprüfen und ihre strategischen Überlegungen verbalisieren sowie zunehmend begründen. Dafür bietet sich ein Wortspeicher an, der zusammen mit den Kindern gefüllt werden kann und für die Argumentation zur Verfügung steht.

Durch den Film als wiederkehrendes Element in der Unterrichtsreihe, können alle Kinder einen Zugang finden.

Wortspeicher Rot gegen Blau

Wortspeicher „Rot gegen Blau“ (Tack/Koschinski)

Natürliche Differenzierung durch die Lernaufgabe: Die Aufgabe zeichnet sich durch Offenheit der Zugangsweise aus und ermöglicht Entdeckungen auf verschiedenen Niveaustufen. Die Kinder können

  • im Spiel Entdeckungen am konkreten Spielverlauf machen,
  • zunehmend systematisch Vermutungen überprüfen und Ansätze für Gewinnstrategien folgern,
  • Zusammenhänge zur bekannten Gewinnstrategie im Spiel bis 10 herstellen und nutzen,
  • sowie verallgemeinernde Überlegungen zu weiteren Zielfeldern entwickeln.
AnforderungsbereicheBezug zur Lernaufgabe
AB I ReproduzierenDie Schülerinnen und Schüler überprüfen Vermutungen anhand des Spiels.
AB II Zusammenhänge herstellenDie Schülerinnen und Schüler stellen Vermutungen über mögliche Gewinnfelder an, überprüfen diese und folgern eine mögliche Gewinnstrategie.
AB III Verallgemeinern und ReflektierenDie Schülerinnen und Schüler folgern und begründen eine Gewinnstrategie und stellen verallgemeinernde Überlegungen zu Strategien in weiteren Spielvarianten an.


Literatur

Hauke, Hanspeter (2016): Aktiver Filmeinsatz in der Grundschule: Geht nicht gibt’s nicht! In: Grundschule, H. 5/2016, S. 12-16.

Linneweber-Lammerskitten, Helmut (2009): Der Einsatz von Kurzfilmen als Einstieg in Experimentier- und Explorationsphasen. In: Neubrand, M. (Hrsg.): Beiträge zum Mathematikunterricht 2009. Vorträge auf der 43. Tagung für Didaktik der Mathematik vom 02.02.2008 bis 06.03.2009 in Oldenburg. Bd. 2. Einzelvorträge und Workshops. Münster: WTM, S. 743-746.

Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (MPFS) (Hrsg.) (2015): KIM-Studie 2014. Kinder + Medien, Computer + Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Stuttgart.

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSW) (2008): Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: Ritterbach.


Maike Koschinski

Name: Maike Koschinski

Ich arbeite als Grundschullehrerin im Westmünsterland. In diesem Schuljahr bin ich Klassenlehrerin einer 2. Klasse, zu der 27 Kinder und unser Klassenmaskottchen Erwin das Erdmännchen gehören. Privat verbringe ich gerne Zeit mit der Dekoration meiner Wohnung, die ich mir mit meinen zwei Kaninchen Minerva und Noël teile. Wenn ich zu Hause bin, backe ich gerne und probiere neue Rezepte aus. Gerne bin ich aber auch unterwegs, am liebsten in Frankreich.

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