31. März 2020
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Seit einigen Wochen ist Homeschooling auch in Deutschland ein Thema. Was steckt hinter dem Begriff? Und wie lassen sich Lerninhalte in den veränderten familiären Alltag einbinden und umsetzen? Ich habe euch einige Tipps zusammengestellt.


Zum Beispiel in den USA, aber auch in manchen europäischen Ländern wie etwa in Frankreich oder in Dänemark wird der so genannte häusliche Unterricht durchgeführt. Aufgrund der Schulpflicht ist ein Homeschooling in Deutschland generell nicht möglich.

In diesen Tagen, in denen die Schulen geschlossen sind, sieht dies auch hier in gewisser Weise anders aus. Die Schulen haben die Aufgabe, die Kinder daheim mit Aufgaben zu versorgen, die diese während der unterrichtsfreien Zeit absolvieren sollen. Diese Aufgaben sollen von den Kindern allein zu bewältigen sein. Sie beschäftigen sich in der Regel mit dem bereits absolvierten Lernstoff.

Die Aufgaben sind vielfältig – an manchen Stellen benötigt euer Kind eure Unterstützung oder digitale Geräte als Arbeitsmittel. Kurzum: Auch für euch gestaltet sich das Lernen zu Hause ab und an bestimmt zur Herausforderung.

Was hilft, um den neuen Alltag gut zu gestalten?


Struktur, bitte

Ein Wunsch wurde in vielen Familien in den vergangenen Wochen immer wieder geäußert – der nach mehr Struktur. Die aber sieht in jeder Familie aufgrund der heterogenen Voraussetzungen stets anders aus.

Arbeitet ihr im Homeoffice oder außerhalb? Könnt ihr euch die Kinderbetreuung mit einem Partner oder einer Partnerin aufteilen – oder seid ihr als alleinerziehendes Elternteil auf euch selbst gestellt? Betreut ihr ein Grundschulkind daheim – oder sind es mehrere Kinder? Vielleicht auch Kindergartenkinder oder Teenager, die schon die weiterführende Schule besuchen? Oder sieht eure häusliche Situation ganz anders aus?

Am besten setzt ihr euch alle in Form einer Familienkonferenz zusammen und besprecht, wie eine Struktur für eure Familie aussehen kann – mit der sich alle Beteiligten wohlfühlen können.

Leitfragen können hier beispielsweise sein:

  • Wann möchtet ihr aufstehen – wann trefft ihr euch zum gemeinsamen Frühstück?
  • Welche Zeit braucht ihr für eure eigene Arbeit?
  • Welche Zeit eignet sich als Lernzeit für euer Kind oder eure Kinder besonders?
  • Welche Zeitressourcen benötigt ihr ansonsten im familiären Alltag (Hausarbeit, Versorgen von Haustieren, Kommunikation mit Freunden bzw. Freundinnen und Familienmitgliedern, die ihr zurzeit nicht sehen könnt …)
  • Wie und wann bzw. wie lange sollen bewusste Familienzeiten gestaltet werden?
  • Welche Zeit braucht jedes Familienmitglied für sich persönlich, um Dinge zu tun, die für es bedeutsam sind?

Mithilfe beispielsweise von Klebezetteln könnt ihr so eine Alltagsstruktur gestalten, der alle Familienmitglieder zustimmen. Sollte sich die geplante Struktur als überarbeitungsbedürftig erweisen, ist dies mithilfe der Klebezettel einfach umzugestalten.


Lernzeiten planen

Die Lernzeiten eures Kindes oder eurer Kinder neben der eigenen Arbeit zu begleiten, stellt sich häufig als echte Herausforderung dar. Auch hier ist Differenzierung gefragt. Orientiert euch daran, wie lange euer Kind konzentriert an einer Aufgabe arbeiten kann. Dazu sollte es an einem Arbeitsplatz arbeiten, an dem es keinen Ablenkungen ausgesetzt ist. Allein das kann zur echten Aufgabe werden!

Manchen Kindern tut es auch gut, mit Mama oder Papa in einem „Büro“ zu arbeiten. So sitzt man gemeinsam am Schreibtisch und kann niedrigschwellig mögliche Fragen beantworten.

Viele Grundschulen haben die Aufgaben gebündelt an eure Kinder gesendet. Diese gilt es nun, in kleinen Häppchen zu bearbeiten – die von den Kindern auch bewältigt werden können. Je nachdem, ob die Lehrkraft das Einsenden der Aufgaben voraussetzt, oder ob die Kinder frei arbeiten können, solltet ihr einen Lernplan gestalten.

Beginnt die Lernzeiten am besten zusammen mit einem kleinen Blitzlicht. Was möchte ich heute erledigen? Was fällt mir eher leicht, wo brauche ich ggf. Unterstützung? Welche Materialien benötige ich für das Bearbeiten der Aufgaben? Wann mache ich Pausen? Wann beende ich meine Arbeit? Wer kontrolliert meine Ergebnisse?


Freizeitgestaltung

Auch während der Familienzeiten oder allein kann euer Kind ganz nebenbei lernen.

Zum Beispiel beim gemeinsamen Kochen oder Backen. Dabei kommt es darauf an, das Rezept zu lesen und die Vorgehensweise Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Die Zutaten werden abgewogen – und (je nach Altersstufe) geschnippelt und vermengt.

Gemeinsam kann ein Familien-Kochbuch mit den Lieblingsrezepten erstellt werden. Besonderen Spaß macht dies beispielsweise mit der App BookCreator. Hier könnt ihr zusätzlich Bilder einstellen und Tonaufnahmen hinzufügen. Dies geht besonders gut mit einem Tablet.

Auch das Experimentieren macht Spaß. Anregungen hierzu findet ihr gemeinsam mit euren Kindern online. Achtet aber darauf, dass ihr altersgemäße Experimente wählt – und auch besser die ohne Feuer. Bestimmte Experimente dürfen nur unter eurer Aufsicht durchgeführt werden.

Sprachen lernen auch Grundschulkinder schon per App. Zum Beispiel mit Duolingo. Die Voraussetzung hier ist allerdings, dass die Kinder schon lesen können.

Bei uns sind zurzeit Kartentricks sehr angesagt. Hierzu gibt es neben Anleitungen in Buchform auch Apps wie etwa MATEO Zauberwelt. Oder ihr sucht gemeinsam Anleitungen online.

Wie gestaltet ihr die Lernzeit mit eurem Grundschulkind zu Hause? Welche Herausforderungen habt ihr zu meistern – welche schönen Momente möchtet ihr mit uns teilen? Ich freue mich über eure Anregungen und Erfahrungen.

Herzliche Grüße

Alexandra v. Plüskow-Kaminski.

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