24. November 2020
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Gemeinsam fit im Lesen durch die passende Organisation

Zusammen ist Vieles einfacher, auch das Lesen. Diese Erfahrung durfte ich mit meiner Klasse schon häufiger machen. Die Kinder sind motivierter, nehmen ihre zugeteilten Aufgaben ernst und helfen sich gegenseitig.

Bevor ich mit meiner Klasse die vielfältigen Methoden ausprobierte, machte ich mir Gedanken zur Organisation. Folgende Punkte halfen und helfen mir bei den Leseangeboten:

  • Feste (Partner-) Gruppen über einen bestimmten Zeitraum
  • Evtl. Plakate mit Gruppen gestalten und Aufgaben mit Namenklammern versehen
  • Festgelegte Aufgaben für die einzelnen Kinder (Schreiber, Zeitwächter, Gruppenchef, Stillewächter,..) -> ich nutze hier gerne Ausweishalter mit Clip, die die Kinder sich anheften können
  • Wichtig: Reflexion am Ende einer Stunde oder Zwischenreflexionen, wenn man den Eindruck hat, dass es mehrfach Schwierigkeiten gibt
vorlesen

Reziprokes Lesen –  Lesen im Team

Soweit die Organisation. Aber welche Methoden kann ich meiner Klasse nun vorstellen?

Ich habe mit meiner Klasse das reziproke Lesen getestet. Hier erarbeiten vier Schülerinnen und Schüler einen Text abschnittweise gemeinsam. Jedes Kind hat eine Aufgabenkarte, auf der das steht, worauf es achten soll. Die Karten werden wie ein Pfeil auf den Tisch gelegt, so dass jeder sehen kann, wer welche Aufgabe hat.

Die Aufgaben sind folgende:

(A)Vorleser, (B)Zusammenfasser, (C)Fragensteller und (D)Vermuter

Eine Vorlage für diese Aufgaben findet ihr als Download. Ihr müsst die Pfeile nur ausschneiden und mit einer Musterklammer in der Mitte befestigen.

Außerdem hat jedes Kind bei mir eine fest zugeschriebene Aufgabe, die für einen längeren Zeitraum besteht:

Materialbeschaffer, Zeitwächter, Stillewächter und Gruppenchef.

Niko Lesepfeile, Teamlesen

Nachdem die Kinder den Text in Abschnitte unterteilt haben, wird bei jedem Abschnitt wie folgt vorgegangen:

  • Alle lesen den Abschnitt leise für sich.
  • Der Vorleser liest den Abschnitt seiner Gruppe laut vor, alle anderen lesen leise mit. Nach dem Vorlesen werden gemeinsam unbekannte Wörter geklärt.
  • Der Zusammenfasser stellt mit eigenen Worten vor, worum es in dem Abschnitt geht. Der Rest Gruppe kann anschließend Wichtiges ergänzen.
  • Der Fragensteller überlegt sich mündlich 3-5 Fragen, die er der Gruppe stellt.
  • Der Vermuter überlegt, wie der Text weitergehen könnte und stellt dieses seiner Gruppe vor.

Ist der Textabschnitt fertig besprochen, werden die Rollenkarten neu verteilt, sodass jedes Kind eine neue Aufgabe erhält. Dann geht es wieder von vorne los.

Am Ende soll jedes Kind jede Aufgabe einmal übernommen haben.

Mit dieser Methode wird sichergestellt, dass jedes Kind, jeden Denkprozess vollzogen hat und anwenden kann.


Wir sind schon fertig, was sollen wir jetzt machen?

Bestimmt kennt ihr diese Frage so gut wie ich und habt euch vielleicht auch schonmal gefragt, ja stimmt, was nun? Oft lasse ich die Kinder noch in ihren Zusatzheften arbeiten, aber bei Gruppenaufgaben finde ich es wichtig, dass den Kindern passend zur Aufgabe gestellte Zusatzaufgaben angeboten werden, die sie weiterhin in ihrer Gruppe bearbeiten können.

Je nach Stärke der Lerngruppe und Text finde ich diese Angebote immer dankbar:

  • Rätsel zum Text lösen lassen (z.B. Wörtersuchsel, wahr oder falsch)
  • Text mit verteilten Rollen lesen
  • Text gestalterisch gemeinsam umsetzen (eine Malrolle oder Tapete bietet sich hier als Material gut an)
  • Die Weiterführung der Geschichte schreiben oder malen
  • Ein eigenes Quiz erstellen

Sind alle Gruppen fertig, wird der Text noch einmal von allen zusammengefasst und Zusatzergebnisse können präsentiert werden. Abschließend lasse ich die Kinder die Gruppenarbeit mittels Daumenprobe reflektieren.

Ich finde es immer spannend zu beobachten, wie die Kinder in den Gruppen interagieren und welche Rolle sie dabei einnehmen.

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