Hamburger Schreib-Probe (HSP)
Zu den bewährten Rechtreibtests gibt’s jetzt passgenaue Förderhefte
Es ist hinlänglich bekannt, dass neben einer begleitenden Lernentwicklungsdiagnose, die in der Regel auf das eingesetzte Unterrichtsmaterial abgestimmt ist, auch unabhängige Tests genutzt werden sollten, um die tatsächlichen Lernstände und Lernentwicklungen aller Kinder der Klasse richtig einschätzen zu können. Da die Hamburger Schreibprobe über deutschlandweite Vergleichswerte verfügt, ist neben der qualitativen auch die vergleichende Einschätzung der Rechtschreibleistungen sehr aussagekräftig und entsprechend wertvoll für die weitere individuelle Förderung der Kinder.
Eine besondere Herausforderung ist eine angemessene Langzeit-Förderung der Kinder, bei denen ein zusätzlicher Förderbedarf erkannt wurde (also auch für Kinder, deren Rechtschreibleistung „nur“ gegenüber ihren sonstigen Leistungen weit abfällt). Die neuen HSP+ Förderhefte, ergänzt durch ein Lehrerband mit vielfältigen Fördertipps für begleitende Maßnahmen im Klassenverband und zusätzlichen Kopiervorlagen, bieten genau hierfür ab sofort passgenaue Lösungen. Erschienen ist bereits HSP+ Förderheft 1A (Alphabetische Strategie), das nach dem HSP Test Mitte Klasse 1 eingesetzt werden kann. Drei weitere Förderhefte für Klasse 1 und 2 sowie der dazugehörige Lehrerband erscheinen in den nächsten Monaten.
……..Übersicht der Heft-Angebote bis Ende Klasse 2
Das Förderkonzept der HSP+ Förderhefte
Die Förderhefte sind jeweils auf die grundsätzlichen Rechtschreibstrategien zugeschnitten, für die in den HSP-Tests Förderbedarf erkannt wurde, also die alphabetische, orthografische und morphematische Strategie.
Dabei werden die grundlegenden Rechtschreibstrategien von Anfang an mit der Nutzung des Silbenprinzips unserer Schrift verknüpft. Das ermöglicht eine kindorientierte, übersichtlich strukturierte und handlungsorientierte Zugriffsweise auf die Klärung der meisten Rechtschreibaspekte.
Ergänzend wird aber auch ein angemessenes „Hintergrundwissen“ zu den grundlegenden Rechtschreibstrategien angestrebt. Die Kinder sollen zunehmend verstehen, warum die handlungsorientierten Zugriffsweisen, die die natürliche Silbenstruktur der Schrift nutzen, Rechtschreibfragen klären können. Nach und nach wird so auch die Entstehung eines Rechtschreibgespürs gefördert. Das Ziel ist, dass das Verständnis der grundlegenden Prinzipien unserer Schrift die Kinder in die Lage versetzt, beim Schreiben gezielt angemessene Rechtschreibfragen zu stellen und durch passende Regeln zu klären. Bis dahin ist es für Kinder mit Förderbedarf aber noch ein weiter Weg, der ihnen zunächst ermutigende Lernfortschritte durch die strukturierten silbenbezogenen Zugriffsweisen ermöglicht.
Schwerpunkte der Förderung
…………Silbenlaute abhören und schreiben
In Klasse 1: Silbenorientierte Hörübungen ermöglichen Lernfortschritte in den Stufen der natürlichen Schreibentwicklung.
Das Heraushören der Silbenanlaute wird auch genutzt, um das Silbe für Silbe zu schreiben strukturiert voranzubringen. Die Regel, dass jede Silbe einen König haben muss, vertieft diesen Ansatz. Die Praxis zeigt: Kinder, die so angeleitet Wörter Silbe für Silbe schreiben, machen bereits sehr früh erheblich weniger Fehler in den Bereichen „Buchstabendreher, Buchstabenauslassungen und willkürliche Buchstabenhinzufügungen“.
Silbenorientierte Hörübungen erweitern die Erschließung der alphabetischen Strategie um Rechtschreibaspekte, die beim Schreiben nach Gehör alter Prägung gar nicht dazugehörten. Aufgaben, die hinterfragen „Was hörst du wo, und was schreibst du?“ „Was kannst du wo gut hören? Was kannst du wo nicht so gut hören?“ schulen das achtsame Hören, das anschließend auch mit ersten „Regeln“ verbunden wird.
……..Beispiele -e am Ende schwer zu hören
……..Tipp der Fehler in diesem Bereich vermeiden kann
Die Besonderheit dieser „ie-Regel“ liegt darin, dass die Kinder nicht prüfen müssen, ob ein i lang oder kurz klingt. Im Schreibprozess reicht die Wahrnehmung, dass das i hier am Ende der Silbe gehört wird, um die richtige „Rechtschreibentscheidung“ zu treffen.
Auch Doppelkonsonanten werden den Kindern zunächst so vermittelt, dass man diese beim „Silbe für Silbe-Schreiben“ hören kann, indem man in sie hinein schwingt.
Natürlich werden im ersten Schuljahr bei diesem Schwerpunkt Übungsformate mit einsilbigen Wörtern, wie z.B. „Brief“ oder „Bett“ zunächst vermieden. Erst, wenn die Kinder die Sprechsilben für das „Richtigschreiben“ sicher nutzen können, werden in den Förderheften die Entdeckungen provoziert, dass einsilbige Wörter oft die schwierigeren Wörter sind und daher ohne konkrete Fehlervermutung grundsätzliche mit der Strategie „Verlängern“ (verlängern und schwingen) geprüft werden müssen. Diese einfache „Vorgehensweise“ führt sehr schnell zur Richtigschreibung vieler weiterer Wörter.
……….-ie am Ende der Silbe
Das wiederum eröffnet Freiräume für das angemessene Vermitteln von „Hintergrundwissen“, warum das „Verlängern“ funktioniert. Die Kinder entdecken in angemessenem Umfang morphematische und orthografische Prinzipien unserer Schrift. Die drei Leitfiguren zu den jeweiligen Prinzipien erklären, was wichtig ist, und verdeutlichen durch ihre Präsenz, in welchem Strategiebereich wir uns gerade bewegen.
…………..Die Leitfiguren „A“, „O“ und „M“
Der Übergang zu den morphematischen und orthografischen Prinzipen unserer Schrift erfolgt nicht plötzlich, sondern wird jeweils auf den Sprachentdeckerseiten behutsam vorbereitet.
Beispiel Sprachentdecker-Aufgabe
Die tragenden Übungsformate in den HSP+ Förderheften
Das, was entdeckend erarbeitet wurde, muss natürlich auch angemessen geübt werden! Wiederkehrende Übungsformate ermöglichen anspruchsvolles, selbstständiges Üben!
1. Abschreibübungen:
Der erste Schritt dieser Übung „das Verbinden von Silben zu einem Wort“ stellt sicher, dass das Kind das Wort, das es schreibt, auch tatsächlich vorher erliest. Außerdem fördert das „Silbe für Silbe Lesen“ auch das „Silbe für Silbe Schreiben“. Im letzten Arbeitsschritt müssen die geschriebenen Wörter mit Silbenbögen versehen werden. Jeweils ein besonders zu beachtender Aspekt (hier die Silbenkönige) muss gekennzeichnet werden. Das schleift die Vorgehensweise ein, mit der die Kinder später auch eigene Texte prüfen sollen.
Aus Silben werden Wörter mit au, ei, eu
2. „Selbst schreiben“, mit vorgegebenem Lautschema als Hilfe:
Dieses Übungsformat trainiert das richtige selbstständige Schreiben von Wörtern.
Wörter richtig schreiben
3. „Wörter richtig schreiben – Kann ich das?“: Wörter schwingen, schreiben (mit Selbstkontrolle!)
Neben den „Das kann ich jetzt-Seiten“, in denen die Lernfortschritte von der Lehrerin /dem Lehrer überprüft werden, können die Kinder hier selbst erproben, ob das, was sie gelernt haben, ihnen nun auch hilft, die Wörter eines altersangemessenen Grundwortschatzes richtig zu schreiben.
Das Schreibangebot enthält natürlich keine Rechtschreibschwierigkeiten, die noch nicht thematisiert wurden!
In den gesamten Übungsangeboten der HSP Förderhefte werden die Wörter aus den verbindlichen bundesweiten Grundwortschätzen planmäßig und wiederholend einbezogen. Die Grundwortschatzwörter und weitere altersgemäße Modellwörter werden in immer wieder neuen Zusammenhängen für entdeckendes Lernen genutzt, und die richtigen Schreibweisen durch vielfältige Übungen gesichert. Im Lehrerband gibt es dazu Wortschatzübersichten und ergänzendes Übungsmaterial.
5 Kommentare
Die oben genannte Regel, dass man -ie- schreibt, wenn man ein -i- am Ende einer Silbe hört, stimmt aber auch nur bedingt, z.B. Ma-schi-ne, Fri-sör, ki-chern, Mi-ne (Gesicht), im-mu-ni-sie-ren … und viele mehr. Auch dass man den doppelten Konsonanten beim „Silbieren“ gut heraushört, hängt wohl auch von „Sprechgewohnheiten“ ab (Tro-ttel vs. Trot-tel). Das fällt uns nur nicht auf, weil wir die richtige Lösung schon kennen (nicht Tro-tel, sondern Trot-tel)!!!
Lieber Ludwig,
vielen Dank für deinen Kommentar. Frau Hilgenkamp hat unten direkt darauf geantwortet.
Viele Grüße
Nicole
Grundschul-Blog-Team
Ja, die Rechtschreibregeln sind generell eine ganz schöne Herausforderung für Kinder und leider auch gespickt mit Ausnahmen – egal welchen Ansatz man wählt.
Der Vorteil der Silben-Methode liegt vor allem darin, dass wir dort eine Fähigkeit aufgreifen, die bereits im Kindergartenalter zur natürlichen Phase der Sprach- und Schreibentwicklung der Kinder gehört. Wenn wir das regelmäßige Sprechen der Wörter in Silben – vor dem Schreiben! – bis ins dritte Schuljahr hinein im Unterricht praktizieren, verbessert sich allein dadurch die Rechtschreibleistung der Kinder (nachweisbar!). Wenn wir dann viele weiterführende Regeln auch an der Wahrnehmung der Silbe festmachen, ohne dass die Kinder eine Fülle neuer Regeln erlernen müssen, ist die Anwendung „der Regel“ in die vertraute Schreibroutine einbaubar! Ausnahmen sollte man übrigens generell im Rahmen der themenorientierten Wortschatzarbeit als Merkwörter erarbeiten und üben.
Vielen Dank für Ihren Kommentar! Jede Frage und jede Kritik fördert die Weiterentwicklung und Erläuterung des Konzeptes. Der neue Lehrerband zu den HSP-Förderheften wird übrigens all diese Fragen zum Konzept sehr ausführlich beantworten.
Bärbel Hilgenkamp
Das Wortmaterial in den neuen Förderheften der HSP wurde nicht im Hinblick auf die Schwierigkeiten schwacher Rechtschreiber ausgewählt. Daher sind die Hefte m.E. auch nur ein weiteres Fördermaterial, wie es sie schon in sehr großer Auswahl gibt.
Sicher wäre es gut gewesen, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Konzeption der Förderhefte zu berücksichtigen. Dies ist m.E. nicht geschehen, daher kann ich persönlich die Hefte im Rahmen der Ausbildung von Lehrkräften oder Lerntherapeut*en*innen nicht empfehlen.
Die HSP Förderhefte wurden auf Grundlage von Fehlerschwerpunkten erstellt, die Kinder in den jeweiligen HSP Tests zeigen. Diese Fehlerschwerpunkte basieren auf einer validen Datenmenge.
Entsprechend wurde daraufhin auch das Wortmaterial ausgewählt und der inhaltliche Aufbau festgelegt. Des Weiteren war es uns wichtig, langjährige Erfahrung aus der Unterrichtspraxis zur Förderung rechtschreibschwacher Kinder einzubeziehen und ein Fördermaterial anzubieten, das praktikabel in der Unterrichtspraxis eingesetzt werden kann und so rechtschreibschwachen Kindern eine Unterstützung bietet, weiterhin am Unterricht einer Regelschule teilzunehmen.
Es wäre nett, wenn Sie Ihre Quellen, auf die Sie anonym hinweisen, für interessierte Lehrerinnen angeben könnten.