6. August 2022
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Ihr übernehmt eine erste Klasse und seid auf der Suche nach interessanten Anregungen für die Gestaltung des mathematischen Anfangsunterrichts? Dann seid ihr hier genau richtig! Im folgenden Beitrag fasse ich für euch einige Aspekte des Artikels von C. Anduleit und K. Winkler zum Mathematikunterricht in den ersten Schulwochen zusammen.


Wie gestalte ich meinen Unterricht in den ersten Wochen?

Bevor es so richtig losgeht, solltet ihr euch darüber Gedanken machen, wie ihr euren Mathematikunterricht gestalten und welche Elemente ihr fest verankern möchtet. Rituale bringen Struktur in den Unterrichtsalltag und erzeugen so eine Atmosphäre der Sicherheit und Beständigkeit, die eine individuelle Lernentwicklung ermöglicht. Ein beliebtes und bewährtes Beispiel ist der Morgenkreis. Hier könnt ihr durch das Zählen der Schultage die Grundlagen für das Verständnis des Umgruppierens und Bündelns schaffen. Auch ein Kalender bietet den Schulanfängern und -anfängerinnen vielfältige Möglichkeiten, sich mit mathematischen Inhalten auseinanderzusetzen, z. B. das aktuelle Datum oder anstehende Geburtstage benennen. Am Ende des Schultages könnt ihr durch das Ritual des Rückwärts-Zählens von 20 an zur Automatisierung der Zahlreihe beitragen und somit den Grundstein zur Lösung schwieriger Aufgaben legen.

Mathematikunterricht Arbeitsmaterial

Diese Rituale können einen Rahmen schaffen, in den ihr nun euren Mathematikunterricht einbetten könnt. Dabei ist die Wahl von Arbeitsmaterialien von großer Wichtigkeit. In unserem Beispiel haben sich insbesondere das Zwanzigerfeld, Wendekarten sowie Würfel- und Fingerbilder als geeignet herausgestellt. Als digitale Unterstützung könnt ihr auch die Blitzrechnen-App sehr gut in den Anfangsunterricht einbauen.

Um die Lernenden zum Austausch anzuregen, bietet sich das vermehrte Arbeiten mit Partnerkindern oder in kleinen Gruppen an. Indem ihr kontinuierlich Reflexionsphasen in euren Unterricht einbindet, fördert ihr die Versprachlichung der gelernten Inhalte und könnt selbst als sprachliche Vorbilder agieren. Bewegungsspiele lockern den Schulalltag auf und können in Verbindung mit mathematischen Themen die Begeisterung für Zahlen und Rechnen begünstigen.


Die ersten Schritte – Ein Einblick in die Praxis

Im Rahmen eines Schulbesuchstages können die Kinder und ihr, als künftige Lehrkräfte der Klassen, euch miteinander bekannt machen. Dieses Setting bietet euch die Möglichkeit, erste Informationen über Vorerfahrungen und vorhandene Erkenntnisstände zu sammeln. Dazu bietet sich das Spiel „Räuber Goldschatz“ an, da jedes Kind auf seinem eigenen Niveau daran teilnimmt. Da das Spiel unabhängig vom Leistungsstand der Kinder eingesetzt werden kann und nicht nur mathematische, sondern auch sprachliche, Kompetenzen fördert, kann es euch und eure Klasse das gesamte Schuljahr über begleiten.


Prioritäten setzen

Damit ihr eure Schüler und Schülerinnen von Anfang an für Mathematik begeistern könnt, ist der Aufbau einer strukturierten Anzahlerfassung sehr wichtig. Um diese schrittweise aufzubauen, könnt ihr ihnen zunächst verschiedene Zählaufträge stellen. Dabei solltet ihr darauf achten, Zahlsymbol, Zahlwort und Zahldarstellungen immer wieder zueinander in Beziehung zu setzen. Fingerbilder können eure Klasse dabei unterstützen, das schnelle Sehen auf einen Blick zu üben und das Erkennen kleinerer Teilmengen zu automatisieren. Indem ihr hier das Zwanzigerfeld zum Einsatz kommen lasst, gebt ihr den Kindern ein Material an die Hand, welches durch die Betonung der „Kraft der 5“ eine strukturierte Anzahlerfassung erleichtert. Auch wenn sich die Versprachlichung der Darstellung für Kinder oft als schwierig erweist, solltet ihr darauf dennoch großen Wert legen. Als Unterstützung könnt ihr gemeinsam mit den Lernenden einen Wortspeicher anlegen.

Illustration Igel zählt

Die Handlung am konkreten Material ist nicht nur motivierend, sondern leistet vor allem einen großen Beitrag zur Verinnerlichung der Zahlvorstellungen und Rechenoperationen. So ist es auch beim Zerlegen, welches ihr in Form von Zahlenhäusern thematisieren könnt. Eine geeignete Hinführung wäre das Spiel „Plättchen werfen“ bei dem eure Kinder nicht nur ein erstes Verständnis vom Zerlegen aufbauen, sondern auch Einblick in das Vergleichen von Mengen gewinnen.


Stolpersteine

Zeitdruck hemmt den Verständnisprozess.

Kindern, die mehr Zeit benötigen, um ein Thema zu durchdringen, solltet ihr die Möglichkeit einräumen genügend Zahlerfahrungen am Material zu sammeln und zu entwickeln. Haben sie diese Handlungen erst einmal verinnerlicht, fällt es ihnen auch leichter Strukturierungen zur Lösung von Aufgaben zu nutzen und sich zunehmend vom konkreten Anschauungsmittel zu lösen.

Rechnen mit Fingern nicht verbieten.

Sicher habt ihr schon das ein oder andere Mal ein Kind mit den Fingern rechnen sehen. Anstatt diese Vorgehensweise zu verbieten, könnt ihr sie als Mittel der strukturierten Anzahlerfassung aufgreifen und somit unserer obersten Priorität Rechnung tragen.


Seid ihr neugierig geworden und würdet gerne Genaueres zur konkreten Umsetzung im Unterrichtsalltag erfahren?

Wertvolle Tipps und Tricks sowie Hinweise auf konkrete Unterrichtsmaterialien findet ihr im Originalartikel „Erstklassig durch die ersten Wochen“ von Claudia Anduleit und Karla Winkler, welcher zusammen mit weiterführenden Materialien hierunter verlinkt ist.


Über die Autorinnen

Berufliche Tätigkeit: Grundschullehrerin und Fortbildnerin Mathematik

Was mir privat Spaß macht: Ich habe 3 Kinder, verreise gern oder lese in unserem Garten.

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Berufliche Tätigkeit: Grundschullehrerin und Fortbildnerin Mathematik

Was mir privat Spaß macht: Zeit mit meinem Mann und unseren 3 Kindern in der Natur zu verbringen, Sport treiben, lesen

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