12. Januar 2018
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Liebe Niko-Fans,

nun steht das Kapitel 5 „Der Natur auf der Spur“ im Sprachbuch 2 an, bei dem sich ein fächerverbindender Unterricht mit dem Fach Sachunterricht in besonderem Maße anbietet.

Inhaltlich geht es um das Thema Wald mit dem Fokus auf verschiedene Vogelarten.

Die grammatikalischen Schwerpunkte des Kapitels sind die Einführung des Adjektivs (vgl. SB S. 76) und die Adjektivdeklination (vgl. SB S. 77 und 78).

Die Adjektivdeklination ist einer der komplexesten Bereiche der deutschen Sprache und für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, besonders schwierig. Grund genug, sich in diesem Artikel einmal genauer das Thema „Adjektive“ im Sinne eines sprachsensiblen Unterrichts anzuschauen.

Das Poster 5 und die begleitenden Materialien KV 5.1 bis KV 5.6 im Downloadbereich können euch bei der Sprachförderung in eurer Klasse unterstützen.


Mein Einstieg

Um die Kinder für die Inhalte des Deutsch- und Sachunterrichtes in den nächsten Wochen zu sensibilisieren und konkrete Vorerfahrungen bei ihnen zu schaffen, habe ich mit meiner Klasse einen Spaziergang in den nahe gelegenen Stadtpark unternommen.

Noch besser wäre natürlich ein Waldspaziergang gewesen. Gibt es bei euch in der Nähe einen Wald, den ihr mit eurer Klasse besuchen könntet?

Im Gepäck hatten wir Becherlupen, Papier und Wachsmalblöcke sowie Tüten und Eierkartons für unsere „Fundstücke“. Die Kinder haben alle möglichen Insekten in ihren Becherlupen betrachtet sowie mit Wachsmalblöcken und Papier Abdrücke von verschiedenen Baumrinden erstellt.

Heruntergefallene Blätter, die wir pressen und im Kunstunterricht verwenden wollen, haben wir auch gleich mitgenommen. In den Eierkartons wurden Früchte von den Bäumen, schöne Steine, verlassene Schneckenhäuser usw. gesammelt und aufbewahrt.

Zum Abschluss unseres Ausfluges haben wir uns auf die Wiese gesetzt, die Augen geschlossen und gelauscht, ob wir Vogelstimmen hören und den Vogel lokalisieren können.

Zurück in der Klasse haben die Kinder ihre Fundstücke in den Eierkartons und ihre Zeichnungen auf ihren Tischen ausgestellt. Wir haben einen „Museumsgang“ gemacht, indem sich die Kinder frei durch die Klasse von Tischgruppe zu Tischgruppe bewegen und die „Ausstellungsstücke“ bewundern durften.


Meine Arbeit mit dem Poster

Am nächsten Schultag habe ich das Poster 5 schon vor Unterrichtsbeginn an die magnetische Tafel geheftet. Im Rahmen des offenen Unterrichtsbeginns an unserer Schule von 7.45 bis 8.00 Uhr war zu beobachten, dass immer wieder mehrere Kinder interessiert vor dem Poster verweilten, es betrachteten und sich darüber austauschten.

Sie konnten die dargestellten Inhalte mit ihren Erfahrungen in Beziehung setzen.

Es fielen Sätze wie „Das haben wir auch gemacht …“ oder „Eine Maus haben wir leider nicht gesehen ….“.

In der Deutschstunde kommen die Kinder wie immer vor dem Poster im Theaterkreis zusammen. Nach einer kurzen „Murmelrunde“ mit dem Sitznachbarn gehen wir direkt zur Erarbeitung des Wortschatzes über.


Erarbeitung des Wortschatzes

Die Materialien habe ich, wie im didaktischen Kommentar ((Link zum Kommentar)) zu Poster 5 beschrieben, vorbereitet. Ergänzend habe ich für die Kinder, die über sehr geringe Deutschkenntnisse verfügen, die Farben und dazugehörigen Farbadjektive mithilfe von Karten aus dem Lehrermaterial B zum Arbeitsheft B Wortschatz neben dem Poster visualisiert:

Einen besonderen Schwerpunkt bei der Sprachförderung lege ich auf die Arbeit mit den Satzkarten zu Poster 5, bei denen es um die Beschreibung der Tiere geht (KV 5.3a/b), um die spätere Behandlung des Themas Adjektive im Sprachbuch vorzubereiten.


Festigung des Wortschatzes und der Satzstrukturen

Nachdem der Wortschatz eingeführt, die „Tätigkeiten“ der abgebildeten Kinder und Tiere sowie das Aussehen der Tiere beschrieben wurden, festigen die Kinder entsprechend ihrer individuellen sprachlichen

Fähigkeiten Wortschatz und Satzstrukturen durch die Bearbeitung der differenzierten Arbeitsblätter mit einer Schreibaufgabe (KV 5.5 und KV 5.6).


Arbeit mit dem Niko-Sprachbuch: Einführung der Adjektive

Vor der Arbeit mit dem Sprachbuch zeichne ich einen Vogel an die Tafel und lasse die Kinder die Körperteile mit dem bestimmten Artikel benennen. Wir notieren die bereits bekannten Körperteile mit dem bestimmten Artikel an der Tafel rund um den Vogel und verbinden sie entsprechend mit der Skizze.

Den oberen Teil des Wortspeichers zu den Körperteilen eines Vogels (KV 5.4) habe ich auf DIN A3 vergrößert. Solange wir an diesem Thema arbeiten, bleibt er neben der Tafel im Klassenraum hängen.

Bei der Arbeit mit dem Sprachbuch (vgl. SB Seite 76/77) benötigen wir eigentlich nur vier Körperteile: Kopf, Schnabel, Flügel und Schwanz, um die Vögel zu beschreiben und voneinander zu unterscheiden. Jedoch sind auf dem Wortspeicher weitere Körperteile benannt: Augen, Rücken, Brust, Federn, Beine, Füße.

Im Sinne eines sprachsensiblen Deutsch- und Sachunterrichts wird auf diese Weise das Fachvokabular aller Kinder weiter ausgebaut. Zugleich ermöglichen mir die zusätzlichen Körperteile auf dem Wortspeicher später eine qualitative Differenzierung meines Deutschunterrichtes, indem leistungsstarke Kinder mehr Körperteile eines Vogels und ihn damit noch genauer beschreiben können (vgl. SB S. 77 Nr. 2 und 3).

Wortspeicher Vogel

Wortspeicher Vogel

Tafelbild Einzahl-Mehrzahl

Einzahl und Mehrzahl der Körperteile eines Vogels

 Das Vogelbuch

Als Hausaufgabe für den Sachunterricht erhalten die Kinder von mir ein DIN-A3-Blatt, das wir einmal senkrecht und einmal waagerecht falten, sodass wir ein kleines „Buch“ mit vier Seiten erhalten. Die Kinder sollen auf dem Schulweg, vor ihrem Haus und ggf.

in ihrem Garten Vögel beobachten, sie in das Buch zeichnen, sich ggf. Notizen zum Aussehen machen und den Namen des Vogels notieren, sofern er ihnen schon bekannt ist.

Vogel-Forscher-Buch

Hausaufgabe „Vogel-Forscher-Buch“ für die heimische Vogelbeobachtung auf dem Schulweg und im Garten.

Amsel und Rotkehlchen

Leonard hat eine Amsel und ein Rotkehlchen beobachtet und dazu noch den Namen sowie typische Merkmale notiert.

Am nächsten Schultag erzählen die Kinder zunächst ihrem Sitznachbarn von ihren Vogelbeobachtungen und zeigen die selbstgemalten Vögel in ihren Büchern. Anschließend tauschen wir uns im Plenum über die Beobachtungen aus und notieren die Vogelnamen mit dem bestimmten Artikel an der Tafel:

die Amsel, der Spatz, die Blaumeise, das Rotkehlchen, die Elster, der Zaunkönig, die Schwalbe, die Taube. Ich bin erstaunt, dass insbesondere die Kinder, die über einen umfangreichen Wortschatz verfügen, schon viele Vogelnamen nennen können.


Weiterarbeit im Niko-Sprachbuch

Nach der Sammlung an der Tafel schlagen die Kinder das Niko-Sprachbuch auf Seite 76 auf und betrachten die vier abgebildeten Vögel in Aufgabe 1. Blaumeise und Rotkehlchen wurden zuvor schon benannt. Die Vogelarten Stieglitz und Buntspecht sind neu für die Kinder.

Die Kinder benennen in Partnerarbeit Unterschiede zwischen den abgebildeten Vögeln und verwenden dabei vorbegrifflich Adjektive, um die Vögel voneinander abzugrenzen.

Anschließend gehen wir gemeinsam im Plenum die vier Vögel in der Reihenfolge Kopf, Schnabel, Bauch, Flügel, Schwanz durch. Dazu hänge ich den zweiten Teil des Wortspeichers (KV 5.4), auf dem den Körperteilen eines Vogels verschiedene Adjektive zugeordnet werden, an die Tafel.

Wir stellen fest, dass diese „Wörter“ die Körperteile eines Vogels genauer beschreiben. Nun arbeiten die Kinder weiter mit den Aufgaben 2 bis 4 auf Seite 76 im Sprachbuch.

Bei Aufgabe 4 sollen die bespielhafte Vogelbeschreibung des Stieglitzes von Ole ins Heft abgeschrieben und die Adjektive markiert werden. Kinder, die erfahrungsgemäß viel Zeit zum Abschreiben benötigen, weil sie z. B. Schwierigkeiten mit der Feinmotorik oder Konzentration haben, erhalten von mir die Niko-Folie und können so mit einem Bleistift die Adjektive markieren, ohne den Text abschreiben zu müssen.

Am Ende der Stunde vergleichen wir die markierten Wörter, lesen den Merksatz und haben auf diese Weise den Fachbegriff und die Wortart „Adjektiv“ eingeführt.


Exkurs: Die Adjektivdeklination

In unserem Wortspeicher (s. o.) sind die Adjektive nicht dekliniert aufgeführt, sondern werden in der Aufzählung prädikativ also unflektiert verwendet, z. B. Kopf: groß, klein, blau-weiß …
Der Kopf ist groß.

Die Schwierigkeit für Schülerinnen und Schüler, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, besteht in der attributiven Verwendung des Adjektivs, in der es flektiert wird, z. B. der große Kopf. Im Sprachbuch (vgl. SB Seite 77 Nr. 1 und 3) wird bewusst eine attributive Verwendung des Adjektivs gefordert. Daher stelle ich eine Kleingruppe aus Kindern zusammen, die Sprachförderung benötigen. Wir treffen uns vor der Tafel und notieren gemeinsam mithilfe des Wortspeichers Satzbeispiele zur genauen Beschreibung der Körperteile an der Tafel, in denen das Adjektiv prädikativ und attributiv verwendet wird.

Bei der Bearbeitung der Aufgaben 1 bis 3 auf Seite 77 können diese Kinder je nach sprachlicher Ausdrucksfähigkeit mithilfe des Wortspeichers, der Satzbeispiele an der Tafel und der Lückentexte im Sprachbuch Vogelbeschreibungen mit attributivem oder prädikativem Gerbrauch erstellen.

Kinder mit sehr geringen Deutschkenntnissen schreiben dementsprechend vereinfachte Vogelbeschreibungen mithilfe des Wortspeichers und der Satzbeispiele. Ggf. kann für sie ein Textmuster mit prädikativem Gebrauch des Adjektivs an der Tafel vorgegeben werden.


Fantasievogelrätsel

Um den (attributiven) Gebrauch der Adjektive, den Wortschatz und indirekt die Textsorte „Vogelbeschreibung“ zu festigen, habe ich mir ein motivierendes Rätsel überlegt. Zunächst male ich einen Fantasievogel nach den Vorgaben der Kinder an die Tafel. Dazu verfassen wir gemeinsam eine Vogelbeschreibung nach dem Vorbild des Sprachbuches. Wir geben ihm den Namen „Zaubervogel“:

Anschließend sind die Kinder gefordert. Sie malen ihre eigenen Fantasievögel und notieren auf ihrem Bild den Namen des Vogels. Nun fertigen sie dazu eine möglichst genaue Vogelbeschreibung unter Verwendung treffender Adjektive an, die sie auf einem linierten Schreibblatt oder ins Heft notieren.

Alternativ kann die Kopiervorlage 49 aus den Niko 2 Kopiervorlagen genutzt werden.

Bei der Vogelbeschreibung kann, je nach (schrift-)sprachlicher Ausdrucksfähigkeit, von den Kindern selbst differenziert werden in Bezug auf die Anzahl der zu beschreibenden Körperteile sowie die Nutzung der vorgegebenen Textmuster im Buch oder das Erstellen einer Vogelbeschreibung mit individuellen Satzstrukturen, z. B. komplexere Haupt- und Nebensatzstrukturen oder die Verknüpfung von Hauptsätzen.

Auch bezüglich der Grammatik können die Kinder differenzieren, indem sie einen überwiegend attributiven oder prädikativen Gebrauch des Adjektivs in ihrem Text bevorzugen. Leistungsstärkere Kinder können beispielsweise auch die Satzanfänge variieren.

Sobald alle Kinder fertig sind, werden die Bilder von mir an die Tafel gehängt. Ein Kind liest seine Vogelbeschreibung zweimal hintereinander vor. Die anderen Kinder müssen genau zuhören und dann erraten, welcher Vogel beschrieben wurde. Für das Autorenkind ist dies zugleich die Rückmeldung, ob es genau beschrieben und somit treffende Adjektive verwendet hat. Die Kinder hatten viel Freude bei diesem Rätsel.


Nun bin ich gespannt, wie ihr mit dem Poster zu Kapitel 5 arbeitet.
Ich würde mich sehr darüber freuen, von euren Erfahrungen zu hören.
Schreibt mir doch mal!

Viel Erfolg mit unserem sprachsensiblen Poster-Material wünscht
Britta Seepe-Smit

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