27. März 2023
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Gerade die Grundschule gilt als ein Ort, an dem den Kindern dort abgeholt werden sollen, wo sie stehen. Sie orientiert sich zum einen am Kind selbst und zum anderen an der Sache, d.h. an dem zu vermittelnden Inhalt. Die Kinder, die mit individuellen Lern- und Entwicklungsvoraussetzungen in die Schule kommen, sollen aktiv in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt treten und sich so selbstständig und eigenverantwortlich Wissen, Können und Handeln aneignen. Meine Aufgabe als Lehrkraft ist es, den Kindern durch gezielte Methoden und fachtypische Arbeitsweisen die Gelegenheit zu geben, sich aktiv und ganzheitlich mit Inhalten zu befassen. Diese aktive und eigenverantwortliche Auseinandersetzung bedarf eine Öffnung des Unterrichts auf der einen Seite und fordert eine klare Strukturierung des Unterrichtsalltages auf der anderen Seite.

Den Schulalltag zu organisieren, bedeutet für uns Lehrkräfte neben dem eigentlichen Unterricht, zusätzlichen Aufwand, Stimmbelastung und natürlich starke Nerven. Nicht immer läuft alles reibungslos, ganz im Gegenteil, durch die zusätzlichen Aufgaben und Herausforderungen, die Tag für Tag auf uns Lehrkräfte zukommen, endet der ein oder andere Schultag im Chaos. Gerade im Zeitalter von Inklusion, Digitalisierung und vor allem aktuell der Corona Pandemie sehnen wir uns Lehrkräfte nach Unterrichtsmaterialien, die den Schulalltag vereinfachen bzw. klar strukturieren. Materialien, die uns entlasten und für jedes einzelne Kind selbsterklärend sind. Besonders Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedarfen benötigen besondere Unterstützung bei der Organisation und Strukturierung des Schulalltages.


Symbolkarten schaffen Strukturierung und Klarheit

Welcher Tag ist heute? Was haben wir in der 5. Stunde? Wer hat diese Woche Blumendienst? Sollen wir die Aufgabe alleine oder mit dem Partner ausführen?

Anstelle von wiederholten Anweisungen und Erklärungen, hefte ich als Lehrkraft Symbolkarten an meine Symbolkarten-Tafeln. Dies schont meine Stimme, meine Nerven und lässt die Kinder viele organisatorische Unterrichtsprozesse nachvollziehen. Alle wissen, was zu tun ist und für den Fall, dass sie es vergessen haben, können die Kinder jederzeit auf die Tafeln schauen und sich in Erinnerung rufen, was ihre Aufgabe ist. Die Kinder werden bereits von der ersten Klasse an die Symbolkarten herangeführt, um so selbstständig zu lernen und zu arbeiten.

Ich selbst verwende Symbolkarten in unterschiedlichen Unterrichtsphasen und mit unterschiedlichen Intentionen.

Generell können Symbolkarten verwendet werden, um

  • den Schullalltag transparent zu gestalten
  • den Stundenplan darzustellen
  • die Organisation des Schullalltags zu vereinfachen
  • Arbeitsaufträge/Reflexionsphasen zu visualisieren
  • Helfersysteme einfach zu erklären
  • Tokensysteme zu verbildlichen

Einführung von Symbolkarten

Ich führe Symbolkarten bereits in der ersten Schulwoche ein. Um Erfolg und Entlastung zu garantieren, muss dies jedoch langsam und peu à peu geschehen. Wie bereits erwähnt, habe ich in meinem Klassenzimmer mehrere Orte für meine Symbolkarten, so genannte Symbolkarten-Tafeln. Jeder Ort ist bewusst gewählt und hat eine unterschiedliche Intention. Der Umwelt zuliebe verzichte ich mittlerer Weile auf Laminierfolien und verwende etwas dickeres Kopierpapier. Die Symbolkarten können am schnellsten mit Magneten an Magnettafeln geheftet werden. Hierfür bieten sich selbstklebende Magnetstreifen an, die auf die Rückseite der Symbolkarten geklebt werden können.

Klassenzimmer mit Orten für Symbolkarten-Tafeln

Der Stuhlkreis eignet sich als Sozialform zum Einführen der Symbolkarten sowie der dazugehörenden Symbolkarten-Tafel besonders gut. Ich starte meist mit den Symbolkarten zur Tagestransparenz.


Symbolkarten zur Tagestransparenz

Ich persönlich finde es besonders wichtig, die Kinder bereits in der ersten Klasse an den Kalender und die Wochentage heranzuführen. Diese Symbolkarten beinhalten sowohl passende Illustrationen als auch das zugehörige Schriftbild. Hier geht es zum Kalendermaterial.

In der ersten Woche nach der Einführung der einzelnen Symbolkarten hänge ich diese zu Beginn des Schultages an die Symbolkarten-Tafel und stelle sie vor. Dann übergebe ich diese Aufgabe an den Kalenderdienst. Natürlich unterstütze ich die beiden Kinder beim Anbringen und Vorstellen des Kalenders sowie des Wochentages. Diese Symbolkarten begleiten uns durch das ganze Schuljahr. Die Kinder prägen sich ganz automatisch das Jahr sowie die Wochentage ein.

Symbolkarten Kalendermaterial

Symbolkarten zum Stundenplan

Symbolkarten Stundenplan mit MiniMax

Für viele Kinder ist es wichtig zu wissen, was auf sie am Tag zukommt bzw. welche Fächer sie haben. Deshalb gibt es neben den Symbolkarten zum Kalender sowie den Wochentagen auch den Stundenplan. Ich erachte es gerade für Kinder der ersten und zweiten Jahrgangsstufe, die noch keine festen Fächer im Stundenplan verankert haben, für bedeutsam, wenn sie wissen, welche Themen und Inhalte am Tag auf sie warten und welche Fächer sie haben. Auch zu wissen, wann sie Pause haben, essen und trinken dürfen, sich austoben und mit anderen Kindern spielen können, lässt die Kinder ganz anderes in den Tag starten. Feste Strukturen und eine klare Organisation schafft ein besseres Lern- und Arbeitsklima. Der Stundenplan ist so angebracht, dass dieser von allen Kinder jederzeit einsehbar ist. Er wird jeden Tag von dem Tagesplandienst vorgestellt. Genau wie beim Kalenderdienst führe ich die Kinder behutsam an diese Aufgabe heran und begleite sie. Hier findet ihr die Symbolkarten zum Stundenplan.


Symbolkarten zur Organisation

Neben den zu vermittelnden Inhalten und Themen in der Schule liegt der Fokus auf dem eigenständigen Lernen und Arbeiten. Die Kinder sollen immer mehr Verantwortung für sich und andere übernehmen und dementsprechend handeln und agieren. Deshalb gibt es in jeder Klasse zugeteilte Dienste, die die Kinder ausüben. Diese hängen an einer separaten Symbolkarten-Tafel. Immer zwei Kinder haben einen Dienst inne. Sie erledigen ihre zugeteilten Dienste eigenverantwortlich. Die Kinder wachsen mit ihren Aufgaben und Herausforderungen. Sind diese Dienste gut am Schuljahresbeginn eingeführt, entlasten sie mich als Lehrkraft und garantieren einen reibungslosen organisatorischen Ablauf. Hier findet ihr unsere Symbolkarten zur Organisation:

Niko Klassendienste

Piri Klassendienste

Zahlenbuch Klassendienste

Zebra Klassendienste

Zum Einteilen verwende ich mit Namen der Kinder beschriftete Holzklammern, die ich an die einzelnen Dienste hefte. Diese sind schnell angebracht und auch schnell wieder entfernt. Folglich können die Dienste zu Beginn einer neuen Woche schnell verteilt und getauscht werden.

Symbolkarten Klassendienste mit Klammern

Symbolkarten zu Arbeits-/Reflexionsphasen

Kompetenzorientierter Unterricht setzt eine große eigenverantwortliche und selbstständige Lern- und Arbeitsweise der Kinder voraus. Die Arbeitsphasen müssen so gestaltet sein, dass die Kinder sich innerhalb eines stark strukturierten und organisierten Rahmen, Wissen, Können und Handeln aneignen. Neben dem Frontalunterricht werden die Kinder angeleitet, sich in unterschiedlichen Arbeitsphasen und Sozialformen mit Unterrichtsinhalten und Themen auseinanderzusetzen. In Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeit erwerben die Kinder zusätzlich soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Rücksichtnahme, Verantwortung und viele mehr. Natürlich bietet sich auch eine Lerntheke bzw. eine Lernstraße oder eine Stationenarbeit an, um mannigfaltige Kompetenzen zu erwerben. Ich persönlich arbeite gerne mit den Kindern in Konferenzen. Nach Einzel- bzw. Partnerarbeitsphasen leite ich die Kinder an, sich in Konferenzen zu treffen und das Erarbeitete sich gegenseitig vorzustellen, gemeinsam zu überarbeiten und darüber zu reflektieren. Wichtig hierbei ist, dass die Kinder geschult sind und genau wissen, was zu tun ist. Ein rascher Wechsel von einer Arbeitsphase zu einer anderen, bedarf lediglich ein Symbolkartentausch an der fest installierten Symbolkarten-Tafel.

Schülerin versteht

Kompetenzorientierter Unterricht beinhaltet auch immer eine Reflexionskomponente. Folglich spielt das Nachdenken und Sprechen über das kindliche Lernen und Arbeiten eine zentrale Rolle. Eingeleitet wird diese Phase von mir durch das Anheften einer passenden Reflexionskarte. Die Kinder sind dann in der Lage ihre Arbeit sowohl fachlich als auch auf die jeweilige Sozialform, Methode oder Zielvereinbarung bezogen, zu beschreiben und zu beurteilen. Es gelingt ihnen hierbei die eigene Lern- und Arbeitsweise kritisch zu überdenken und Hilfestellungen für Klassenkameradinnen oder Klassenkameraden zu formulieren.


Symbolkarten zum Helfersystem

Kinder lernen am besten von anderen Kindern. In jedem Fach bzw. bei jedem Unterrichtsinhalt oder Thema gibt es Kinder, die besonders begabt sind oder bereits ein Domänenwissen haben. Dies nutze ich sehr gerne in Form von meinem Helfersystem. Fast jedes Unterrichtsfach oder genauer gesagt, jede Arbeitsphase lässt dieses Helfersystem zu. Ein einfaches Anbringen der passenden Symbolkarte signalisiert den Kindern, dass sie sich gegenseitig helfen und unterstützen dürfen. Meine Aufgabe als Lehrkraft ist, dieses Helfersystem kleinschrittig einzuführen und die Kinder, wenn sie es benötigen, anzuleiten. Später ist dies ein Selbstläufer und bereitet allen Kindern große Freude. In der Rolle als Helfer können sie den Hilfesuchenden auf ihre Art und Weise das Unterrichtsthema bzw. den Unterrichtsinhalt nahe bringen, miteinander kommunizieren, kooperieren bzw. darüber reflektieren. Die Kinder erlangen mehr und mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit und wachsen mit ihren Aufgaben.

Symbolkarten Helfersystem Hilfe Helfer

Symbolkarten zum Tokensystem

Kinder lernen und arbeiten am liebsten in einer Schüler zugewandten Lern- und Arbeitsatmosphäre,  in einem von Lob geprägtem Umfeld. Als Lehrkraft mit Vorbildfunktion achte ich vor allem deshalb auf wertschätzende Äußerungen und lobe bzw. verstärke jedes noch so kleine positive Verhalten der Kinder. Auf der Symbolkarten-Tafel hängen deshalb unterschiedliche Illustrationen. Alle Kinder befinden sich am Anfang des Tages mit ihrer mit dem Namen beschrifteten Holzklammer auf dem Symbol der Sonne. Durch besonders positives Verhalten haben sie die Möglichkeit, sich ,,hochzuarbeiten‘‘. Befinden sie sich am Unterrichtsende auf dem Regenbogen mit Sternenstaub erhalten sie einen Sticker. Kinder die durch negatives Verhalten auffallen, rutschen in dem Tokensystem nach unten. Diese Kinder bitte ich zu einem Gespräch, um ihr Verhalten zu reflektieren.

Symbolkarten Tokensystem mit Klammern

Symbolkarten erleichtern den Unterrichtsalltag

Alles in allem lässt sich festhalten, dass Symbolkarten den Schullalltag strukturieren und vereinfachen können. Es bedarf einer klaren und für jeden Schüler nachvollziehbaren Einführungen. Ein dauerhafter, wiederkehrender und bewusster Einsatz garantiert Erfolg und schafft Entlastung für mich als Lehrkraft. Sind sie einmal ausgedruckt ggf. laminiert, begleiten sie mich und meine Kinder durch das ganze Schuljahr.

Habt ihr Wünsche oder Vorschläge für weitere Symbolkarten… Meldet euch!

Eure
Kristina Kaniber


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