12. Mai 2023
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Montag, 7.45 Uhr: Offener Anfang in meiner Kombiklasse 3/4. Die Kids kommen mit mal mehr oder weniger schnellen Schritten in unser Klassenzimmer, geben die Hausaufgaben ab und schauen mich dann fragend an. Eine Besonderheit des Montages, denn an den restlichen Tagen wissen sie ganz genau, was zu tun ist. Dem Wochenplan sei Dank. Dieser liegt aber noch auf meinem Pult. In der Regel bereits seit Freitag fix und fertig gerichtet. Für jedes Kind einen Stapel. Ganz oben darauf der eigentliche Plan, darunter die gesamten Arbeitsmaterialien für die kommende Woche. Kommt euch bekannt vor? Materialpakete aus Pandemiezeiten lassen grüßen? Ja, tatsächlich hat unsere Wochenplan-Orga dort ihren Ursprung, denn zu Beginn des vergangenen Schuljahres dachte ich, ich tue den Kids der 2. und 3. Klasse einen Gefallen, wenn ich nach den beiden Phasen des Distanzlernens mal wieder „normalen“ Unterricht gestalte. Kleiner Denkfehler.

Mein „normaler Unterricht“ entsprach nicht dem „normalen Unterricht“ von pandemiegeprägten Zweit- und Drittklässlern. Diese brauchten ihre gewohnte Struktur. Einen Arbeitsplan, an dem sie sich entlanghangeln können. Zumindest war dies bei meiner Klasse so. Die Aufgaben vom Wochenplan bettete ich also in meine „normale“ Rhythmisierung des Unterrichts ein. Im Prinzip gab es zu den Arbeitsphasen in Mathe und Deutsch wöchentlich einen Spoiler. Ein Kompromiss, der uns allen guttat. Es gab keine gesonderten Wochenplan-Stunden, vielmehr wurden die Arbeitsaufträge von Deutsch und Mathe in den eigentlichen Stunden bearbeitet. Mit Einführung, Arbeitsphase und gemeinsamer Konsolidierung – schriftlich fixiert im Plan.


Wochenplan ab nun fest etabliert

Überwältigt von dessen Wirkung, habe ich den Wochenplan fest etabliert – auch wenn sich meine Klasse mittlerweile wieder sehr gut in die schulspezifischen Abläufe in Präsenz gewöhnt hat. Keiner möchte auf den Wochenplan verzichten – auch ich nicht. Spätestens Donnerstag bereite ich den Wochenplan der kommenden Woche vor. Oftmals bin ich meiner Zeit sogar zwei Wochen voraus und verfüge so über einen zeitlichen Puffer. Freitags wird dann alles Notwendige kopiert und gerichtet, die Buffets (so nenne ich die diversen Ablagen mit Freiarbeitsmaterial in den Fächern Deutsch, Mathe und Sachunterricht) sowie das digitale Klassenzimmer bestückt und ich kann beruhigt ins Wochenende starten. Läuft alles.


Apropos digitales Klassenzimmer … 

Auch dies ist ein Relikt aus Pandemiezeiten, welches ich stets aufrechterhalten habe. Hier parke ich digitales Unterrichtsmaterial und gebe es teilweise auch für die Kinder frei. Lernvideos, die wir in der Schule schauen, befinden sich hier zum Nachschauen zu Hause. Da ich hin und wieder als Hausaufgabe aufgebe, ein einführendes Lernvideo zu einem neuen Thema zu schauen, ist die digitale Pinnwand, die wir als Online-Klassenzimmer nutzen, wirklich praktisch.

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Wochenplan differenziert

Übrigens habe ich den Eltern den Wochenplan an einem gesonderten Elternabend erklärt. Denn auch wenn der Wochenplan für alle Kinder gleich aussieht, ist er dennoch differenziert. Unauffällig. Fast unsichtbar. Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich viel auf diese unauffällige Differenzierung setze. Ich möchte Kinder nicht in Schubladen stecken, „1 Stern“, „2 Sterne“, „3 Sterne“, etc. Im laufenden Unterrichtsgeschehen sorge ich dafür, dass sich die Kinder selbst ihre Herausforderungen suchen können, und auf dem Wochenplan benenne ich Arbeitsmaterial gleich, auch wenn sich dahinter unterschiedliche Aufgaben verbergen. Wenn also „AB 1“ auf dem Plan steht, können Kinder dennoch unterschiedliche Arbeitsblätter haben.

Trotzdem steht überall „AB 1“ darauf. Für die Kinder ist dies bereits selbstverständlich und sie hinterfragen es nicht mehr. Für die Eltern war dies aber neu, da sie es aus der eigenen Schulzeit nicht kannten. Auch, dass die Kinder zum Arbeiten sämtlichen zur Verfügung stehenden Raum im Schulhaus nutzen dürfen, kannten die Eltern nicht und waren so über meine Erklärung am Elternabend durchaus dankbar und erleichtert. Es hatte nämlich schon für häusliches Entsetzen gesorgt, als ein Kind vergnügt zu Hause berichtete, dass es heute auf dem Flur gearbeitet hat. Kopfkino bei den Eltern: „Mein Kind wurde vom Unterricht ausgeschlossen!“


Die Hausaufgaben

Auch die Hausaufgaben sind auf dem Wochenplan notiert. Diese werden von den Kindern und mir nochmals zusätzlich markiert. Am Ende der Stunden gehe ich mit Textmarker bewaffnet durch den Saal und schaue mir bei jedem Kind an, was geschafft wurde und was noch nicht. Ich kontrolliere, ob die Kinder sich die Aufgaben abgehakt bzw. als unerledigt markiert haben. Wenn ich merke, dass ein Kind die Aufgaben aus der Stunde nicht vollständig bewältigen kann, wäge ich ab, ob ich diese als zusätzliche Hausaufgabe (teilweise) gebe oder ich es dabei belasse. Dies ist abhängig vom Kenntnisstand und Arbeitsverhalten des Kindes. Wenn ich den Eltern etwas zur Bearbeitung mitteilen möchte, schreibe ich dies ebenfalls direkt auf den Wochenplan dazu. Ist das Pensum flächendeckend für diesen Tag zu viel gewesen, nehme ich die Inhalte einfach nochmals als Wiederholung in den nächsten Wochenplan mit auf. Hört sich kompliziert an, aber mit etwas Routine wird man immer schneller 😉.


Wochenplan multifunktional

Neben den Arbeitsaufträgen in den Lehrwerken der Fächer Deutsch und Mathe, finden sich aber auch die Freiarbeitsmaterialien auf dem Plan zum Abhaken wieder. Ich implementiere die Lese-Hausaufgabe und manchmal auch ein Rückmeldefenster, wie es in der Woche so lief. Habe ich eine Werkstatt- oder Stationenarbeit aufgebaut, finden die Kinder ihren Laufzettel auf dem Wochenplan. Der Wochenplan als Dreh- und Angelpunkt. Übrigens nicht nur von mir. Meine Kolleginnen, die mit mir in der Klasse unterrichten, tragen ihre Aufgaben ebenfalls in den Wochenplan ein. Wie wir das organisieren?

Digitale Kollaboration 

Den Wochenplan erstelle ich in einer Textverarbeitungsdatei, die ich wiederum mit meinen Kolleginnen teile. Wir können synchron an der Datei arbeiten, kleine Formatierungsmissgeschicke können jederzeit rückgängig gemacht werden und jede von uns kann die Aufträge eintragen, wann und wo sie es möchte. Ich muss gestehen, dass ich sehr stolz auf meine Kolleginnen bin, dass sie diese Organisation anstandslos mittragen und unser Plan immer pünktlich fertig ist. Das ist nicht selbstverständlich und ich weiß dies zu schätzen. Ein weiterer Pluspunkt: Ich schule mein Kollegium quasi nebenbei. Mittlerweile finden immer mehr QR-Codes den Weg in den Wochenplan, hinter denen sich selbst erstellte Learningapps aus dem Kollegium verbergen.


Wie ich den Wochenplan plane

Zunächst lege ich mir die Lehrwerke für die Fächer zurecht und schreibe mir auf, was in der jeweiligen Woche als Lernportion ansteht. Nutze ich differenzierte Lehrwerke wie z. B. das Anoki-Heft „Richtig schreiben“, vergleiche ich zunächst die Seitenzahlen, ob diese auch in allen Differenzierungen identisch sind. Ansonsten schreibe ich die Seitenzahlen für alle drei Differenzierungsstufen pro Klassenstufe heraus. Insgesamt sind bei mir also 6 verschiedene Heftsorten „Anoki Richtig schreiben“ im Einsatz. Aber alle arbeiten im Anoki-Heft. Solche simplen Kniffe erleichtern das jahrgangsübergreifende und binnendifferenzierte Lehren so ungemein! Die Anoki-Hefte kommen oft im offenen Anfang zum Einsatz. Fixe Kinder dürfen eine Korrekturstation eröffnen und erhalten von mir die digitale Lösungsdatei zum Vergleich.


Doch zurück zur Planung … 

Wochenplan leere Vorlage

Habe ich das Pensum der Woche festgelegt, verteile ich die Lernportion auf mehrere Tage und sorge dafür, dass die Kinder diese auch abhaken können. Entweder direkt in der Fächerspalte oder unter „Sonstiges“, wo sich weiterführende Hinweise und Ergänzungen aus den anderen Fächern wiederfinden. Hier finden die Kinder auch Laufzettel für Stationenarbeiten oder Übersichten zu den aktuellen Freiarbeitsangeboten in den Buffets.


Wochenplan optimiert

Ich sehe ständig Optimierungen. Der Wochenplan entwickelt sich weiter und wird immer präziser. Der „alte“ Wochenplan befand sich in einem weißen Schnellhefter. Dieser war regelmäßig überfüllt. Lose Teile gingen oft verloren und weil ich der Umwelt zuliebe duplex kopiere, hatten die Kids erhebliche Probleme auf die Rückseiten der Arbeitsblätter zu schreiben. Sie lochten aus und verkehrt herum wieder ein. Chaos. Störte mich, musste ich ändern. Deshalb gibt es seit diesem Schuljahr für alle Kinder den Wochenplanordner. Ein schmales schwarzes Ringbuch, das sie noch selbst gestalten durften. Darin befindet sich ein Utensilio für Kleinteile (verschließbare festere Folienhülle) und eine Login-Übersicht für Apps, digitales Klassenzimmer und natürlich dem neuen Korrekturbüro. Der Wochenplan wird nun auch jedoch Monat zu Hause geleert. So also der Plan. Bestimmt fallen mir weitere Optimierungen ein. Nach und nach. Ich bin gespannt, was auf mich zu kommt.

Zurück zum Montag:

Jeden Montag wird auch der Schulranzen neu gepackt. Nicht benötigte Hefte und Bücher werden in die dafür vorgesehenen Schober im Klassenraum gestellt und die Materialien der Wochen entsprechend im Ranzen deponiert. Dadurch ist regelmäßig für Ordnung gesorgt und Bücher & Co inventarisiert. Ist ein Kind krank, haben die Eltern Einblick über verpasste Inhalte und können selbst entscheiden, was sie mit ihrem Kind eventuell nachholen. Transparenz, die sehr geschätzt wird. Da auch Klassenarbeiten dort angekündigt werden, sind alle Eltern immer auf dem neuesten Stand – wenn sie sich den Wochenplan anschauen. Diese Transparenz ist aber nicht nur für kranke Kinder wichtig, sondern auch für mein Kollegium, sollte ich selbst erkrankt sein. Vertretungsplan ist schnell geschrieben – ein Blick in den Wochenplan genügt.

So hat sich mein Training, Materialpakete um Materialpakete in den Pandemiezeiten zu packen, letztendlich ausgezahlt und beschert uns nun eine entspannte Unterrichtsorganisation in Präsenz.

Im Download findet ihr eine Vorlage „meines“ Wochenplanes in drei Dateiformaten, die ihr selbst verändern und mit Leben füllen könnt.

Viele Grüße
eure Susanne (Mrs.Rupäd)


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