18. Oktober 2019
336

Das Operationsverständnis fördern

„Plus ist einfach, aber minus ist total schwer“. Die Aussage kennt ihr? Oftmals liegt ein mangelndes Operationsverständnis zu Grunde, wenn Kinder Plusaufgaben sicher beherrschen, ihnen Minusaufgaben aber Probleme bereiten. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, dass die Kinder Bilder im Kopf erzeugen. Was bedeutet plus? Es kommt etwas hinzu. Etwas wird mehr. Was bedeutet minus? Ich nehme etwas weg. Etwas wird weniger. An dieser Stelle können Rechengeschichten hilfreich sein.

Was ist eine Rechengeschichte?

„5 Giraffen stehen am Wasser. 4 Giraffen kommen hinzu.“ So oder so ähnlich klingen einfache Rechengeschichten. Es geht darum, eine Sachsituation in die Sprache der Mathematik zu übertragen und eine geeignete Lösung zu finden.

In diesem Fall wäre das die Rechnung 5 + 4 = 9. Insgesamt stehen neun Giraffen am Wasser. Natürlich ist es auch möglich, komplexere Geschichten zu erfinden, in denen gleich mehrere mathematische Überlegungen stecken. Als Hinführung an das Thema empfiehlt es sich jedoch, zunächst mit einer einfachen Variante zu beginnen.


Rechengeschichten strukturiert erzählen

Eine Rechengeschichte wird oft zu einem einzelnen Bild erzählt. Das fällt vielen Kindern schwer, da in der Regel der Ausgangszustand nicht zu sehen ist und von den Kindern hergeleitet werden muss. In dem Beispiel müssen die Kinder überlegen, dass anfangs sieben aufgeblasene Ballons an der Leine hingen.

Abb.: Rechengeschichte mit Luftballons (MiniMax 1, Themenheft Zahlen und Rechnen Teil A, Seite 69, Aufgabe 1)

Abb.: Rechengeschichte mit Luftballons (MiniMax 1, Themenheft Zahlen und Rechnen Teil A, Seite 69, Aufgabe 1)

Es empfiehlt sich daher, Rechengeschichten immer wieder auch an drei Bildern aufzuzeigen. MiniMax greift dies sowohl im Themenheft als auch in den begleitenden Materialien, wie z.B. den Kopiervorlagen zum Fördern, auf.

Abb.: Rechengeschichte mit Enten (MiniMax 1, Themenheft Zahlen und Rechnen Teil A, Seite 80, Aufgabe 1)

Abb.: Rechengeschichte mit Enten (MiniMax 1, Themenheft Zahlen und Rechnen Teil A, Seite 80, Aufgabe 1)


Differenzierungsmöglichkeiten

Für das Erzählen eigener Rechengeschichten kann den Kindern die Kopiervorlage helfen, die ihr am Ende des Beitrags herunterladen könnt.

Die Schülerinnen und Schüler können sich eine eigene  Rechengeschichte überlegen und in drei Bildern aufmalen oder aufschreiben. Dabei helfen die Satzanfänge „Zuerst…“, „Dann…“ und „Jetzt…“ beim Strukturieren der Handlung.

Ebenso ist es denkbar, dass die Kinder ein vorgegebenes Bild an die richtige Stelle auf dem Arbeitsblatt kleben und die fehlenden Bilder ergänzen.

Darüber hinaus schreiben die Kinder die passende Rechnung dazu.
Als Differenzierung können die Kinder zunächst auch nur überlegen, ob sie eine Plus- oder Minusgeschichte vor sich haben und das richtige Rechenzeichen eintragen.

Natürlich ist es auch möglich, eine konkrete Aufgabe vorzugeben, zu der dann eine passende Rechengeschichte gemalt oder geschrieben wird.

Abb.: Rechengeschichte mit Vorgabe

Abb.: Rechengeschichte mit Vorgabe; Foto: Andrea Langner

Oftmals stolpern Kinder über analytische Aufgaben der
Form 2 + __ = 6. Nicht selten rechnen sie 2 + 6, da sie kein Verständnis der symbolischen Schreibweise haben. Die Vorlage kann den Kindern dabei helfen, die abstrakte Darstellung auf eine konkrete Ebene zu heben. Es wird schnell deutlich, dass das mittlere Bild fehlt. „Zuerst sind es 2. Dann passiert etwas. Was? Es kommen 4 dazu. Jetzt sind es 6.“

Die Schülerin in dem Beispiel hat schnell gemerkt, dass sie eine Geschichte erfinden muss, bei der aus 2 Äpfeln plötzlich 6 Äpfel werden. In ihrer Lösung wurden 4 Äpfel eingekauft.

Rechengeschichte mit Ergänzen

Abb.: Rechengeschichte mit Ergänzen; Foto: Andrea Langner

Maxibuch

Weitere Einsatzmöglichkeiten bieten sich in Zusammenhang mit dem Maxibuch an. Nach einer gemeinsamen Besprechung einer Maxibuchseite, können die Kinder die erzählten Geschichten zur Vertiefung ausführlich darstellen und in Rechenoperationen übertragen.

Ihr kennt das Maxibuch noch nicht? Dann schaut mal in unseren Beitrag zum sprachsensiblen Mathematikunterricht mit MiniMax:

MiniMax macht’s leicht: Sprachsensibler Mathematikunterricht

Ebenso ist es möglich, die Vorlage in größeren Zahlenräumen oder bei Sachaufgaben mit Größen einzusetzen.

Wenn ihr die gemalten oder geschriebenen Rechengeschichten der Kinder laminiert, entsteht eine Kartei für die Freiarbeit. Die Aufgabe kann dann mit Folienstiften geschrieben werden. Bei gezeichneten Rechengeschichten solltet ihr darauf achten, dass die Bilder eindeutig sind. Für die Selbstkontrolle kann auf der Rückseite die richtige Rechnung notiert werden.

Abb.: Rechengeschichte zum Thema Geld

Abb.: Rechengeschichte zum Thema Geld; Foto: Andrea Langner


Lernen in Partner- oder Gruppenarbeit

Auch als Partneraufgabe ist die Vorlage vielfältig einsetzbar.

Während ein Kind die Rechengeschichte zeichnet oder schreibt, kann das andere Kind die passende Mathematikaufgabe finden.

Alternativ könnte ein Kind das mittlere Bild bzw. den mittleren Text vorgeben und ein anderes Kind ergänzt die fehlenden Teile. Vielleicht ergeben sich dabei unterschiedliche Geschichten.
In dem Beispiel wurde das Bild in der Mitte vorgegeben und dann das erste und das dritte Bild ergänzt.

Die Situation kann als Plus- oder als Minusgeschichte interpretiert werden. Daraus ergeben sich Anlässe, um zu vergleichen, mathematisch zu begründen und zu argumentieren.

Manchmal entstehen auch Geschichten, die auf den ersten Blick vielleicht falsch aussehen – wie auf dem folgenden Bild. Hier hatte das Kind jeweils ein Paar Kirschen als Einheit betrachtet. In Mathekonferenzen oder im Austausch mit einem Partner lassen sich solche Gedanken erklären.

Abb.: Rechengeschichte zur Addition

Abb.: Rechengeschichte zur Addition; Foto: Andrea Langner

Abb.: Rechengeschichte zur Subtraktion

Abb.: Rechengeschichte zur Subtraktion; Foto: Andrea Langner

Abb.: Eigene Rechengeschichte erfinden

Abb.: Eigene Rechengeschichte erfinden; Foto: Andrea Langner


Kurz und knapp

Das Arbeitsblatt für Rechengeschichten ist in allen Klassenstufen einsetzbar. Es bietet vielfältige Differenzierungsmöglichkeiten, bei denen die Kinder ein Verständnis für die mathematischen Grundoperationen der Addition und Subtraktion entwickeln. Und ganz nebenbei können sie kreativ werden und interessengeleitet arbeiten, denn ob die Geschichte von Einhörnern, Faultieren oder Dinosauriern handelt, ist letztlich egal. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Erfinden eigener Rechengeschichten den Kindern viel Freude bereitet. Wir haben innerhalb kürzester Zeit einen großen Stapel mit verschiedensten Rechengeschichten produziert.

Probiert es doch auch einmal aus!

Danke!
336 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.