10. November 2019
16

Darf ich vorstellen? – Die Medienideenkiste

Ich bin kein digital native! Ich liebe Stift, Papier und das Gefühl eines Buches in meinen Händen. Und oft genug bin ich versucht, Handy, Tablet und Co. aus dem Fenster zu werfen. Auch während des Unterrichts in  meiner 4. Klasse hatte ich solche Momente. Wenn die zuvor runtergeladene App nicht funktionierte, die Verknüpfung zwischen Laptop und Whiteboard fehlschlug oder ganz einfach das Internetkabel! in einer nicht an das W-Lan angeschlossenen Schule zu kurz war.

Kommt euch das bekannt vor? Wenn ja, habe ich gute Nachrichten! Es gibt sie…die kleinen Tipps, Tricks und Ideen, wie digitale Medien und Medienkompetenz Einzug in euren Unterricht halten können, und zwar

Schülerinnen und Schüler Tablet
  • Ideen, die nicht die Rahmen der sowieso so vollen Arbeitspläne der Fächer sprengen, sondern diese sinnvoll und einfach ergänzen.
  • Tipps für erprobte Hard- und Software, die keine utopischen Ausstattungen von Klassenzimmer oder Schule erfordern.
  • Tipps und Tricks, die Hemmschwellen nehmen und Freude am Umgang mit neuen Medien vermitteln.

Die Medienideenkiste soll das sein, was der Name verspricht: Eine Sammlung von Ideen, die ganz unmittelbar, einfach und sicher in bewährtem Fachunterricht eingebunden werden können.


„HERE WeGo“ – Geocaching mit dem Tablet

Im Sachunterricht haben wir das Thema „Orientierung im Raum“ behandelt; mit Schwerpunkten, die ihr in meinem Blogartikel „Sachunterricht: Orientierung im Raum in Zeiten von Handy, Tablet und GPS“ nachlesen könnt. Hierbei bot sich die Gelegenheit, gleich drei Punkte des Medienkompetenzrahmens NRW abzudecken und ebenso einen motivierenden Abschluss der Unterrichtsreihe zu gestalten: Geocaching mit dem Tablet  – eine moderne Art der Schatzsuche.

1. Schritt: Tabletausleihe über das Medienzentrum

Wie neue Medien in den Unterricht einbinden ohne passende Ausstattung? Dies schien mir lange die größte Hürde und ich musste schnell feststellen: Sie ist überwindbar, wenn man weiß, wie und wo man Endgeräte wie z.B. Tablets kostenlos ausleihen kann. In NRW gibt es für jede Schule erreichbare kommunale Medienzentren, welche Hardware-Ausstattungen für die kostenlose Ausleihe bereithalten.

Sicher, dieser erste Schritt ist mit einem erhöhten praktischen Organisationsaufwand verbunden und ich kann nicht leugnen, dass ein Klassensatz an verfügbaren Tablets vor Ort  die deutlich elegantere Lösung ist. Aber: Es lohnt sich und bringt so viel mehr als digitale Aktualität und Eigenverantwortung ins Klassenzimmer.

Unter folgendem Link findet ihr alle kommunalen Medienzentren in NRW: www.bildungspartner.schulministerium.nrw.de


2. Schritt: Ausstattung der Tablets mit der Navigations-App und Offlinekarten

Die Ausleihe über das Medienzentrum lief problemlos, musste jedoch vorbereitet werden.

Wichtig:

  • rechtzeitig Medienausstattung vorbestellen
  • bei der Bestellung angeben, welche Apps und/oder Programme auf allen Tablets vorhanden sein sollen (keine nachträgliche Installation von Apps/Programmen möglich!)

Der letzte Punkt war insbesondere für das Geocaching von Bedeutung. Da wir mit den Tablets in der Schulumgebung unterwegs sein wollten, benötigten wir eine Navigations – App, welche offline, also ohne Internetverbindung, funktioniert. Hier gibt es eine Reihe an Anbietern, von denen ich mich für die App „Here WeGo“ entschied und welche ich für ein Geocaching-Abenteuer weiterempfehlen kann. Sie verfügt über Offlinekarten in ganz Deutschland.

Falls ihr eure Tablets über ein Medienzentrum ausleiht, fragt ruhig bei der Angabe der benötigten Apps, ob eine Offlinekarte des gewünschten Gebietes bereits vorab überspielt werden kann. Sind es schuleigene Geräte, könnt ihr die Karten jedoch auch problemlos selbst herunterladen.

Da alle Geräte vom Medienzentrum bereits sicher in stoßfesten Schutzhüllen verliehen wurden, waren wir somit an diesem Punkt bezüglich Hard- und Software bereits einsatzbereit.

Orientierung im Raum, Luftbildaufnahme

Tipp für schuleigene Tablets:

Stoßfeste Schutzhüllen anschaffen!


3. Schritt: Regeln erarbeiten

Bevor die Arbeit mit dem Tablet losgehen kann, müssen selbstverständlich wichtige Regeln mit den Schülerinnen und Schülern für den Umgang mit den Geräten besprochen werden.

Da ich mit meiner Klasse schon mit dem Tablet gearbeitet hatte, konnten wir die bekannten Regeln auf unserem zuvor erstellten Merkblatt wiederholen.

Jedoch merkten wir schnell, dass diese ergänzt werden mussten. Ist man mit dem Tablet draußen unterwegs, gibt es einige Besonderheiten zu beachten. Hier lege ich euch das Verhalten im Straßenverkehr mit elektronischem Gerät in den Händen als Regelaspekt sehr ans Herz! Diesen Punkt solltet ihr mit den Kindern sehr genau besprechen, um zu vermeiden, dass vor lauter Navigationseifer der Blick nicht mehr auf die Umgebung gerichtet wird und es zu einem Sicherheitsrisiko kommt.

Unsere Regeln für den Umgang mit dem Tablet könnt ihr euch am Ende des Artikels runterladen.

Kopiervorlage Arbeiten mit Tablet

Kopiervorlage „So arbeite ich mit dem Tablet“


4. Schritt: Eine Schatzsuche im Schulumfeld

Auf die Plätze, fertig, los?!….Nicht ganz! Im Rahmen der Unterrichtsreihe „Orientierung im Raum“ hatten wir bereits über die Navigation mit GPS gesprochen, die Bedeutung von Satelliten hierfür thematisiert sowie Vor- und Nachteile der Nutzung von technischen Geräten erörtert (à Niko Sachbuch 3, Seite 114). So kann man hier bereits eine reflektierte Auswahl und zielgerichtete Anwendung digitaler Werkzeuge bei den Schülerinnen und Schülern anbahnen.

Wichtig ist auch, die genaue Bedienung des Tablets sowie der App mit den Kindern vor dem Unterrichtsgang im Klassenraum zu üben. Folgende Aspekte solltet ihr in jedem Fall thematisieren, um am Ausflugstag direkt starten zu können:

  • Wo schalte ich mein Gerät ein?
  • Wie schalte ich den Bildschirm aus? (Wichtig für die Nutzung von Tablets im Straßenverkehr!)
  • Wie öffne ich die App?
  • Wie kann ich überprüfen, ob ich GPS-Empfang habe?
  • Wo gebe ich die Adresse ein?
  • Warum bewegt sich die Standortmarkierung? Wie hilft sie mir, mich meinem Ziel zu nähern?

Am Ende dieser Stunde konnten wir so auch prima unsere Regeln für den Umgang mit dem Tablet reflektieren und sogar noch um einige Punkte ergänzen.

Und dann ging es tatsächlich los: Unser Geocaching-Abenteuer begann!

Niko Sachbuch 3 S.114

Niko Sachunterricht 3 (Sachbuch, S.114)


Geocaching mit dem Tablet:

Umschläge mit Adressen
  • Aufteilen der Kinder in Gruppen mit drei bis maximal vier Kindern
  • pro Gruppe ein Tablet
  • zeitverzögertes Losgehen der Gruppen
  • vor der Schatzsuche gemeinsame Überprüfung aller wichtigen Funktionen:
    • Funktioniert die App?
    • Weiß jedes Kind, wie die App zu bedienen ist (Aufrufen der App, Eingabe der Adresse, etc.)
    • Ist die Standortgenauigkeit gegeben?
  • Motivationsbrief (Schatzbrief) „zustellen“, in welchem Hilfe für das Auffinden eines großen Schokoladenschatzes gefordert wurde
  • Adressen in farbigen Umschlägen den Gruppen austeilen
    • So geht’s: Jede Gruppe hat einen Stapel mit verschiedenfarbigen Umschlägen erhalten. Der 1. Umschlag, welcher zu öffnen war, wurde von mir markiert. In diesem befand sich die erste Adresse, welche die Kinder mit der Naviagtionsapp aufsuchen sollten. An der Adresse angekommen, musste hierzu eine passende Frage beantwortet werden, z.B. „Welche Farbe hat das Haus mit der Hausnr. 17 ?“ Lautete die Antwort „gelb“, durfte als nächstes der gelbe Umschlag geöffnet werden, in welchem sich die neue Adresse sowie eine weitere Frage befanden. Nach 6 Stationen fanden die Kinder hinter dem Schulhof die Stelle des „Schokoladenschatzes“, welcher selbstverständlich direkt gehoben wurde.

Weitere Anregungen zum Geocaching findet ihr übrigens auch im Schülerbuch Niko Sachunterricht 4, S. 115.


Achtung Stolpersteine:

  • Sind alle Tablets aufgeladen?
  • Geringe Standortgenauigkeit? Für diesen Fall lohnt es sich, ein Handy mitzuführen, mit welchem man im Notfall einen mobilen Hotspot einrichten kann. Dies hat in der Praxis gut funktioniert. So konnten wir bei einem Gerät die Standortgenauigkeit mit Hilfe des Internetzugangs schnell wieder herstellen.

Der kleine Medienbegleiter

Um den Kindern ihre erreichten Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien transparent zu machen und ihr Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen zu festigen, habe ich für meine Klasse ein kleines Medienbegleitheft zusammengestellt.

Immer, wenn wir im Bereich der Medienkompetenz neue Lerninhalte bearbeiten, dürfen die Kinder einen „Meilenstein“ in ihr Medienheft einkleben. So werden die abgedeckten Kompetenzen des Medienkompetenzrahmens NRW für die Schülerinnen und Schüler verständlich verbalisiert.

Medienkompetenz Meilensteine

Und so gab es nach unserem Geocaching-Abenteuer selbstverständlich die ersten „Meilensteine“, welche ihr am Ende des Artikel auch zum herunterladen und ausschneiden findet.


Einordnung in den Kompetenzrahmen

Der Medienkompetenzrahmen NRW gibt uns verbindliche Standards vor, die von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und erreicht werden sollen. Ich nutze ihn als meinen „Roten Faden“ durch die Unterrichtswelt der neuen Medien. Um den Überblick zu behalten, markiere ich mir nach jeder Unterrichtsreihe, welche Kompetenzen bereits abgedeckt wurden. So weiß ich immer, an welchen Aspekten wir noch arbeiten müssen, und welche „Meilensteine“ bereits erreicht wurden. Durch den spiralcurricularen Aufbau des Kompetenzrahmens können Inhalte prima aufeinander aufbauend und vertieft behandelt werden. Schon jetzt freue ich mich auf unser nächstes digitales Abenteuer mit Tablet und Co.

Schreibt mir doch mal, ob auch ihr auf Schatzsuche mit euren Klassen gegangen seid. Vielleicht habt ihr ja noch weitere Tipps für Apps, Programme oder digitale Tricks und Kniffe beim Geocaching.

Eure Sarah Limberg

Medienkompetenz Rahmen NRW

Medienkompetenz Rahmen NRW



Links zu den Materialien

Danke!
16 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.