23. Oktober 2019
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Ohne Medienkonzept – kein Geld

An immer mehr Schulen wird die Vergabe von Geldern für Ausstattung, Vernetzung und Co. an ein Medienkonzept gekoppelt. Der Druck in den Fortbildungsabteilungen der Länder steigt durch die Häufung an Anfragen aus diesem Bereich. Durch den nahenden Digitalpakt denken immer mehr Schulträger und Schulen um und stellen sich neu auf. Alle erhoffen sich eine bessere Infrastruktur und sehnen sich nach einer besseren Ausstattung. Hierfür werden die Medienkonzepte als Grundlage gefordert (vgl. auch. Auch das noch! – Ein Medienkonzept für unsere Schule Teil 1).

Praktische Tipps dazu auf dem Weg ins „Digitale Zeitalter“ bietet diese Broschüre:
Broschüre Digitales Zeitalter

Eine Checkliste zur Feststellung des aktuellen Stands in der digitalen Entwicklung der eigenen Schule ist hier zu finden.


Qualifikation des Kollegiums

Doch davon nicht genug – es müssen auch alle Kollegen mit ins Boot geholt werden (vgl. Abb. 1, aus dem Blogartikel: Auch das noch! – Ein Medienkonzept für unsere Schule Teil 1 ). Ein wichtiger Bestandteil des Medienkonzepts sollte die Qualifikation des Kollegiums sein. Diesbezüglich ist zunächst eine Bestandsaufnahme über die aktuelle Medienkompetenz der Kolleginnen und Kollegen, aber auch über die Wünsche nach Fortbildung (und Ausstattung) zu erstellen. Welche Teilbereiche hier betrachtet werden können, sind in dem Beitrag „Neue Medien in der Pädagogik – Herausforderungen für eine nachhaltige Mediengrundbildung für pädagogische Fachkräfte“ (S. 37ff.) detailliert erläutert.

Komponenten Medienkonzept

Abb. 1: Komponenten eines Medienkonzepts

Vorrausetzungen vor Ort

Aus rein praktischer Sicht ist es unabdinglich nicht nur diese allgemeinen Kompetenzen (vgl. Abb. 2) in den Fokus zu rücken, sondern auch ganz konkret die Fähigkeiten vor Ort zu beleuchten. Welche Hard- und Software wurde bereits von der Schule angeschafft? Welche Kolleginnen und Kollegen nutzen diese bereits, welche würden sie gerne nutzen? Welche der Kolleginnen und Kollegen sind ggf. soweit fortgeschritten, dass auf sie als Ressource zur Schulung der anderen Lehrkräfte im Rahmen der Digitalisierung der Schule zurückgegriffen werden kann? Welche (digitalen) Interessen sind vorhanden? Diese Fragen sollten vorab geklärt werden.

Medienpädagogische Grundbildung

Abb. 2: Medienpädagogische Grundbildung (nach Buschhaus, Friedrich, Goetz, Schulz, Staemmler & Thiele 2013, S. 41)


Im weiteren Verlauf werden wichtige Meilensteine zur Qualifikation des Kollegiums erläutert:

  1. Gründung einer Medienentwicklungsgruppe zur Steuerung
  2. Netzwerke bilden
  3. Hospitationen
  4. Fortbildungen innerhalb der eigenen Schule
  5. Fortbildungen einzelner Kollegen außerhalb der eigenen Schule

Gründung einer Medienentwicklungsgruppe zur Steuerung

Die Medienentwicklungsgruppe ist als Leitmedium zur digitalen Schulentwicklung ein essentieller Bestandteil und sollte als Teil des Schulleitungsteam agieren. Die Gründung einer Medienentwicklungsgruppe ist hier genauer beschrieben.

Die Einrichtung eines „digitalen Kopfes“ der Schule ist besonders wichtig zur Qualifikation des Kollegiums. Diese Gruppe erhebt den Bedarf, plant und koordiniert Angebote zur Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen an der Schule. Außerdem hält sie sich selbst auf dem aktuellen Stand der Technik und der digitalen Didaktik und behält den Überblick über die verschiedenen Fortbildungsmöglichkeiten auch innerhalb der Fachcurricula.

Abb. 1: Checkliste zur Erstellung einer Medienentwicklungsgruppe (vgl. Auch das noch! – Ein Medienkonzept für unsere Schule)


Bildung von Netzwerken

Eine besonders nachhaltige Fortbildungsmöglichkeit ist die Bildung von Netzwerken. Die Netzwerke können fachspezifisch (z.B. über mehrere Schulen hinweg innerhalb der Fächer), themenspezifisch (z.B. Einsatz von interaktiven Whiteboards) aber auch personenspezifisch (z.B. als Treffen zwischen den Suchtberatern von mehreren Schulen) sein.

Zur Gründung der Netzwerke können weitere Schulen, aber auch Fortbildungsinstitutionen der Länder, Medienpädagogen, Offener Kanal, Universitäten, Lehrerbibliotheken, Mediatheken, Stadtbücherei, Museen und weitere Einrichtungen für einen erfolgreichen Austausch involviert werden. Auch regelmäßige Treffen mit dem Schulträger und weiteren Entscheidungsträgern können die Arbeit im Bereich Fortbildung vorantreiben, da ggf. Gelder für die Fortbildungen freigestellt werden können. Innerhalb der Netzwerke ist es auch sinnvoll, Schülerinnen und Schüler oder Eltern zu involvieren. Über die Netzwerke können Synergien gebündelt werden, um bspw. eine gemeinsame Fortbildung zu generieren.

Netzwerk
Twitterlehrerzimmer

Abb.: Das Twitterlehrerzimmer als externer Fortbildungsort

Als Möglichkeit der überregionalen Vernetzung und der beständigen Weiterbildung dienen soziale Netzwerke, wie bspw. Twitter (s. Abb.). In einem virtuellen Lehrerzimmer stellen Lehrkräfte Ideen aus ihrem Unterricht ein, stellen Fragen oder präsentieren die neuesten digitalen Tools. So ist es möglich, immer auf dem aktuellen Stand der digitalen Entwicklung zu bleiben.


Hospitationen

Hospitationen in der eigenen sowie in anderen Schulen bieten Möglichkeiten über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Von Vorteil ist, dass hier die Kollegen nicht in Bezug auf die reine technische Verwendung einzelner Tools fortgebildet werden, sondern, dass sie die didaktische Verwendung direkt vor Ort beim Einsatz im Klassenraum beurteilen können.

In einigen Bundesländern wird der Blick ins Klassenzimmer auch über die Fortbildungsinstitute organisiert, so zum Beispiel in Schleswig-Holstein. Hier bieten verschiedene Schulen im Rahmen von Schulmedientagen die Möglichkeit an, im Unterricht zu hospitieren. Im Anschluss können die Lehrkräfte dann noch eine Fortbildung durch die Kollegen vor Ort genießen.

Kind tablet Grundschule Klasse

Einsatz digitaler Tools im Klassenzimmer


Fortbildungen innerhalb der eigenen Schule

Durch die vorherige Bestandsaufnahme können auch innerhalb der eigenen Schule Ressourcen genutzt werden, um sich gegenseitig fort- und weiterzubilden. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten wie z.B.

  • das Mediencafé (fester Zeitpunkt vor Ort zum freien Austausch zum Thema digitale Medien)
  • der Medien-Help-Desk (fester Zeitpunkt vor Ort, bspw. jeden Mittwoch in der ersten großen Pause, zur Hilfe für einzelne Lehrkräfte für kleinere Schwierigkeiten wie z.B. Beamer an den Computer anschließen, neues Programm installieren usw.),
  • die Mikrofortbildungen (kurze Fortbildungen durch Lehrkräfte vor Ort, z.B. einmal im Monat 60 Min. zu ausgewählten Themen),
Barcamp Planung
  • die Best-Practice-Station (Ausprobierstationen z.B. im Lehrerzimmer mit wechselnden Angeboten),
  • das Barcamp (ein Lehrerfortbildungstag zum Thema digitale Medien, an dem ein großer Teil der Lehrkräfte des Kollegiums mitwirken, ein Bsp.: Barcamp macht Schule),
  • Teach-the-Teacher (Die Schülerinnen und Schüler der Schule stellen den Lehrkräften zu festen Zeitpunkten neueste Tools vor.),
  • Schulentwicklungstage zum Thema (die gesamte Schule organisiert einen Tag zum Thema),
  • an Konferenzen angehängt (an die Fach-, Klassen-, Lehrer- und Schulkonferenzen werden in kurzen Einheiten z.B. 5-minütige Minifortbildungen angehängt, die für den jeweiligen Teilnehmerkreis relevant sind)

Fortbildungen außerhalb der eigenen Schule

Basis für eine effektive Verankerung der Medienarbeit ist die Mitarbeit des gesamten Kollegiums. Medienbildung kann nicht ausschließlich durch die Medienentwicklungsgruppe innerhalb der Schule initiiert werden, sondern ist Aufgabe jeder Lehrkraft in Schule. Somit ist es von Vorteil innerhalb der Fortbildungsplanung Interessensgebiete zu erkennen und Multiplikatoren fortzubilden. Somit kommt einigen Lehrkräften ein bestimmtes digitales Thema zuteil, indem sie sich außerhalb der eigenen Schule auf dem Laufenden halten und diese Inhalte in die Schule hineintragen. Dies kann bspw. innerhalb der Fachkonferenzen umgesetzt werden oder auch übergreifend wie unter dem Punkt „Fortbildungen innerhalb der eigenen Schule“ geschehen.


Never ending story…

Die Fortschreibung der Fortbildungsplanung zur digitalen Entwicklung innerhalb des Medienkonzepts sollte fester Bestandteil der Fach-, Lehrer- und Schulkonferenzen werden. Bedarfe müssen immer wieder erneut erhoben, Gelder bereitgestellt und/oder gesammelt und Fortbildungsformate auf der Grundlage der in der Medienentwicklungsgruppe zentral organisierten Qualifikationskonzepts der Kolleginnen und Kollegen neu entwickelt werden. Die Weiterentwicklung aufgrund von Fortbildung des pädagogischen Personals sowie die Qualität des digitalen Unterrichts sollte regelmäßig evaluiert und das Fortbildungsangebot flexibel an die Ergebnisse der Evaluation angepasst werden.

Praxis-Tipp: Nicht alles auf einmal umsetzen wollen – erst einmal anfangen und Schritt für Schritt erweitern. Nicht gleich beim ersten Mal aufgeben, sondern weitermachen! Weiterbildung findet ständig statt, selbst wenn nur wenige Lehrkräfte am letzten Mediencafé teilgenommen haben, tut der Flurfunk sein übriges. Versprochen :)


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