4. Februar 2019
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Medien in aller Munde

Ob Ministerium, Schulbehörde oder die Schulleitung selbst – irgendwann steht die Forderung nach einem Medienkonzept für die eigene Schule vor der Tür. Üblicherweise gibt die schulische Struktur, die über Schul-, Lehrer- und Fachkonferenzen organisiert ist, eine aktive Medienkonzeptarbeit zunächst gar nicht vor.

Oftmals machen sich einzelne Lehrkräfte auf den Weg, entwickeln für sich und einzelne Kollegen individuelle Lösungen, tätigen Anschaffungen und hoffen, dass es bald jemanden gibt, der diese Mehrarbeit zum einen würdigt und zum anderen ihnen abnimmt. Ein unbefriedigender Prozess. Auch wenn ein Medienkonzept zunächst einmal weitere Mehrarbeit verspricht, kann es viele der Kleinstprozesse innerhalb der Schule deutlich sichtbar strukturieren.

Hierfür müssen einige Dinge berücksichtigt werden, die im Folgenden beschrieben werden:

  1. Gründung einer Medienentwicklungsarbeitsgruppe
  2. Bestandsaufnahme innerhalb der Schule in Bezug auf Unterrichtsentwicklungs-, Ausstattungs- und Fortbildungsbedarf
  3. Erstellung eines ersten Medienkonzepts
  4. Fortschreibung des Medienkonzepts

Gründung einer Medienentwicklungsgruppe

Grundsätzlich ist die Medienentwicklung innerhalb der Schule essentielle Aufgabe der Schulleitung. Doch die intensive Arbeit sowie der Austausch unter den Pädagogen in Bezug auf Unterrichtskonzepte oder einfach auf praktisch handhabbare Lösungen zur Wartung, Verwaltung von Geräten usw. ist durch die Schulleitung alleine nicht leistbar. Diese sollte eine Medienentwicklungsgruppe gründen, die bestenfalls auch mit Stunden für Medienkonzeptplanung und -weiterentwicklung bzw. -fortschreibung ausgestattet werden.

Die Medienentwicklungsgruppe sollte einen festen Termin für den Austausch vereinbaren und sich regelmäßig treffen. Parallel dazu sollte es auch fester Bestandteil der Fachkonferenzen sein, innerhalb des Fachs über Einsatzmöglichkeiten von digitalen Medien zu diskutieren und ihre Wünsche, Planungen und Ergebnisse an die Medienentwicklungsgruppe weiterzuleiten. Hier können auch digitale Unterrichtseinheiten entwickelt und ausgetauscht werden.

Komponenten eines Medienkonzepts

Komponenten Medienkonzept

Checkliste zur Erstellung einer Medienentwicklungsgruppe:

  • drei bis zehn Personen (je nach Größe der Schule)
  • verpflichtende Termine
  • ständige Unterstützung durch die Schulleitung
  • Verknüpfung zu den Fachkonferenzen

Mediale Bestandsaufnahme an der Schule

Bevor die medienkonzeptuelle Planung so richtig losgehen kann, sollte zunächst eine Bestandsaufnahme erfolgen. Diese sollte die zentralen Komponenten eines Medienkonzepts umfassen. Eine gute Möglichkeit ist es, dafür eine Umfrage im Kollegium zu erstellen (off- oder online).

Einige Bundesländer dafür ein eigenes Umfragetool an (z.B. LeOniE in Schleswig-Holstein). Alternativ kann auf OpenSource Software wie LimeSurvey und weitere Anbieter zurückgegriffen werden. Hierfür sollte dann jedoch berücksichtigt werden, welcher Art sensible Daten abgerufen werden.

Arbeitsgruppe

Die Umfrage innerhalb des Kollegiums sollten bspw. folgende Bereiche berücksichtigen:

  1. Persönliche Einstellung zur Nutzung digitaler Medien im Unterricht
  2. Aktuelles/gewünschtes Nutzerverhalten
  3. Kompetenzen der Lehrkräfte
  4. Aktuelle Ausstattung/Nutzung von Privat- und/oder Schulgeräten bzw. Schülergeräten
  5. Gewünschte Ausstattung
  6. Fortbildungsbedarf/-wünsche
  7. Weiteres …

Es ist außerdem möglich ebenfalls bei den Schülerinnen und Schülern eine Umfrage zu den eigenen medialen Kompetenzen oder zu ihren Ideen zur Nutzung digitaler Medien im Unterricht durchzuführen. Auch die Meinung der Eltern sollte eingeholt werden.


Erstellung eines ersten Medienkonzepts

Die Inhalte eines guten Medienkonzepts sollten sich zwingend auf die Bereiche Unterrichtsentwicklung, Ausstattung sowie Fortbildung beziehen. Die Checkliste beschreibt die einzelnen möglichen Komponenten, die je nach Schulart, Größe der Schule, pädagogischer Ausrichtung usw. eine unterschiedliche Relevanz und Ausprägung besitzen.

Selbstverständlich erstellt sich ein Medienkonzept nicht an einem Tag, sondern sollte Bestandteil einer fortschreitenden Schulentwicklungsplanung und fest in den zeitlichen und finanziellen Strukturen der Schule verankert sein. Das gesamte Kollegium sollte in die Planungsprozesse verbindlich mit einbezogen werden.

Zudem sollte das Konzept kein Staubfänger im Regal der Schulleitung sein, sondern eine echte Hilfestellung für die aktuelle pädagogische Arbeit der Lehrkräfte darstellen. Es sollte ständig aktuell gehalten werden und eine Liste von Ansprechpartner innerhalb und außerhalb der Schule enthalten. Wo und mit wem kann ich eine Einheit zum Cybermobbing gestalten (z.B. mit außerschulischen Partnern), welche Lehrkraft kann mich in eine bestimmte Software einführen (Kollegium innerhalb der Schule), wer hat schon einmal einen Stop-Motion-Film gedreht und kann mir die Technik erklären usw. Auch Unterrichtsmaterialien und -konzepte sollten zentral gesammelt werden.

Ausschnitt Medienkonzept Checkliste

Ausschnitt Medienkonzept Checkliste


Evaluation und Fortführung des Medienkonzepts

Die Medienentwicklungsplanung ist ebenso wie unser pädagogisches Arbeiten eine fortschreitende Entwicklung. Gesetze Ziele in Bezug auf den pädagogischen Einsatz, die Ausstattung oder die Weiterentwicklung der Fortbildung des pädagogischen Personals sollte regelmäßig evaluiert werden. Die Konsequenzen daraus werden innerhalb des Konzepts und der Zeitpläne festgehalten und ebenfalls nach einem bestimmten Zeitabstand (z.B. nach einem Schuljahr) überprüft.

Grundlegend für eine effektive Verankerung der Medienarbeit ist die Mitarbeit des gesamten Kollegiums und die Unterstützung durch die Schulleitung. Medienbildung ist Aufgabe einer jeden Lehrkraft und kann nicht ausschließlich durch die Medienentwicklungsgruppe innerhalb der Schule initiiert werden. Jeder kann einen kleinen Teil dazu beitragen.

Herzlichst

Dr. Lea Schulz

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