18. Dezember 2018
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Kinder sind „Digital Natives“. Sie lernen intuitiv den Umgang mit digitalen Medien kennen und sind dabei in ihren Fähigkeiten den Erwachsenen meist voraus. Doch kann man hierbei schon von Medienkompetenz sprechen? Erklärfilme und Videotutorials bieten vielfältige und kreative Möglichkeiten, die Medien- und Fachkompetenz von Grundschulkindern aufzubauen. Wie das funktionieren kann, zeigt die folgende Artikel-Reihe „YouTube Tutorials in der Grundschule“…


Digital Natives und Digital Immigrants

Aktuelle Grundschüler und Grundschülerinnen gehören einer Generation an, die in einer hochgradig digitalisierten Welt aufwachsen. Sie sind „Digital Natives“. Ein Leben ohne Internet kennen sie gar nicht.

„Gerade die Entwicklung neuer Endgeräte, wie Tablets oder Smartphones, die im Vergleich zu Maus und Tastatur kinderleicht mit dem Finger zu bedienen sind, hat den Zugang zum World Wide Web noch einfacher und auch für die jüngeren Kinder interessant gemacht“
(Jennifer Schatz, 2016: Internetnutzung in der Grundschule. In: Markus Peschel, Thomas Irion [Hrsg.], 2016: Neue Medien in der Grundschule 2.0. Grundlagen – Konzepte – Perspektiven. Frankfurt am Main: Grundschulverband. S. 102.).

Kinder sind ihren Eltern, Lehrern und Lehrerinnen, den sogenannten „Digital Immigrants“, die erst als Erwachsene mit dieser vielfältigen digitalen Welt in Kontakt gekommen sind, häufig in der Fähigkeit voraus, digitale Programme, Geräte und Werkzeuge zu bedienen. Kinder lernen intuitiv den Umgang mit Medien kennen, weil sie dabei unbedarft rangehen und durch „Trial und Error“ sämtliche Bedienelemente erkunden (vgl. Christian Schröder, 2016: Mediale Verantwortung 2.0. In: Markus Peschel, Thomas Irion [Hrsg.], 2016: Neue Medien in der Grundschule 2.0. Grundlagen – Konzepte – Perspektiven. Frankfurt am Main: Grundschulverband. S. 205.).


„Dennoch täuscht der Eindruck, dass die Heranwachsenden durch diesen natürlichen und von Geburt an vorhandenen Zugang viel versierter, offener und intuitiver im Umgang mit dem Internet sind als die Erwachsenen. Empirische Studien, wie beispielsweise die KIM-Studie oder die Bitkom-Studie 2014, zeigen immer wieder auf, dass der von Marc Prensky geprägte Begriff »Digital Natives« und die damit verbundene Unbekümmertheit und Offenheit in der Mediennutzung nicht mit einem kompetenten Umgang gleichgesetzt werden darf“
(Jennifer Schatz, 2016, S. 102.)
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Auch Grundschulkinder müssen ihre Medienkompetenz erst aufbauen und erwerben, denn eine kritische Haltung entwickeln sie durch den unbedarften Umgang nicht (vgl. Christian Schröder, 2016, S. 205.).

Grundschul-Blog, Digital Natives

Abb.: Digital Natives (Foto: Elisabeth Krebs)


Kinder kompetent auf die digitale Welt vorbereiten (?)

Hier soll spätestens die Grundschule ansetzen. Die Kultusministerkonferenz hat in ihrem Beschluss zur digitalen Medienbildung verbindliche Ziele festgelegt. Es ist nun Aufgabe der Lehrkräfte, die Kinder kompetent auf die digitale Welt vorzubereiten. Doch „[w]ie ist es, als Kind ein Smartphone zu nutzen oder sich mit einer Spiele-App zu beschäftigen? Diese Erfahrung haben Lehrerinnen und Lehrer nicht selbst machen können. Nie haben sie das Netz durch Kinderaugen betrachtet – denn diese Technik war schlichtweg nicht vorhanden. Und natürlich gab es auch für sie keine erwachsenen Bezugspersonen, die den sicheren Umgang mit Medien hätten vermitteln können.“ (Lorenz Preuß, Christiana ter Glane, 2016: Durchblick im digitalen Dickicht. In: Grundschule. Heft 5-2016. Westermann. S. 17.). Derzeit tun sich die Grundschulen mit der Einbindung und Nutzung digitaler Medien noch recht schwer. Daher möchte ich in einer Reihe von Blog-Artikeln Möglichkeiten aufzeigen, wie digitale Medienbildung im Grundschulunterricht erfolgen kann. Und zwar über das Medium Video, vorrangig an Beispielen des Mathematikunterrichts.

Grundschul-Blog, digitale Medienkompetenz

Abb.: Digitale Medienkompetenz (Foto: Elisabeth Krebs)


Das Video als digitales Medium

Das Video ist bei weiten kein neues und unbekanntes Medium. Durch die heutigen technischen Möglichkeiten kann es aber durchaus als digitales Medium angesehen werden, da sich vor allem durch die partizipativen Videoportale wie YouTube enorme Potentiale zum Lernen und Erwerben von Fach- und Medienkompetenz ergeben.

„Es gibt zahlreiche empirische Studien, die über die organisatorischen, technischen oder rechtlichen Hindernisse des Einsatzes digitaler Medien in schulischen Lehr- und Lernprozessen berichten und Vorschläge unterbreiten, wie diese gelöst werden können […]. Sie fokussieren allerdings vor allem auf die Sekundarstufe.“
(Andreas Breiter, Ines Averbeck, 2016: Erfolgsfaktoren der Medienintegration in Grundschulen aus der Perspektive der Organisationsentwicklung. Theoretisches Modell der Medienintegration. In: Markus Peschel, Thomas Irion [Hrsg.], 2016: Neue Medien in der Grundschule 2.0. Grundlagen – Konzepte – Perspektiven. Frankfurt am Main: Grundschulverband. S. 65).

Grundschul-Blog, YouTube im Klassenzimmer

Abb.: Das Video-Portal im Klassenzimmer (Foto: Elisabeth Krebs)

So ist es auch mit dem Einsatz von Videoclips. In der Oberstufe sind sie mittlerweile fast nicht mehr weg zu denken, wenn sie jedoch meist nicht direkt im Unterricht eingesetzt, sondern von den Schülern und Schülerinnen selbst zur Selbst-Nachhilfe genutzt werden. Es gibt zahlreiche YouTube Kanäle, die sich auf die Produktion von Lernvideos oder Erklärfilme spezialisiert haben.

Jedoch stets nur ab Klassenstufe 5. Doch auch jüngere Kinder haben schon längst Zugang zu YouTube. Warum also nicht schon in der Grundschule ansetzen und die Kinder die Erfahrung machen lassen, dass YouTube nicht nur zu Unterhaltungszwecken, sondern sogar zu (schulischen und privaten) Bildungszwecken genutzt werden kann? Zum Beispiel für den Mathematikunterricht?


Einsatzmöglichkeiten von Online-Lernvideos

Es ergeben sich trotzdem gleich zu Beginn einige Hürden: Das Angebot an Mathe-Tutorials für den Grundschulbereich ist selten kostenlos oder quantitativ und qualitativ brauchbar. Daher könne es auch in Betracht gezogen werden, geeignete Lernvideos selber zu produzieren.

Daher beschäftige ich mich in meinen Beiträgen mit der Nutzung und den didaktischen Einsatzmöglichkeiten von Online-Lernvideos. Es geht mir hierbei vor allem um die Frage: Wie können Video-Tutorials zum Beispiel im Mathematikunterricht eingesetzt werden?

Aus den Zielvorgaben der KMK zur digitalen Medienbildung, den Inhaltsbereichen und Handlungsfeldern des Paderborner Medienkompetenzmodells lassen sich kreative Einsatzmöglichkeiten für Lernvideos im Grundschulunterricht erarbeiten, indem vorher analysiert wird, was Lernvideos eigentlich sind, wie mit Lernvideos gelernt werden kann, welche Rolle die Onlineplattform YouTube dabei spielt und welche Vorteile das Medium Video gegenüber reinen Sprach-, Text-, oder Bildmedien mit sich bringt. Aber auch, auf welche Probleme und Grenzen man beim Videoeinsatz stoßen könnte.


Video-Tutorials für die Grundschule selber produzieren

Gleichzeitig beschäftige ich mich in meinen Beiträgen aber auch mit der Frage, wie Video-Tutorials zum Beispiel für mathematische Fragestellungen mit wenig Aufwand produziert werden können. Dabei untersuche ich auch, welchen Beitrag selbst produzierte Lernvideos zur digitalen Medienbildung und fachlichen Kompetenz beitragen können. Hier werden didaktische Gründe gesammelt, die dafür sprechen, dass eine Lehrkraft selbst Lernvideos drehen sollte. Aber auch lernpsychologische Vorteile, die sich ergeben, wenn die Lernenden selbst Lernvideos produzieren. Technischen Voraussetzungen und Produktionsbedingungen von Videotutorials in der Grundschule stelle ich ebenfalls in meinen Beiträgen vor, wobei stets der Fokus auf einfache Bedienbarkeit gelegt wird und gerade im Bereich der Software nur auf Programme zurückgegriffen werden, die kostenlos im Internet zur Verfügung stehen und dabei auch möglichst einfach zu bedienen sind (auch für Kinder). Empfohlene Gestaltungskriterien wie auch ein Leitfaden zum genauen Vorgehen beim Erstellen von (Mathe-)Tutorials möchte ich hier ebenso anbieten, wie Hinweise zum Urheberrecht und andere möglichen Probleme und Grenzen.

Grundschul-Blog, Videodreh

Abb.: Beim Videodreh (Foto: Elisabeth Krebs)


Medienkompetenz erweitern mit YouTube

Ich bin selbst eher ein „Digital Immigrant“ und möchte mit meiner Arbeit den Leser, ob nun Lehrkraft, Elternteil oder Dozent/Dozentin der Lehrerbildung, motivieren, die technischen Möglichkeiten der digitalen Medien, ganz besonders die der Lernvideos, in ihren Bildungsalltag zu integrieren. Dies soll ein Beitrag dazu sein, technische und persönliche Hemmschwellen abzubauen und Vorurteile gegenüber YouTube durch neue Sichtweisen auf die Möglichkeiten dieser Plattform zu mildern. Ich möchte zeigen, dass es möglich ist – und didaktisch sinnvoll sein kann – als Lehrkraft allein oder mit den Kindern zusammen, selber Lernvideos zu drehen und damit Bildungsmöglichkeiten zu schaffen, die über das eigene Klassenzimmer hinaus weitreichende Auswirkungen haben können.

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